Thorsten Fink von Vissel Kobe im Interview: "Ich kann Iniesta nicht sagen, du musst um 18.30 Uhr essen"

Von Florian Mesner
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Die Arbeit bei einem anderen Klub wäre für Sie nicht infrage gekommen?

Fink: Ich hätte mit Sicherheit auch noch etwas anderes bekommen, was mehr in der Nähe der Heimat liegt. Es muss aber beidseitig passen und das hat es mit Vissel Kobe.

Gab es Nebenbuhler um den Trainerposten?

Fink: Der Verein hat sich mit mehreren guten Leuten unterhalten, darunter auch Arsene Wenger. Viele wollten diesen Job, aber anscheinend habe ich mich gut genug präsentiert.

Lukas Podolski musste sich einer Ohren-OP unterziehen. Wann rechnen Sie mit seiner Rückkehr?

Fink: Er ist gerade nach Japan zurückgekehrt. Der genaue Heilungsverlauf ist sehr schwer vorauszusagen. Er wird dann sicher auch vier bis sechs Wochen brauchen, bis er wieder richtig fit ist.

Wie wichtig ist er als Aushängeschild des Vereins und wie planen sie die Zukunft mit ihm?

Fink: Wir haben zuletzt viele Ausländer verpflichtet und müssen sehen, wie es um seine Fitness bestellt ist, sobald er wieder da ist. Er war natürlich in dieser Saison als wichtiger Spieler eingeplant. Er ist ein großes Aushängeschild des Klubs, sehr bekannt und sehr beliebt aufgrund seiner Art. Deswegen wollte der Klub ihn auch unbedingt damals verpflichten. Er ist auch weiterhin fest eingeplant als Führungsspieler, aber es hängt natürlich auch von der Ausländerregel ab und wen wir noch abgeben (Es dürfen fünf Ausländer im Kader stehen, drei davon am Spieltag, Anm. d. Red.). Ich plane fest mit Lukas bis zum Ende der Saison.

Podolskis Vertrag läuft noch bis 2020. Wie geht es danach weiter?

Fink: Er selbst hat noch nicht signalisiert, wie seine Zukunft aussehen soll. Er ist aber heiß auf sein Comeback und gibt Gas in der Reha.

Kommen wir zu Ihrem ehemaligen Arbeitgeber, dem FC Bayern: Wie tief ist Ihre Verbundenheit noch zum Verein?

Fink: Nach wie vor groß, das ist doch klar. Wir haben immer wieder Treffen mit ehemaligen Spielern bei Legenden-Spielen. Bald sehen wir uns anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Champions-League-Triumphes 2001. Da wird es eine Feier geben. Ich würde über keinen Spieler, mit dem ich damals den Titel geholt habe, ein schlechtes Wort verlieren. Wir waren eine Familie, es wurde gefeiert und 1999 (der FC Bayern verlor im CL-Finale mit 1:2 gegen Manchester United, Anm. d. Red.) getrauert. Das schweißt zusammen. Ich werde diesem Verein immer verbunden bleiben.

Was trauen Sie den Münchnern nach dem Umbruch im Sommer und den Abgängen von Ribery und Robben zu?

Fink: Dem FC Bayern braucht niemand zu erzählen, wie der Fußball läuft. Sie werden noch für die eine oder andere Überraschung auf dem Transfermarkt sorgen. Sie werden mit Sicherheit versuchen, den Konkurrenzkampf gerade offensiv noch zu verschärfen. Spieler wie Serge Gnabry und Kingsley Coman auf Außen haben eine besondere Klasse. Bayern weiß aber auch, dass sie noch weitere Qualität brauchen in der Breite, wenn sie in drei Wettbewerben über so eine lange Saison dabei sind.

Von vielen Fans wird der bisherige Transfersommer der Bayern kritisch beäugt. Wie bewerten Sie die Aktivitäten?

Fink: Sie glauben ja wohl nicht, dass Vollprofis wie Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge oder Hasan Salihamidzic mit seinem jungen Elan die aktuelle Kadersituation unterschätzen. Da ist genügend Erfahrung und Expertise vorhanden. Ich war jahrelang dort und habe solche Situationen miterlebt. Der FC Bayern weiß genau, was er will.

Sie sind eng befreundet mit Hasan Salihamidzic und haben früher zusammengespielt. Wie sehen Sie die andauernde Kritik an seinem Auftreten und seiner Arbeit?

Fink: Wir unterhalten uns oft und haben einen sehr guten Kontakt. Wir haben damals viele Erfolge zusammen gefeiert und waren bei Auswärtsreisen Zimmerkollegen. Brazzo ist ein Profi, er kennt den Verein auswendig. Wir unterhalten uns auch über seine Arbeit, über einzelne Spieler und tauschen uns diesbezüglich aus. Zumindest so weit, wie er mir gewisse Themen erzählen darf. Er spricht mehrere Sprachen und hat viel Ahnung von der Nachwuchsarbeit. Beim FC Bayern ist es eben so, dass man immer erstmal etwas gewinnen muss, damit man anerkannt wird. Heutzutage reicht da teilweise nicht mal mehr das Double.

Wie schätzen Sie Brazzos Chancen ein, sich in der Führungsebene der Bayern zu etablieren?

Fink: Ich glaube, er hat eine große Zukunft. Ich finde die Philosophie, mit ehemaligen Spielern des Vereins zu arbeiten, komplett richtig. Das war schon immer ein Erfolgsrezept. Nicht jeder ist sofort als Meister vom Himmel gefallen. Je länger er dabei ist, desto besser wird er.

Einer, der den Verein künftig mitgestalten wird, ist Oliver Kahn. Trauen Sie ihm das zu?

Fink: Auf jeden Fall. Er weiß genau, wie der Klub funktioniert und bringt Identität mit. Er hat die Intelligenz, die für diesen besonderen Job nötig ist und besitzt große Ausstrahlung. Mit seinem Charakter ist er der ideale Mann, um den FC Bayern in eine große Zukunft zu führen.

Hat der FC Bayern trotzdem die ganz große Strahlkraft verloren, gerade auf dem internationalen Transfermarkt?

Fink: Das glaube ich nicht. Sie haben die finanziellen Mittel, um international mitzureden. Aber es war zu meiner aktiven Zeit auch schon so, dass Real Madrid beispielsweise ganz andere Möglichkeiten und mehr individuelle Qualität im Kader hatte. Aber, dass sich Leroy Sane mit einem Wechsel aus der Premier League zum FC Bayern beschäftigt, zeigt doch, welche Strahlkraft sie noch haben und dass sie immer noch interessant für die Top-Spieler dieser Welt sind. Sane gehört für mich auf seiner Position zu den drei besten Spielern überhaupt.

Der BVB hat groß investiert. Ist die Gefahr so groß wie seit Jahren nicht mehr für die Münchner?

Fink: Das kann sehr gut sein. Dortmund hat wirklich sehr clever eingekauft und dementsprechend das Zeug, um die Meisterschaft mitzuspielen. Der Weg zur deutschen Meisterschaft führt aber nach wie vor nur über den FC Bayern, da lege ich mich fest.

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