Argentiniens Mega-Talent Ezequiel Cirigliano: Der Absturz des "Chefchens"

Von Daniel Buse
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© imago images

Die Erwartungen waren riesig - und sie wurden nie erfüllt. Argentiniens Mega-Talent Ezequiel Cirigliano zerbrach an seinem Scheitern.

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Ezequiel Cirigliano sah auf den ersten Blick so aus, als ob er gerade auf dem Weg zum Fußball-Training gewesen war. Die Haare lagen, der Ohrstecker blinkte, über seinem Trikot trug er eine Daunenjacke eines bekannten Ausrüsters, die Jogginghose stammte aus der Kollektion der Boca Juniors.

Auf den zweiten Blick passte aber einiges nicht zusammen: Das Trikot war von Paris Saint-Germain - und Cirigliano hatte in seiner Karriere für River Plate gespielt, den Boca-Erzfeind. Außerdem hatte er eine Schramme im Gesicht und sah nicht gerade glücklich aus. Das hing damit zusammen, dass Cirigliano eben nicht auf dem Weg zum Training gewesen war, sondern mit einer geladenen Schusswaffe in der Hand von der Polizei aus einem fremden Haus entfernt worden war. Das traurige Foto nach seiner Verhaftung machte im August 2022 in Argentiniens Medien schnell die Runde.

Die Geschichte, wie es so weit kommen konnte, ist genauso traurig wie Ciriglianos Miene auf dem Polizeifoto. Schon mit 18 Jahren trumpfte er für River, einen der beiden Großklubs in Buenos Aires, mächtig auf. Er sollte der Erbe von Vereinslegende Javier Mascherano werden, der dort seine Weltkarriere begonnen hatte. "El Jefecito", "das Chefchen", nannten ihn die Fans liebevoll.

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© Police

Verona schickt Cirigliano zurück nach Argentinien

Alles lief nach Plan - auch der Schritt nach Europa klappte für den defensiven Mittelfeldspieler: Mit 21 Jahren ging es für ihn zu Hellas Verona in die Serie A, per Leihgeschäft. Auch Mascherano hatte einst nicht bei einem absoluten Top-Klub in Europa begonnen, sondern sich nach dem Start bei West Ham langsam hochgearbeitet. So weit, so gut.

In Verona lief es aber sportlich nicht mehr nach Plan: Nur 13 Einsätze bekam er in der Saison 2013/14 bei den Nord-Italienern, die ihn nur allzu gerne wieder nach Argentinien zurückschickten. Dort fasste Cirigliano nicht mehr Fuß - auch aus gesundheitlichen Gründen, wie seine Mutter bei Radio La Red sagte. "Er leidet seit mehr als zehn Jahren an Depressionen", erklärte Flavia Cirigliano. Dazu kämen nach Angaben des heute 31-Jährigen noch schizophrene Episoden.

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© getty

Schwere psychische Erkrankungen, die auch das Gericht überzeugten, Cirigliano für schuldunfähig zu erklären und ihn nach zwei Monaten freizulassen. "Der Ort, an dem er nun aufgenommen wird, steht bereits fest, ebenso wie der Psychologe, der ihn behandeln wird", deutete seine Mutter eine längere stationäre Behandlung des einstigen Mega-Talents an.

Dass sich Cirigliano irgendwann wirklich wieder auf den Weg zum Training machen kann, ist laut Flavia die größte und vielleicht einzige Chance für ihren Sohn, wieder in seinem Leben zurechtzukommen. "Er muss zurück zum Fußball. Er liebt ihn einfach. Er hat als kleiner Junge immer mit einem Ball geschlafen", berichtete sie. Sollte es so kommen, dann werden mit Sicherheit schönere Fotos von Ezequiel Cirigliano in Trikot und Jogginghose die Runde machen.

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