Nach Ihrem Karriereende absolvierten Sie ein Studium der Betriebswirtschaftslehre. Haben Sie nach den beiden misslungenen Stationen überlegt, mit dem Fußball abzuschließen und etwas anderes auszuprobieren?
Ismael: Nein, ich wollte dem Fußball immer treu bleiben.
Körperlich hat Ihnen der Fußball einiges abverlangt, 2009 mussten Sie wegen Knieproblemen Ihre aktive Karriere mit 33 Jahren beenden. Wie steht es aktuell um Ihre Gesundheit?
Ismael: Abstoppbewegungen sind leider nicht mehr möglich, also kann ich heute weder Fußball spielen noch laufen. Fahrrad fahren oder im Winter Snowboarden geht aber.
Bereuen Sie es, dass es so weit gekommen ist?
Ismael: Nein. Ich bin bis an meine Grenze gegangen und als sie erreicht war, habe ich meine Karriere beendet. Da war mir meine langfristige Lebensqualität dann doch wichtiger als das nächste Spiel. Ich bin froh, dass ich noch allein in den Garten gehen kann, um dort mit meinen Kindern zu spielen.
Wie stand es direkt nach dem Karriereende um Ihre Gesundheit?
Ismael: Da ging nichts mehr, nicht einmal Schmerzmittel halfen. Erst ein paar Monate später konnte ich mich wieder normal bewegen und den Alltag ohne fremde Hilfe bewältigen.
Die Leistungsdaten von Valerien Ismael in der Bundesliga
Saison | Verein | Spiele | Tore | Assists |
2003/04 | Werder Bremen | 32 | 4 | 3 |
2004/05 | Werder Bremen | 32 | 4 | 2 |
2005/06 | FC Bayern | 30 | - | - |
2006/07 | FC Bayern | 1 | - | - |
2007/08 | FC Bayern / Hannover 96 | 14 | - | 2 |
2008/09 | Hannover 96 | 4 | - | - |
Zwischen Sommer 2006 und Dezember 2007 machten Sie verletzungsbedingt nur ein Pflichtspiel für Ihren damaligen Klub FC Bayern. Wie hat sich der Verein in der Zwischenzeit um Sie gekümmert?
Ismael: Direkt nach der Operation hat mich Uli Hoeneß im Krankenhaus persönlich besucht und gesagt, dass mich der Klub immer unterstützen wird - und genauso ist es auch gekommen. Der FC Bayern hat mich in dieser schwierigen Zeit mit allem Notwendigen hervorragend unterstützt. Zum Beispiel mit einem kurzen Urlaub als Reha-Pause oder auch einer ärztlichen Zweitmeinung. Einmal ist Uli Hoeneß sogar persönlich mit mir zum Arzt gefahren. Ich fühlte mich einfach nie alleine gelassen.
Welche Rolle hat Hoeneß generell für Sie gespielt?
Ismael: Er war zu meiner Zeit beim FC Bayern wie eine Vaterfigur für mich. Wir Spieler konnten immer zu ihm gehen, egal ob es um Themen auf oder neben dem Platz ging. Wenn es nicht lief, machte er aber knallharte Ansagen.
Die berühmte Abteilung Attacke.
Ismael: Abteilung Attacke heißt für Hoeneß, eine Botschaft rüberzubringen. Das geht in verschiedene Richtungen: mal gegen andere Vereine, mal gegen Schiedsrichter oder auch mal gegen die eigene Mannschaft. Am wichtigsten ist Hoeneß immer, dass die Werte des FC Bayern eingehalten und verteidigt werden.
Sie meinten eben, dass man als Spieler bei allen Problemen zu Hoeneß gehen kann. Ist das nicht gefährlich für den jeweiligen Trainer?
Ismael: Nein, das gehört beim FC Bayern einfach dazu. Wenn es normal läuft, schwächt das den Trainer sicher nicht und hat nur positiven Einfluss.
Im Sommer 2007 wechselte Ihr Landsmann Franck Ribery zum FC Bayern. Haben Sie sich speziell um ihn gekümmert?
Ismael: Bis ich in der Winterpause seiner ersten Saison den Verein verließ, saßen wir in der Kabine nebeneinander. Wir haben immer alle zusammen versucht, ihm zu helfen und ihn zu unterstützen, wo wir nur konnten. Nach meinem Abschied war Daniel van Buyten seine wichtigste Ansprechperson innerhalb der Mannschaft.
Was für ein Typ ist Ribery privat?
Ismael: Franck will immer und überall Spaß haben. Das ist sein Markenzeichen und damit steckt er einen automatisch an. Wenn man ihm den Spaß aber nimmt, dann leidet er richtig.
Mit Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger machten während Ihrer Zeit im Klub zwei spätere Ikonen Ihre ersten Schritte. Wie haben Sie die beiden erlebt?
Ismael: Philipp Lahm hat bereits als junger Spieler immer seine Meinung gesagt und hatte früh eine klare Vision davon, wie man Fußball spielen sollte. Das war beeindruckend. Bastian Schweinsteiger hatte damals schon super technische Fähigkeiten und eine beeindruckende Ruhe am Ball. Zu Beginn spielte er auf dem Flügel, wo ihm zur Weltklasse aber das nötige Tempo fehlte. Deswegen hat er während meiner Zeit im Verein etwas stagniert. Der absolute Durchbruch gelang ihm unter Louis van Gaal, der ihn ins zentrale Mittelfeld beorderte. Das war ein genialer Schachzug.