Zum Verhängnis wurde dem einst so mächtigen Duo die dubiose Zahlung von 1,8 Millionen Euro, die Platini im Jahr 2011 von Blatter (79) angeblich für lange zurückliegende Beratertätigkeiten (von 1998 bis 2002) erhalten hatte.
"Ich bin immer noch der Präsident", sagte Blatter während einer kuriosen Pressekonferenz (hier die gesamte PK im RE-LIVE lesen). In vier Sprachen wies Blatter alle Vorwürfe zurück.
"Ja, verraten - das könnte das richtige Wort sein", sagte Blatter: "Ich war heute sehr traurig. Sonst bin ich das nicht. Aber ich bin auch ein Kämpfer. Es ist nicht möglich, dass diese Angelegenheit so zu Ende geht." Die Ethikkommission könne den Präsidenten gar nicht verbannen.
Geldstrafen für Blatter und Platini
Blatter habe in "seiner Eigenschaft als FIFA-Präsident" die Zahlung bewilligt, "die einer rechtlichen Grundlage im zwischen den beiden Offiziellen am 25. August 1999 schriftlich abgeschlossenen Vertrag entbehrte", teilte die Ethikkommission mit: "Weder in seiner schriftlichen Eingabe noch in seiner persönlichen Anhörung konnte Joseph S. Blatter eine andere rechtliche Grundlage für diese Zahlung nachweisen." Die "Behauptung einer mündlichen Absprache" wurde als "nicht überzeugend" abgewiesen. Platini und seine Anwälte hatten ebenfalls vergeblich versucht, die Kammer von der Belastbarkeit einer mündlichen Vereinbarung zu überzeugen.
"Es tut mir leid, dass ich immer noch ein Punchingball bin. Es tut mir leid für den Fußball. Es tut mir leid für die FIFA. Und es tut mir leid für mich", sagte Blatter: "Michel Platini und ich hatten eine mündliche Vereinbarung, ein Gentlemen's Agreement, das 1998 nach der Weltmeisterschaft abgeschlossen wurde. Ich habe niemals mit Geld betrogen." Er empfinde keine "Schande".
Die Ermittler vermuten Schmiergeld für Blatters Sieg bei der Präsidentschaftswahl 2011. Beide Funktionäre hatten immer wieder die Rechtmäßigkeit der Zahlung beteuert - die Richter entschieden anders. Blatter und Platini haben demnach gegen die Artikel 20 (Angebot oder Annahme von Geschenken oder anderen Vorteilen), 19 (Interessenkonflikt), 15 (Loyalität) und 13 (Allgemeine Verhaltensregeln) des FIFA-Ethik-Codes verstoßen. Für den Vorwurf der Bestechung und Korruption reichten die Beweise in den Augen der rechtsprechenden Kammer nicht.
Blatter wurde zudem zu einer Geldstrafe in Höhe von 50.000 (rund 46.000 Euro) Schweizer Franken verurteilt, Platini muss eine Geldstrafe in Höhe von 80.000 (rund 74.000) Schweizer Franken zahlen.
Blatter: "Wir wurden gemobbt"
"Wir werden umgehend zum Berufungskomitee der FIFA, zum internationalen Sportgerichtshof CAS und zu ordentlichen Schweizer Gerichten gehen", kündigte Blatter an: "Wenn man für acht Jahre suspendiert wird, muss man schon ein sehr großes Verbrechen begangen haben." Schon seine Suspendierung habe "einen Tsunami ausgelöst", sagte der Schweizer: "Es hat viele Kollateralschäden gegeben. In den Familien, auch in meiner Familie. Wir wurden gemobbt. Freunde wurden gemobbt. Die gesamte FIFA-Gemeinschaft ist in einer Krise."
Für Platini ging es dennoch um viel mehr als für Blatter, der im Endeffekt nur noch um einen sauberen Abschied als FIFA-Boss gerungen hatte. Der Franzose wollte mit aller Macht der neue FIFA-Präsident werden, dafür müsste er aber bis zum 26. Januar 2016 nachträglich als Kandidat registriert werden. Als von der Ethikkommission sanktionierter Funktionär ist dies unmöglich. Die Zeit für Einsprüche wird knapp.
"Ich bin schon verurteilt, ich bin schon verdammt", hatte Platini am Samstag in einer von seinen Anwälten verbreiteten Stellungnahme gesagt. Zu seinem Anhörungstermin war der gesperrte Präsident der Europäischen Fußball-Union (UEFA) gar nicht erst erschienen. Dahinter steckte eine durchschaubare Taktik - die Diskreditierung der FIFA-Richter, um so schnell wie möglich die nächsten Instanzen anrufen zu können. Ein Prozessmarathon droht.
Als nächste Instanz müssten beide vor die FIFA-Berufungskommission ziehen, danach stünde der Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof auf dem Programm. Der hat Platinis Einspruch gegen die provisorische 90-Tage-Sperre vom 8. Oktober bereits abgeschmettert. Es sei dadurch kein Schaden für Platini entstanden, hieß es. Nach der Sportgerichtsbarkeit würden ordentliche Gerichte am Zug sein. Der (Image-)Schaden für die FIFA wäre kaum abzusehen.
Dabei hatte sich der Weltverband in den vergangenen Wochen gut auf die Zeit nach Blatter und Platini vorbereitet. Für die Präsidentschaftswahl am 26. Februar 2016 sind fünf mehr oder weniger sinnvolle Kandidaten gemeldet, ein großes Reformpaket soll beschlossen werden, die inhaftierten FIFA-Funktionäre in der Schweiz werden nach und nach an die US-Justiz ausgeliefert.