"Sexismus ist Teil der Kultur des Vereins", sagte eine von elf befragten, aber namentlich nicht genannten Ajax-Mitarbeiterinnen der Zeitung NRC Handelsblad. Demnach habe sich im Verein nicht nur Overmars eklatante Verfehlungen geleistet.
Die Zeitung, die seit Dezember zu den Vorfällen beim niederländischen Spitzenklub recherchiert, beruft sich in den jüngsten Veröffentlichungen unter anderem auf WhatsApp-Chatverläufe. Eine Angestellte sei beispielsweise heimlich fotografiert und dann in einem Chat von Männern beurteilt worden.
Overmars sei vereinsintern als "geiler Cousin" bekannt gewesen. Der 48-Jährige, der bei Ajax wegen des Versendens unangemessener Nachrichten an Kolleginnen gehen musste, schickte offenbar Bilder seiner Genitalien an mehrere Frauen im Klub. Unter anderem von einer Toilette auf dem Vereinsgelände aus.
Die befragten Mitarbeiterinnen berichteten von einer "Schwanz-Kultur" bei Ajax. Neben Overmars hätten sich auch andere Mitarbeiter häufig unangebracht und inakzeptabel gegenüber den Frauen im Verein geäußert. Dies sei jedoch stets ohne Konsequenzen geblieben. Auch ein namentlich nicht genannter Spieler soll in den Skandal verwickelt sein.
"Bei Ajax musst du als Frau eine ganz dicke Haut haben. Wenn du die nicht hast, gerätst du schnell unter Druck", sagte eine der Frauen: "Es ist ein enormes Machtverhältnis." Wer dies nicht akzeptiere, sei ganz schnell seinen Arbeitsplatz los.
Overmars droht offenbar lebenslanges Berufsverbot
Laut De Telegraaf droht Overmars nun ein lebenslanges Berufsverbot in den Niederlanden. Die Entschuldigung im Zuge seines Rücktritts dürfte ihm dabei wenig helfen. "Ich schäme mich. Mein Verhalten ist für jemanden in meiner Position sicher inakzeptabel. Ich habe leider nicht verstanden, dass ich damit eine Grenze überschreite. Das wurde mir in den vergangenen Tagen klargemacht", so Overmars.
Ajax-Geschäftsführer Edwin van der Sar kündigte mittlerweile an, den Frauen bei Ajax in Zukunft einen sicheren Arbeitsplatz bieten zu wollen.
"Das ist einfach katastrophal, vor allem für die Opfer und vor allem für die Frauen und ihr Leid", sagte Ajax-Trainer Erik ten Hag gegenüber ESPN: "Ich war völlig überrascht, als ich davon erfuhr. Deswegen trifft es mich so hart."