Schlimmer als eine Niederlage gegen den Stadtrivalen auf dem Rasen mitzuerleben, ist es nur, das Schlamassel von der Ersatzbank zu verfolgen. Chelsea verlor am Sonntag mit 0:1 gegen Arsenal und Denis Zakaria schaute 90 Minuten lang zu.
Graham Potter, der mittlerweile minder beliebte Nachfolger von Thomas Tuchel bei den "Blues", hatte anscheinend keine Verwendung für seinen Schweizer Mittelfeldspieler. Das berechtigt zur Frage: Quo vadis, Zakaria?
Noch wenige Tage zuvor gab es Lob aus der Ex-Profi-Riege. Joe Cole, einstmals Kreativgeist bei Chelsea, bescheinigte Zakaria, der "perfekte Partner für Jorginho" zu sein. Der italienische Europameister scheint in Abwesenheit von N'Golo Kanté noch nach dem richtigen Tanzpartner im zentralen Mittelfeld zu suchen.
Beziehungsweise Potter sucht nach dem passenden Puzzleteil neben Jorginho. Nach Zakarias Debüt am Mittwoch gegen Dinamo Zagreb in der Champions League, das der Schweizer sogar mit einem Tor krönte, kam gegen Arsenal wieder Ruben Loftus-Cheek zum Einsatz. Als Einwechsler erhielt Mateo Kovačić seine Chance.
Zakaria sagte nach dem 2:1 gegen den kroatischen Meister noch im Überschwang: "Ich hoffe, ich werde noch viele Spiele vor diesen Fans spielen." Immerhin hatte er zwei Monate auf seine ersten Einsatzminuten warten müssen. Aber Perspektiven können sich von der Ersatzbank verändern. Ebenso ein Tapetenwechsel. Aller Voraussicht nach wird Zakaria für die Schweiz bei der WM in Katar spielen. Was danach folgt, scheint aktuell ungewiss.
Zur Erinnerung: Zakaria hatte im Januar Borussia Mönchengladbach nach 146 Pflichtspielen in Richtung Italien zu Juventus verlassen. Da sein Vertrag zum damaligen Zeitpunkt nur noch ein halbes Jahr lief und eine Verlängerung von Spielerseite ausgeschlossen wurde, mussten die Turiner eine moderate Ablösesumme von zehn Millionen Euro bezahlen.
Nach seiner Verpflichtung kam Zakaria angesichts einiger Verletzungssorgen und offensichtlicher Unterperformance im Juve-Mittelfeld zu acht Startelfeinsätzen in 13 Partien, für die er fit gemeldet war.
Gladbach hätte "Zakaria gerne wieder"
Zakarias Timing war im ersten halben Jahr seiner Post-Gladbach-Zeit perfekt. Allerdings schien Juventus nicht vollends vom Schweizer überzeugt, verpflichtete im Sommer Paul Pogba und Leandro Paredes und war offen für Angebote. Kurz vor Ende des Transferfensters wurde eine Leihe mit Chelsea vereinbart, nur sechs Tage später war Tuchel nicht mehr Trainer an der Stamford Bridge.
Seitdem war Zakaria regelmäßig Teil des Spieltagkaders, aber seine ersten Minuten sammelte er erst gegen Zagreb. Potter lobte danach sogar dezidiert die Trainingsleistungen des Schweizers, der seinerseits zugab, dass "es nicht einfach ist, von der Bank aus zuzusehen."
Mehr als 900 Minuten musste er in dieser Saison bereits im Chelsea-Trainingsanzug von außen zuschauen. In dieser langen Zeit wird Zakaria vielleicht so manches Mal an den Borussia-Park gedacht haben. Die Fohlen haben ihm nicht das Salär bezahlt, dass Juventus beziehungsweise Chelsea auf den Tisch legen, aber immerhin durfte er Fußball spielen.
Zwangsläufig wurde Borussia-Manager Roland Virkus zu einer möglichen Rückkehr des einstigen Defensivankers gefragt. "Klar hätten wir Zakaria gerne wieder hier. So einen Spieler, der mit seinem Tempo viele Situationen reparieren kann, würde immer helfen", sagte Virkus unverhohlen. Man wolle im Kader noch ein paar Skills hinzufügen, Schnelligkeit helfe in allen Mannschaftsteilen auch und ein gesunder Konkurrenzkampf sei enorm wichtig.
Über "Skills" verfügt Zakaria nachweislich. Sein Tempo sieht er selbst als eine seiner großen Stärken. Und den Konkurrenzkampf im Mittelfeld würde sein Wechsel auch erhöhen. Trotz des Ausfalls von Florian Neuhaus stehen im Fohlen-Zentrum mit Christoph Kramer, Julian Weigl und Manu Koné ambitionierte Sechser, die sich mit Zakaria um zwei Plätze streiten könnten.
Darüber hinaus wird Koné aufgrund seiner Leistungen in den Fußstapfen Zakarias das Interesse etablierter Champions-League-Teilnehmer und von Manchester United nachgesagt.
FC Chelsea: Kanté und Kovačić sind anfällig
Aber würde Chelsea den Schweizer überhaupt im Januar ziehen lassen? Wenngleich bereits über eine vorzeitige Auflösung der Leihe spekuliert wird, ist von der Stamford Bridge zu hören, dass das Projekt Zakaria noch nicht aufgegeben wurde. Der starke Auftritt gegen Zagreb hat dem 25-Jährigen neuen Kredit eingebracht. Und die hartnäckige Oberschenkelverletzung von Kanté sowie die Anfälligkeit von Kovačić zwingt die Verantwortlichen dazu, mit einer dicken Personaldecke im Mittelfeld zu planen.
Zakaria würde wohl nur die winterliche Freigabe erhalten, sollte entsprechender Ersatz bereitstehen. Da die "Blues" allerdings mehr Baustellen als der Hammersmith and Fulham Borough Council zu beheben haben, sollte sich das Augenmerk zunächst auf andere Kaderbereiche richten. Für Zakaria würde das wiederum bedeuten, dass er sich von der Ersatzbank durch- und in die Startelf reinbeißen müsste. Undenkbar scheint das angesichts der jüngsten Leistungen des zweifachen Champions-League-Siegers nicht.
Zakaria könnte aufgrund seiner Laufstärke eigentlich - wie bereits von Joe Cole impliziert - ein perfekter Partner für Jorginho sein, der eher zur statischeren Sechser-Sorte gehört. Was Zakaria jedoch im Vergleich zu einem Kanté abgeht, ist der Zug nach vorn und der Instinkt für offensive Vorstöße in sich bietende Lücken.
Kanté ist ein grandioser Balancespieler - Zakaria hat eher den intrinsischen Impuls, für defensive Stabilität sorgen zu wollen. Nicht ohne Grund wurde er in Gladbach sogar einige Male als Zentralverteidiger in einer Dreierkette aufgeboten. Trotz dieser Nachteile gegenüber einem der besten zentralen Mittelfeldspieler der letzten Jahre ist Zakaria keineswegs ohne mittelfristige Chance auf einen Startplatz.
Der Weg dorthin könnte trotzdem noch beschwerlich werden. Sollte Chelsea doch im Januar den Stecker ziehen und die Leihe vorzeitig beenden, würde aber ohnehin zunächst Juventus auf den Plan treten. Der Vertrag mit den Turinern endet erst 2026. Zakaria hatte sich vor zehn Monaten für ein langfristiges Engagement entschieden und ist nun für den Moment dazu verdammt, sich irgendwie in eine bessere Position zu bringen.
Champions League: Die Achtelfinal-Paarungen im Überblick
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