Schenkt man der Facebook-Seite seiner Agentur Glauben, arbeitet Gregoire Akcelrod heute als Spielerberater und betreibt "strategisches Karrieremanagement". Wenn man weiß, wie er sich trotz mangelnden Talents einst sogar Verträge als Fußball-Profi ergaunerte, sollte das eigentlich ziemlich erfolgreich laufen.
Wie so viele Jungs auf der ganzen Welt hatte auch der 1982 im Pariser Vorort Saint-Germain-en-Laye geborene Akcelrod den Traum, Profi zu werden. Die ersten Schritte, sich diesen Traum zu erfüllen, unternahm er beim örtlichen Verein. Mit Talent war er allerdings nicht beschenkt worden - stattdessen war er so schlecht, dass ihm sein Vater nach dem Besuch eines Spieles das Fußballspielen im Alter von zehn Jahren verbot.
"Greg, ich bin so sauer. Du bist so schlecht, so faul - ich will dich nie wieder auf einem Fußballplatz sehen", sagte sein Vater damals, wie Akcelrod einst der Daily Mail erzählte. Fußballspielen beschränkte sich fortan auf das Kicken im heimischen Garten.
Den Traum, Profi zu werden, gab Akcelrod aber trotzdem nie auf. Er wollte seinem Vater beweisen, dass er es schaffen kann. Er entwickelte eine Idee, die so dreist war, dass man kaum glauben kann, dass sie funktioniert - das tat sie aber!
Akcelrod gibt sich als PSG-Spieler aus
Akcelrod kreierte eine Fake-Website, auf der er sich als Spieler der Reserve von Paris Saint-Germain ausgab, er fälschte lokale Zeitungsartikel, in denen er die Namen der damaligen Stars mit seinem überschrieb. Zudem stahl er sich in das Stadion von PSG, den Parc des Princes, um dort vor dem Vereinslogo in einem Trikot mit seinem Namen auf dem Rücken Fotos für Autogrammkarten zu schießen.
Es folgte die wohl aufwändigste Eigenbewerbung in der Geschichte des europäischen Fußballs: Akcelrod wollte hoch hinaus, er schickte seine gefakete Website und sein Bewerbungsschreiben nicht an irgendwen, sondern auch an Top-Klubs wie den FC Arsenal, den FC Chelsea oder Manchester City. Von diesen gab es es allerdings Absagen.
Da sich seine verhältnismäßig reiche Familie zu dieser Zeit von ihm abgewandt hatte, weil er mit 20 Jahren immer noch keine Arbeit hatte, sah Akcelrod den Fußball als letzte Chance an, noch etwas aus seinem Leben zu machen.
Erstes Probetraining bei Swindon Town
Die Chance dazu bekam er von Swindon Town. Beim damaligen englischen Zweitligisten erhielt der defensive Mittelfeldspieler, als solch einen bezeichnete sich Akcelrod selbst, im Jahr 2003 die Chance auf ein Probetraining. "Am ersten Tag des Probetrainings war ich physisch so unfit und taktisch völlig verloren", schrieb Akcelrod in seinem Buch "Pro a tout prix" (Profi um jeden Preis). "In einem Trainingsspiel spielte der Torwart einen langen Pass auf mich. Ich wollte köpfen, aber der Ball traf mich voll im Gesicht - alle brachen in Gelächter aus", so Akcelrod weiter. Zu einem Vertrag bei Swindon Town reichte sein Können nicht.
Bei anderen Klubs schaffte er es aber tatsächlich, sich als Spieler einzuschleichen. So spielte er beispielsweise für Racing Club Paris, 2004 als Halbprofi beim höherklassigen belgischen Amateurklub RUS Givry, im folgenden Jahr beim FC Cwmbran in Wales und 2011 beim kanadischen Erstligisten Mississauga FC.
2009 schien es dann so, als sollte Akcelrod mit all seiner Schummelei den Jackpot geknackt haben. Im Glauben daran, dass er ein Spieler der Reserve von PSG sei, lud ihn der gerade für die Champions League qualifizierte bulgarische Top-Verein ZSKA Sofia zu einem Probetraining ein.
ZSKA Sofia bietet Vierjahresvertrag an
"Das Probetraining dauerte zwei Tage. Nach dem zweiten Tag wurde mir gesagt, dass mir der Trainer einen Vierjahresvertrag mit einem monatlichen Gehalt von 20.000 Euro geben will. Sie wollten mich und machten Fotos von mir im ZSKA-Trikot. Sie haben auf ihrer Website veröffentlicht, dass Akcelrod unterschrieben hat", erinnert sich Akcelrod.
Zum großen Pech für den "Möchtegern-Profi" wurde aus dem Deal nichts. Was war passiert?
ZSKA-Fans fragten in PSG-Internetforen, was sie von Akcelrod als einem ihrer ehemaligen Spieler halten. "Akcelrod? Wer soll das sein, nie etwas von dem gehört", antworteten die meisten PSG-Anhänger. ZSKA-Fans gaben diese Informationen sofort an bulgarische Journalisten weiter.
"Nach dem Frühstück am nächsten Tag sagte keiner mehr Hallo zu mir. Als ich auf den Trainingsplatz gehen wollte, sagten mir die Verantwortlichen, dass draußen ein Taxi auf mich wartet", berichtete Akcelrod. Der Schwindel war aufgeflogen und damit auch Akcelrods Chance, sich den ganz großen Traum vom Profi zu erfüllen.
Seine Fußball-Odyssee war damit aber noch nicht beendet. Er spielte in der Folge in Kanada und auch noch in Kuwait und China.
"Es war ein aufregendes Leben. Für mich geht es im Leben nicht darum , den ganzen Tag vor dem Computer oder dem Fernseher zu sitzen. Für mich ging es beim Fußball nie ums Geld. Ich wollte die Welt entdecken und Menschen kennenlernen. Das habe ich gemacht", so Akcelrod.