Die Tatsache, dass Milan gegen den FC Liverpool eine 3:0-Führung aus der Hand gegeben hatte, war für die Spieler nur schwer zu fassen: "Als die Tortur hinüber war, saßen wir wie ein Haufen Schwachköpfe in der Kabine des Atatürk Stadions. Wir konnten nicht sprechen. Wir konnten uns nicht bewegen. Sie hatten uns mental zerstört gehabt."
Wie Pirlo schließlich weitermachen konnte
Eine Anekdote bringt Einblicke in sein Gefühlsleben: "Schlafstörungen, Wut, Depression, ein Gefühl des Nichts. Wir haben eine neue Krankheit mit verschiedenen Symptomen erfunden: das Istanbul-Syndrom." In diesem Moment dachte Pirlo auch darüber nach, einen Schlussstrich unter den Fußball zu ziehen: "Ich blickte auf die Endstation: die Reise war hinüber. Die Geschichte war genauso zu Ende wie ich."
Trotzdem konnte Pirlo aus dem schwärzesten Moment seiner Karriere auch etwas Positives ziehen: "Es gibt immer Lehren, die in den dunkelsten Momenten gefunden werden können. Es ist moralisch verpflichtend, tief zu graben und den kleinsten Schimmer Hoffnung oder die Perle der Wahrheit zu finden", sagt Pirlo heute rückblickend.
"Du wirst vielleicht auf eine elegante Phrase stoßen, welche dir im Gedächtnis bleibt und die Reise etwas weniger hart macht. Ich habe das mit Istanbul probiert und bin nicht über die Worte 'Verdammt noch mal' hinausgekommen", so Pirlo.