Erdogan-Klub Basaksehir: Tabellenführung, Altstars, neues Stadion - und keinen interessiert's

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Altstars für den ersten Meistertitel

"Unser Präsident wäre garantiert türkischer Nationalspieler geworden, wenn er eine Fußballer-Karriere eingeschlagen hätte", sagt Trainer Avci. Er muss es wissen, fungierte er nach seinem Abschied von Basaksehirs Vorgängerverein 2011 doch zeitweise als türkischer Nationaltrainer. 2014 kehrte er zu seinem mittlerweile umgekrempelten Stammklub zurück und führte ihn sofort in die Spitzengruppe der Süper Lig. Seitdem landete Basaksehir in jeder Saison in den Top-4 der Tabelle, in der Saison 2017/18 qualifizierte sich Basaksehir erstmals für die Europa-League-Gruppenphase. Das große Ziel ist der erste Meistertitel.

Woher das Geld für die Finanzierung des Aufschwungs genau kommt, ist wie vieles im Klub unklar. "Der Verein hält sich da bedeckt. Man verweist gerne auf den Verkauf von Cengiz Ünder für 13 Millionen Euro an die AS Rom 2017, aber das ist natürlich ein Witz", sagt Demireli. "Die Nähe zur Politik und zur Stadtverwaltung ist nicht von der Hand zu weisen. Es gibt viele entsprechende Sponsoren, zum Beispiel den neuen Istanbuler Flughafen, die Istanbuler Brotherstellung und die Wasserwerke." Seit 2015 fungiert der Krankenhausbetreiber Medipol als Namenssponsor. Dessen Besitzer soll ein Bekannter Erdogans sein.

Seitdem verpflichtet Basaksehir einen berühmten Altstar nach dem anderen. Aktuell stehen Gael Clichy (33), Göhkan Inler (34), Emmanuel Adebayor (34), Eljero Elia (31), Emre Belözoglu (38) und Arda Turan (31), der Erdogan seinen Trauzeugen nennen darf, im Kader. In der aktuellen Transferphase kamen Serdar Tasci (31) und Robinho (34) dazu, Spekulationen gibt es auch über eine Verpflichtung von Mesut Özil. "Die Mannschaft ist nicht perspektivisch, sondern pragmatisch zusammengestellt. Vor ein paar Jahren stand Basaksehir für spektakulären Offensivfußball, aber mittlerweile ist die Ausrichtung ergebnisorientierter", sagt Demireli. Nach 17 Spielen beträgt das Torverhältnis des Tabellenführers 22:8.

Emanuel Adebayor spielt seit Januar 2017 für Basaksehir.
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Emanuel Adebayor spielt seit Januar 2017 für Basaksehir.

Das Ambiente passt nicht zum Anspruch

Eines dieser acht Gegentore fällt beim Spiel Anfang Dezember gegen Sivasspor, Basaksehir verliert mit 0:1 - eine von bisher zwei Saisonniederlagen. Das Ambiente ist nicht nur vor, sondern auch im Stadion trostlos. Auf der Pressetribüne tummeln sich nur vereinzelt Journalisten, die übrigen Ränge sind ähnlich spärlich besucht. Einige aktive Fans stehen auf der Gegentribüne auf Höhe der Mittellinie. Sie singen und hüpfen ein bisschen, der Auswärtsblock ist aber bedeutend lauter. Die Stimmung passt rein gar nicht zum Anspruch des Klubs. Nichts deutet darauf hin, dass hier der aufstrebendste Klub des Landes spielt.

Aus den folgenden drei Spielen holt der Klub immerhin noch fünf Punkte, der Vorsprung auf den Tabellenzweiten Trabzonspor beträgt zur Winterpause sechs Punkte. Äußern will sich über die aktuelle Situation und die Hintergründe kein Vereinsverantwortlicher. "Es ist zu früh, um zu sprechen", heißt es von Seiten der Presseabteilung auf SPOX-Anfrage. "Wir hoffen, bis zum Ende der Saison erfolgreich zu sein. Danach wird jemand unseres Klubs über den Erfolg sprechen." Es wäre ein Erfolg, den Erdogan freuen wird - aber ansonsten nicht viele.