SPOX: Herr Sauer, Sie begannen Ihre Karriere um die Jahrtausendwende in der Bundesliga bei Dieter Hoeneß als Assistent. Wie war es für Sie im Schatten einer solch großen Persönlichkeit zu lernen?
Sauer: Es war eine spannende Phase. Zu dieser Zeit war neben dem Sportlichen vor allem das Thema Stadionumbau ein großes im politischen Berlin. Neuer Stadionmietvertrag, die Kirch-Pleite. Es war für mich sehr lehrreich und interessant, weil ich viele Dinge lernen konnte und auch mitbekommen habe, um was man sich bei einem Fußballverein alles kümmern musste.
SPOX: Wie bewerten Sie das Ende in Berlin? Der Brief der Geschäftsstelle gegen das eigene Präsidium über die Ausrichtung des Vereins wurde schließlich auch von Ihnen unterzeichnet und sorgte für reichlich Schlagzeilen.
Sauer: Es gab schlussendlich viele unterschiedliche Meinungen, wie der Verein wirtschaftlich, finanziell und sportlich aufgestellt sein muss. Wir waren damals nicht auf Rosen gebettet, aber sind in meiner letzten Saison Vierter geworden. Wir haben fast immer international gespielt. Dennoch gab es auch im Präsidium andere Auffassungen über die Ausrichtung des Vereins. Deswegen kam es zu diesem Konflikt. Ich denke der Weg, den wir über die Jahre eingeschlagen hatten, war gut und sportlich erfolgreich. Dennoch ist es dann auf höchster Ebene eskaliert und deswegen hat Dieter Hoeneß dann auch hingeschmissen.
SPOX: Und Sie flogen wenig später als enger Vertrauter.
Sauer: Es gab eine Richtungsentscheidung. Ich habe mich klar positioniert und das hat dann dazu geführt, dass man sich vernünftigerweise trennt. Sportlich ging es danach für Hertha in eine andere Richtung, weswegen ich denke, dass unser Ansatz nicht ganz falsch war.
SPOX: Dieter Hoeneß wurde dann Boss in Wolfsburg und Sie folgten ihm wieder.
Sauer: Die Position war dort für mich eine ähnliche. Wir haben viel umstrukturiert, was Volkswagen und der VfL auch wollten, weil bei Felix Magath natürlich viel auf eine Person zugeschnitten war. Wir haben neue Leute geholt und die Kompetenzen wieder mehr verteilt.
SPOX: Dennoch kehrte Magath wieder nach Wolfsburg zurück. Hat sich dadurch viel für Sie verändert?
Sauer: Nein, überhaupt nicht. Die Zusammenarbeit lief absolut vertrauensvoll und reibungslos. Geändert hatte sich nur, dass er Trainer und Sportvorstand in Personalunion war und ich nur noch einen Ansprechpartner im sportlichen Bereich hatte. Ich habe aber auch mehr Verantwortung bekommen, da Felix Magath natürlich durch den Trainerjob weniger Zeit für die Managementaufgaben hatte.
SPOX: Wie bewerten Sie ein solches Modell? Ist es sinnvoller, wenn der Trainer gleichzeitig auch als Manager agiert?
Sauer: Es gibt sicherlich Vor- und Nachteile. Heutzutage bleibt ein Trainer im Schnitt vielleicht eineinhalb bis zwei Jahre. Dann wäre es schwierig, wenn ich gleichzeitig auch die sportliche Verantwortung verliere. Ein Verein braucht schließlich eine mittelfristige Planung und ein Sportdirektor muss Entscheidungen für die Zukunft treffen, die über diese zwei Jahre hinausgehen. Sonst kommt keine Kontinuität in den Verein.
SPOX: Allerdings haben Sie nach zwei Jahren ein Angebot von Ralf Rangnick bekommen. Wie kam der Kontakt zustande?
Sauer: Ich kannte Ralf Rangnick schon recht lange, weil er auch ein begehrter Trainer war. Ich hatte gerade Urlaub und er wollte mich für Red Bull gewinnen.
SPOX: War es da klar, ob Sie in Salzburg oder Leipzig arbeiten?
Sauer: Ralf Rangnick wollte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr Trainer sein und die Position als Sportdirektor hatte er bis dahin nicht bekleidet. Er hat mich gefragt, ob ich ihn da unterstützen könnte. Ich bin dann zu Felix Magath gegangen und habe ihm erklärt, dass es für mich eine Chance ist, eine Position mit mehr Verantwortung zu übernehmen. Er wollte mich erst nicht gehen lassen, aber wir haben uns dann darauf geeinigt, dass ich die Transferperiode im Sommer 2012 zu Ende führe und dann zum 1. September offiziell nach Salzburg gehe.
SPOX: An den Transfers von Sadio Mane und Kevin Kampl waren Sie aber dennoch schon beteiligt.
Sauer: Richtig, ich habe mein Büro schon ein paar Tage zuvor bezogen und dabei diese Transfers auch noch schnell mitumgesetzt.
SPOX: Es war absehbar, dass sich Rangnick früher oder später voll auf Leipzig konzentrieren würde. Wurde Ihnen dabei versichert, dass Sie dann sein Nachfolger in Salzburg werden würden?
Sauer: Das hat sich dann so entwickelt und wir hatten dies auch noch gar nicht besprochen. Es musste relativ schnell gehen. Red Bull Salzburg war damals bereits wieder in der Saison und die internationalen Spiele standen an.
SPOX: Rangnick wechselte 2014 nach Leipzig. Wie kann man sich die Zusammenarbeit zwischen Ihnen heute vorstellen?
Sauer: Der Austausch zwischen mir, Ralf Rangnick und auch Christoph Freund (Sportlicher Leiter in Salzburg, Anm. d. Red.) ist natürlich auch durch die Vergangenheit ein guter und vertrauensvoller. Wir tauschen uns da über viele verschiedene Themen aus. Das ist völlig normal. Aber: Red Bull Salzburg und RB Leipzig machen ihre Planungen grundsätzlich unabhängig.
SPOX: Dennoch tauschen Sie sich Woche für Woche miteinander aus? Das ist doch ein Vorteil zwecks möglicher Transfers.
Sauer: Nein, überhaupt nicht. Da gibt es keinen bestimmten Rhythmus. Wir haben natürlich regelmäßig Kontakt, aber das variiert. Manchmal hört man einen ganzen Monat nichts voneinander. Aber klar ist auch, wenn RB Leipzig einen interessanten Spieler sucht, dann laufen die Gespräche nicht viel anders ab, als mit einem anderen Verein.
SPOX: Aber Sie müssen zugeben, dass die Leitung nach Leipzig kürzer ist als zu anderen Klubs.
Sauer: Natürlich laufen diese Gespräche zwischen Ralf Rangnick und mir sehr direkt ab.