Robert Lewandowski hat mit dem FC Bayern München im Kalenderjahr 2021 die deutsche Meisterschaft, die Klub-WM und den DFL-Supercup gewonnen, Lionel Messi mit dem FC Barcelona den spanischen Pokal und mit der argentinischen Nationalmannschaft die in Europa etwas unterschätzte Copa America. Lewandowski hat 64 Treffer erzielt und im Mai den doch nicht ewigen Bundesliga-Torrekord von Gerd Müller gebrochen. Messi traf nur 41 Mal, lieferte dafür aber mehr Assists. Auf dem Weg zu seinem lange ersehnten ersten Copa-Sieg steuerte er neun Scorerpunkte bei. Geht es um Titel und ihren zählbaren Beitrag dazu, hätten beide die Auszeichnung verdient.
Lewandowski ragt dagegen heraus, wenn es um die Arbeit gegen den Ball und die Bereitschaft zum so wichtigen Pressing geht. Im Laufe dieses Jahres war er zudem konstanter, Messi hat nach seinem spektakulären Sommer-Wechsel von Barcelona zu Paris Saint-Germain nachgelassen. In Anbetracht dessen hätte es Lewandowski etwas mehr verdient.
Der logische Sieger ist aber Messi. Gibt es nämlich keinen ganz eindeutigen Triumphator - wie es Lewandowski im vergangenen Jahr gewesen wäre, als der Titel nicht vergeben wurde, und wie es Luka Modric 2018 gewesen ist - entscheiden im Zweifel weichere Faktoren. Der Fußball ist längst größer als der Sport Fußball und das macht sich zwangsläufig in allen Bereichen bemerkbar, auch bei individuellen Auszeichnungen. Egal ob von Fans, Spielern, Trainern oder Journalisten vergeben. Es ist eine Entwicklung, die man schlecht finden darf und vielleicht auch sollte. Es ist aber eine Entwicklung, die Tatsache und wohl nicht mehr aufzuhalten ist.
Ballon d'Or: Messis und Ronaldos Nachfolger stehen bereit
Immer mehr geht es im Fußball um Marken, die über den Fußball und auch über dessen Kerngebiete Europa und Südamerika hinweg bekannt sind. Eingesetzt hat diese Entwicklung mit dem Aufkommen von Messi und dessen ewigem Widersacher Cristiano Ronaldo vor rund 15 Jahren. Jeder Satz und jede Geste von ihnen ruft Interesse hervor. Ihre Reichweite in den sozialen Netzwerken tut ihr Übriges. Sie haben die größte Lobby aller Fußballer.
In dieser Hinsicht liegt Lewandowski weit zurück, bei der Welt-Währung Instagram-Follower beispielsweise um das mehr als Zehnfache hinter Messi. Lewandowski weiß um die Wichtigkeit dieser Aspekte Bescheid, versuchte er in den vergangenen Jahren doch aufzuholen. Er baute sich ein Geschäftsimperium auf, er kreierte einen eigenen Torjubel, er intensivierte seine Social-Media-Präsenz und präsentierte dort zunehmend Lifestyle-Inhalte, gerne an der Seite seiner Frau. Es ist aber wohl zu wenig und zu spät. Lewandowski ist auch schon 33 Jahre alt. Er wird sich keine weltweite Lobby wie sie Messi und Ronaldo haben mehr aufbauen können.
Beerbt werden die beiden in ihren exponierten Rollen eher von den Spielern, die im diesjährigen Ballon-d'Or-Ranking auf den Plätzen neun und elf landeten: Kylian Mbappe (22) und Erling Haaland (21). Sie haben mit ihrer Art und Reichweite auch das außersportliche Potenzial, zu den prägendsten Fußballern der nächsten Dekade zu werden.
Um Auszeichnungen wie den Ballon d'Or zu bekommen, reichen diese weichen Faktoren alleine aber glücklicherweise nicht aus. Absolute Grundvoraussetzung dafür ist weiterhin die Kombination aus herausragenden individuellen sportliche Leistungen und wichtigen Titelgewinne im Mannschaftsverbund. Das hat in diesem Kalenderjahr übrigens auch der Sieger Messi vollbracht, der sechstplatzierte Ronaldo dagegen eher weniger.
Ballon d'Or: Die Top 10 im Überblick
Platz | Name | Verein | Punktzahl |
1 | Lionel Messi | FC Barcelona, Paris Saint-Germain | 613 |
2 | Robert Lewandowski | FC Bayern München | 580 |
3 | Jorginho | FC Chelsea | 460 |
4 | Karim Benzema | Real Madrid | 239 |
5 | N'Golo Kante | FC Chelsea | 186 |
6 | Cristiano Ronaldo | Juventus Turin, Manchester United | 178 |
7 | Mohamed Salah | FC Liverpool | 121 |
8 | Kevin De Bruyne | Manchester City | 73 |
9 | Kylian Mbappe | Paris Saint-Germain | 58 |
10 | Gianluigi Donnarumma | AC Milan, Paris Saint-Germain | 36 |