Littlehales beim FC Arsenal: Das Lachen der Gunners
Die Mundpropaganda der United-Spieler, die auf Länderspielreisen eine ähnliche Behandlung vermissten, rief andere Premier-League-Klubs auf den Plan, doch längst nicht überall stieß Littlehales mit seinen Ratschlägen gleich auf offene Ohren. Beim FC Arsenal lachten die Spieler über den Schlaftrainer, als dieser ihnen sein Programm vorstellte.
Vielleicht lachten die Spieler, weil seine Ratschläge, gerade was das Zwischengeschlechtliche betraf, so obskur klangen. Denn von gemeinsamen Nächten mit dem Partner in einem Bett hält Littlehales schon rein aus evolutionären Gründen nichts: Dafür seien Mann und Frau nicht geschaffen.
Beim Thema Sex zitiert Littlehales gerne Clemens Westerhoff, der die nigerianische Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 1994 in den USA betreute: "Es ist nicht der Sex, der junge Spieler müde macht. Es ist die nächtelange Suche danach."
Vielleicht lachten sie aber auch, weil seine Lehre vom "richtigen Schlaf", der penible Planung und strikte Disziplin erfordert, ihnen so lächerlich konträr zu dem vorkam, was sie bis dato über Schlaf zu wissen glaubten. Schließlich ist Schlaf doch Erholung und keine Arbeit.
Das Lachen der Gunners wurde für Littlehales zum Wendepunkt. Es war ein Moment, der sich in Littlehales' Gedächtnis eingebrannt hat: "Das war das erste Mal, dass ich mich wie ein Schlaf-Coach gefühlt habe."
CR7 und das Streben nach Mehr
Beim FC Arsenal verstummte das Gelächter, als Thierry Henry intervenierte und seine Teamkollegen maßregelte. Kein Zufall, schließlich ist es dem Gefühl von Littlehales nach zu urteilen oftmals so, dass sich ausgerechnet die besten Spieler für das interessieren, was er zu sagen hat.
Früher oder später musste also auch Cristiano Ronaldo auf den Schlaftrainer aufmerksam werden. Er, der sich schon in Kindheitstagen während des Trainings zu seinen Mitspielern umdrehte und sagte: "Eines Tages werde ich der Allerbeste sein," und der das Wort Erholung als "Schlüsselwort" in seinem Alltag bezeichnet hatte.
2013 wurde Littlehales von Real Madrid konsultiert, um seine Ratschläge bei den Königlichen einzubringen. In Auftrag gegeben hatte das Carlo Ancelotti, der bereits zwei Jahre zuvor beim FC Chelsea mit Littlehales gearbeitet hatte.
Noch heute erinnert sich der 56-Jährige an das erste Treffen mit seinem Klienten: "Er fand meine Arbeit spannend, weil er als Athlet immer weiter an sich arbeiten wollte." Ronaldo sei nicht an Diäten interessiert gewesen oder daran, was andere Sportler machen. "Das Einzige, woran er interessiert ist, ist die Frage: Bringt es mich weiter?"
Mit Blick auf die vergangenen vier Jahre und insbesondere die vergangenen zwei Spielzeiten lässt sich nicht von der Hand weisen, dass sich CR7 aktuell in der besten Form seines Lebens befindet. Vielleicht hat das auch etwas mit seinem Schlafprogramm zu tun, das sich für Normalos mehr nach Arbeit, als nach Erholung anhört.
Bradley Wiggins: Mit 18 Grad und Schaumstoff zum Tour-Sieg
Die Klienten von Littlehales sollen beispielsweise darauf achten, dass die Zimmertemperatur des Schlafgemachs zwischen 16 und 18 Grad Celsius liegt und man selbst in der Fötusstellung einschläft, also zusammengekrümmt in Seitenlage. Außerdem herrscht 90 Minuten vor den jeweiligen Schlafphasen striktes Smartphone-, Tablet- und Fernsehverbot.
Besonders der Schlaf-Untergrund spielt nach Aussage von Littlehales eine entscheidende Rolle: "Ich arbeite seit Jahren mit Team Sky zusammen und bei jeder Tour de France, jedem Giro d'Italia und jeder Vuelta a Espana sorgen wir dafür, dass die Fahrer auf der exakt gleichen Matratze wie in der Nacht zuvor schlafen."
Bei seinem historischen Triumph auf der Tour de France 2012 soll Bradley Wiggins ausschließlich auf den von Littlehales ausgesuchten Schaumstoff-Matratzen geschlafen haben, die nicht dicker waren als zehn Zentimeter. Mehr dürfe es auch gar nicht sein, darauf besteht der Experte.
Littlehales: Profisport ist nur der Anfang
All das lassen Ronaldo und Co. über sich ergehen. Zum Wohle des Erfolgs versteht sich, und um sich später nicht vorwerfen zu müssen, nicht wirklich alles Erdenkliche getan zu haben, um sich weiter zu verbessern.
Littlehales will mit seiner Arbeit ein Umdenken vorantreiben - und das nicht nur im Bereich des Profisports, sondern auch in der Gesellschaft: "Wir müssen alle aufhören, uns Schlaf als diese kuschelige Sache vorstellen, die wir in unseren Pyjamas machen, wenn wir gerade mal nichts Besseres zu tun haben."
In jedem einzelnen 24-Stunden-Zyklus müsse man sich die Zeit nehmen, um sich mental und körperlich zu erholen. "Nur das kann wirklich einen Unterschied machen."