Schule mit 31, Statistik-Klub Midtjylland, putzen mit Bale - die Geschichte von Tim Sparv

Tim Sparv
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SPOX: Themawechsel: Sie schreiben einen Internet-Blog. Wie sind Sie denn auf diese Idee gekommen?

Sparv: Das ist eine lange Geschichte. Bis ich 24 oder 25 Jahre alt war, brauchte ich nichts anderes als Fußball. Aber dann bekam ich langsam das Gefühl, dass ich mehr aus meinem Leben machen und mein Gehirn öfter stimulieren muss. Ich brauchte noch etwas anderes, sonst wäre ich verrückt geworden. Und deshalb bin ich zunächst wieder zur Schule gegangen.

SPOX: Zur Schule?

Sparv: Mit 16 habe ich in Finnland die erste Ausbildungsstufe abgeschlossen und dann mit der Schule aufgehört, um in die Jugendakademie des FC Southampton zu übersiedeln und mich dort ganz dem Fußball zu widmen. Mit 25 beschloss ich schließlich, meine schulische Ausbildung fortzusetzen und mit dem Gymnasium anzufangen. Das geht sehr flexibel und online, ich mache es ganz entspannt und in meinem eigenen Tempo. Ich muss noch sechs Kurse belegen, dann darf ich zur großen Abschlussprüfung antreten. Sollte ich diese bestehen, dürfte ich mich bei einer Universität einschreiben. Das wäre eine gute Grundlage für die Zeit nach dem Ende meiner aktiven Karriere.

SPOX: Wie haben Ihre Bekannten auf die Schulrückkehr reagiert?

Sparv: Als ich das damals meinen Freunden erzählte, haben sie mich natürlich ausgelacht. Es ist ja schon lustig, dass ich jetzt mit 31 dasselbe lerne wie normale 17- oder 18-Jährige. Ich liebe es aber, mir neue Sachen anzueignen und ich brauche einfach etwas zum Nachdenken, wenn ich vom Training heimkomme.

SPOX: Zurück zu Ihrem Blog.

Sparv: Ich habe immer schon gerne geschrieben und deshalb begann ich vor einiger Zeit, ein- oder zweimal im Monat Kolumnen für eine finnische Zeitung zu verfassen. Dabei geht es um alle möglichen Themen, von Erziehung bis Politik. Und dann kam ich irgendwann auf die Idee, einen eigenen Blog zu betreiben.

SPOX: Was wollen Sie damit erreichen?

Sparv: Für mich ist es eine Plattform, mich auszudrücken und meine Gedanken zu Wort zu bringen. Ich kann dort mit anderen Leuten diskutieren und vielleicht jemanden inspirieren. Da ich meine Texte auf Englisch schreibe, entwickle ich mich auch sprachlich weiter.

SPOX: Wie sieht das Feedback aus?

Sparv: Hauptsächlich positiv und aufmunternd. Mich hat es sehr gefreut, dass Midtjylland einige Blogs von mir an Eltern von Jugendspielern geschickt hat. Einmal hielt ich für unsere Jugendspieler eine Vorlesung darüber, was es bedeutet, ein Fußballprofi zu sein. Dabei ging es um Ernährung, Spielvorbereitung und Freizeitgestaltung.

SPOX: Wie eng ist der Austausch mit den Jugendspielern generell?

Sparv: Wir hatten mal ein halbjähriges Projekt, bei dem einige Profis zu Mentoren für bestimmte Jugendspieler ernannt wurden. Ein, zwei Kollegen und ich haben das nach Ablauf des Projekts einfach weitergeführt. Ich bin der Mentor eines Jungen, der auch aus Finnland kommt, im zentralen Mittelfeld spielt und Linksfuß ist. Das ist eine Win-Win-Situation. Ich schaue mir seine Spiele an, mache Videoanalysen mit ihm und gebe ihm taktische und technische Tipps. So kann er von meinen Erfahrungen profitieren. Ich lerne wiederum, wie ich junge Spieler mit meinen Botschaften erreiche und entwickle so meine Führungsqualitäten weiter.

SPOX: Sie selbst verbrachten Teile Ihrer Jugend beim FC Southampton. Mit 16 übersiedelten Sie alleine von Finnland nach England. Wie war das für Sie?

Sparv: Für einen Jungen aus einem kleinen finnischen Dorf war das natürlich ein großer Schritt, aber gleichzeitig eine der besten Erfahrungen meines Lebens. Es waren Jugendliche aus verschiedensten Ländern dort und wir haben alle zusammen in einem alten Hotel gewohnt. Dort gab es eine Familie, die sich um uns kümmerte und jeden Tag für uns kochte.

Tim Sparv spielte gemeinsam mit Gareth Bale in der Jugend des FC Southampton.
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Tim Sparv spielte gemeinsam mit Gareth Bale in der Jugend des FC Southampton.

SPOX: Wurden von dieser Gruppe noch andere Spieler außer Ihnen Profi?

Sparv: Es waren viele dabei, die später in der Premier League spielten: Gareth Bale, Adam Lallana, Theo Walcott und noch ein paar andere. Wir unternahmen damals viel gemeinsam, waren im Kino, haben Pool gespielt oder Fußball geschaut. Wir hatten aber auch Pflichten und mussten zum Beispiel immer die Kabinen der Profimannschaft putzen.

SPOX: Wie haben Sie Gareth Bale in Erinnerung?

Sparv: Er war sehr geerdet, leise und schüchtern. Keiner von denen, die am Abend ausgebrochen und in einen Club gegangen sind. Am besten in Erinnerung geblieben ist mir, wie unglaublich viele Extra-Schichten Gareth gemacht hat, um Freistöße zu üben. Manchmal habe ich beim Mittagessen aus dem Fenster geschaut und da stand er allein auf dem Platz und hat immer noch Freistöße geschossen.