Der Kaufrausch von Kolumbien
Mittlerweile fanden die Verantwortlichen der anderen Klubs Alfonso Seniors Vorgehen nicht mehr verrückt, sondern nachahmenswert. Millonarios größter Rivale im Titelkampf Deportivo Cali verpflichtete mit Valentino Lopez, Guillermo Barbadillo, Luis Salazar, Maximo Mosquera und Manuel Drago innerhalb kürzester Zeit fünf peruanische Stürmer und schuf somit El Rodillo Negro. Die schwarze Dampfwalze. Beide Vereine beendeten die Saison punktgleich und so kam es zu einem Finale mit Hin- und Rückspiel, das die Millonarios gewannen und sich somit zum Meister von 1949 kürten.
In der Folge ahmten immer mehr Klubs das Vorgehen der Millonarios nach, die meisten holten sich gleiche eine Reihe Spieler aus einer Nation. Nuevo Cucuta Deportivo verpflichtete acht Spieler der uruguayischen Weltmeistermannschaft von 1950, Deportivo Pereira die besten verfügbaren Paraguayer und das nur kurze Zeit nach dem vermeintlichen Zwei-Jahres-Ausschluss wieder begnadigte Atletico Junior einige Brasilianer, unter anderem den legendären Heleno de Freitas.
Der Kaufrausch beschränkte sich jedoch nicht nur auf Südamerika: Nach und nach zog es auch europäische Spieler in die aufstrebende Liga. Deportivo Samarios holte gleich 15 Ungarn, darunter mit Gyula Zsengeller einen Superstar der 1930er und 1940er Jahre. Der Club Independiente Santa Fe verpflichtete die Engländer George Mountford und Neil Franklin von Stoke City sowie Charlie Mitten von Manchester United und Deportes Caldas den litauischen Keeper Vytautas Krisciunas, der auf dem Weg zum sensationellen Meistertitel 1950 zum Erfolgsgaranten werden sollte.
Aber schon in der darauffolgenden Saison holten sich die Millonarios um Torschützenkönig Di Stefano und längst mit weiteren prominenten Nationalspielern aus aller Welt verstärkt den Titel zurück. Mittlerweile umfasste die Liga 18 Vereine, 287 der 440 Spieler waren Legionäre. Die Stadien waren ausverkauft und die Spiele weniger Spiele als viel mehr Gesellschaftsevents. Berühmtheiten und solche, die das gerne werden würden, füllten die Tribünen. Es war der Höhepunkt des Hypes.
Der Pacto de Lima und das Ende von Dimayor
Während die Begeisterung in Kolumbien für die neue Liga stetig stieg, wuchs gleichzeitig die weltweite Wut auf die Entwicklungen. Bei der FIFA, weil die Dimayor-Vereine Abstellungen ihrer Spieler für Länderspiele verweigerten und somit vielen Nationalmannschaften ihre wichtigsten Spieler fehlten. Und vor allem bei den abgebenden Vereinen, weil sie ihre besten Spieler reihenweise verloren, noch nicht einmal Ablösesummen kassierten - und nichts dagegen tun konnten.
Im Oktober 1951 kam es schließlich zu einem Kompromiss zwischen Dimayor und FIFA, dem Pacto de Lima. Dimayor bekam die offizielle Kontrolle über den kolumbianischen Ligabetrieb und die Vereine durften ihre Spieler bis Vertragsende oder maximal 1954 behalten, mussten sie aber anschließend ohne Ablösesummen an ihre vorherigen Arbeitgeber zurückgeben. Gleichzeitig kehrte Kolumbien in die FIFA zurück.
Die Millonarios nutzen die verbliebenen Jahre mit ihren Stars, um 1952 und 1953 zwei weitere Meistertitel zu gewinnen und dazwischen nach Europa zu reisen, wo sie im Estadio Santiago Bernabeu Real Madrid mit 4:2 besiegten. Viele der übrigen Klubs gerieten ob der Abgangswelle und des nahenden Endes des Hypes in Finanzprobleme, gingen in Konkurs oder fusionierten. Und ab 1954 versank der kolumbianische Fußball wieder in unbeachteter Mittelmäßigkeit.
Kolumbiens Meister der El-Dorado-Zeit
Saison | Meister |
1948 | Independiente Santa Fe |
1949 | CD Los Millonarios |
1950 | Deportes Caldas |
1951 | CD Los Millonarios |
1952 | CD Los Millonarios |
1953 | CD Los Millonarios |
1954 | Atletico Nacional |