Zwei Ü70-Jährige bereiten dem FC Bayern München in der laufenden Saison Kopfzerbrechen. Da wäre Jupp Heynckes, der ganz offensichtlich nicht über den Sommer hinaus Trainer sein möchte. Und da ist seit kurzem auch ein gewisser Pini Zahavi, neuerdings Berater von Robert Lewandowski.
Zahavi hat in seinen Jahrzehnten im Fußball zahlreiche Visitenkarten verteilt. Der Israeli kaufte und verkaufte Spieler, Anteile, TV-Rechte und sogar Klubs.
Seine Kontakte reichen vom argentinischen Geheimdienst bis in die israelische Regierung und - das macht Sorgen in München - auch von London über Paris nach Madrid. Mit einem Blick auf seine Vita ist Lewandowski eigentlich nur eine weitere Nummer auf der erstaunlichen Liste an Klienten.
Zahavi kümmert sich um Lewandowski und Neymar
Und doch ist der Fall Lewandowski besonders. Denn Zahavi trat erstmals seit langem wieder ganz aus dem Schatten. Vom einst mächtigsten Mann im Fußball war in den vergangenen Jahren wenig zu lesen. Das bedeutet für den 74-Jährigen zwar immer noch Einnahmen in Millionenhöhe, in Zeiten von Jorge Mendes und Mino Raiola hat seine Berühmtheit aber abgenommen.
Nun ist Zahavi offizieller Berater eines der besten Stürmer der Welt. Das ist ungewöhnlich, war er doch bislang meist mehr Strippenzieher als erster Verhandler. Er fädelte hier und dort einen Transfer ein, die wirkliche Arbeit am Verhandlungstisch überließ er aber oftmals den primären Beratern.
Doch wo Geld zu holen ist, dort ist auch Zahavi zu finden. Im vergangenen Sommer hatte er als Berater der Familie den Transfer von Neymar vom FC Barcelona zu PSG unterstützt - und dabei wohl eine zweistellige Millionensumme eingestrichen. Ein Aufflackern an Präsenz. Vor kurzem wurden Gerüchte laut, dass sich der Brasilianer wieder mit Zahavi traf. Es braucht sich etwas zusammen.
Zahavi war Vorreiter für Spielerberater
Zahavi war einst Visionär und Vorreiter. Er kaufte Anteile an den Transferrechten von Spielern, er holte Roman Abramowitsch in den englischen Fußball, zur WM 2006 versuchte er sich an einem Pay-Per-View-System in seiner Heimat. Mittlerweile ist er alt geworden, dies aber nicht im Sinne eines Rentners, sondern vielmehr eines Altmeisters. Er ist nicht mehr so aktiv, wohl aber noch immer exzellent in seinem Beruf. Das zeigte der Neymar-Transfer.
Zahavi ist ein intelligenter Geschäftsmann und handelt nach dem Motto: "Don't hate the player, hate the game" (Engl: Hasse nicht den Spieler, hasse das Spiel). Ein Spiel, das aber auch zu Teilen von ihm selbst geschaffen wurde.
Zahavi wabert gerne im Schatten. Als Arsenals Ashley Cole einst regelwidrig vom FC Chelsea umworben wurde, kam Zahavi ungeschoren davon. Zwar wohnte er einem Treffen bei, für mehr als ein Jahr wurde aber letztlich nur Coles offizieller Berater gesperrt. Zahavi erklärte: "Ich habe zu diesem Zeitpunkt weder Cole noch Chelsea vertreten."
Ob so ein Vorgehen auch im Jahr 2018 funktioniert, ist aber fraglich. Der Fußball hat sich gewöhnt an schwierige Berater, zwielichtige Gestalten und unlautere Methoden. Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern, schob einem Wechsel von Lewandowski schnell einen Riegel vor. Laut der AS will der FC Bayern gar nicht erst mit Zahavi verhandeln.
Bei diesen Transfers soll Zahavi involviert gewesen sein
Jahr | Spieler | Von | Zu |
1979 | Avi Cohen | Maccabi Tel Aviv | FC Liverpool |
1980 | Barry Silkam | Maccabi Tel Aviv | Manchester City |
1990 | Ronnie Rosenthal | Maccabi Tel Aviv | FC Liverpool |
1997 | Eyal Berkovic | Southampton | West Ham United |
2000 | Rio Ferdinand | West Ham United | Leeds United |
2001 | Jaap Stam | Manchester United | Lazio |
2001 | Juan Sebastian Veron | Lazio | Manchester United |
2002 | Rio Ferdinand | Leeds United | Manchester United |
2003 | Yakubu | Maccabi Haifa | FC Portsmouth |
2003 | Ronaldinho | Paris Saint-Germain | FC Barcelona |
2003 | Juan Sebastian Veron | Manchester United | FC Chelsea |
2004 | Petr Cech | Stade Rennes | FC Chelsea |
2004 | Didier Drogba | Olympique Marseille | FC Chelsea |
2004 | Eyal Berkovic | Manchester City | FC Portsmouth |
2005 | Collins Mbesuma | CS Maritimo | FC Portsmouth |
2005 | Michael Essien | Olympique Lyon | FC Chelsea |
2006 | Carlos Tevez | Corinthians | West Ham United |
2006 | Javier Mascherano | Corinthians | West Ham United |
2006 | Ashley Cole | FC Arsenal | FC Chelsea |
2006 | Avram Grant (Tech. Direktor) | Israel Nationalmannschaft | FC Portsmouth |
2007 | Gonzalo Higuain | River Plate | Real Madrid |
2008 | Javier Mascherano | FC Liverpool | FC Barcelona |
2009 | Zlatan Ibrahimovic | Inter Mailand | FC Barcelona |
2015 | Xavi | FC Barcelona | Al Sadd |
2017 | Neymar | FC Barcelona | Paris Saint-Germain |
Gelingt dem Altmeister Zahavi das Comeback?
Es wird interessant sein zu beobachten, wie das Ringen beider Parteien über die Bühne geht. Scheitert Zahavi letztlich an der, von ihm mitverantworteten neuen Vorsicht und Distanz der Klubs? Oder aber greifen seine Methoden auch noch in der Moderne des Fußballs?
Dies gilt für den Lewandowski-Transfer ebenso wie für Neymar, PSG und Real Madrid. Interessanterweise sind die Königlichen der gemeinsame Nenner dieser Gerüchte. Der Sommer verspricht Spannung.