Dele Alli gibt erschütterndes Interview: Rauchen, Drogen, Alkohol und sexuelle Belästigung

Von Andreas Koenigl und Richard Martin
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Dele Alli hat Gary Neville ein schockierendes Interview gegeben, in dem er über seine schwierige Jugend und seinen Kampf mit der Sucht berichtete.

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Um Dele Alli war es zuletzt ruhig geworden. Einst als eines der größten Mittelfeldtalente auf diesem Planeten gefeiert, stagnierte die Karriere des Engländers in den vergangenen Jahren. Nun machte der 27-Jährige wieder Schlagzeilen - aber nicht auf dem Platz, sondern mit einem schockierenden Interview über seine schwere Kindheit.

"Um ehrlich zu sein, habe ich bisher nicht viel darüber gesprochen. Es gab ein paar Vorfälle, die einem ein Verständnis geben könnten, wie es damals war", sagte er Gary Neville auf seinem Youtube-Kanal The Overlap.

Alli wurde in der Saison 2015/16 als einer der besten Spieler Tottenhams in der Premier League berühmt und war einer der Stars bei Englands Einzug ins Halbfinale der WM 2018. Doch als José Mourinho 2019 sein Trainer bei den Spurs wurde, ging es für ihn nicht mehr weiter. Alli hatte danach große Mühe, wieder in die Spur zu kommen.

Im Februar 2022 unterschrieb er bei Everton, in der vergangenen Saison war er erfolglos an Beşiktaş ausgeliehen und verbrachte bis zum Juni sechs Wochen in einer Reha-Klinik in den Vereinigten Staaten.

Dennoch biss er sich immer wieder durch, obwohl er während seiner gesamten Karriere mit den Traumata seiner Jugend zu kämpfen hatte. Im Alter von acht Jahren habe er mit dem Drogenhandel begonnen und sei von Gangs ausgenutzt worden, da die Polizei ein Kind niemals verdächtigen und durchsuchen würde.

Dele Alli: Als Achtjähriger schon Drogendealer

Dele erklärte, dass seine leibliche Mutter Alkoholikerin war und er zu seinem Vater nach Afrika geschickt wurde, um dort Disziplin zu lernen. Doch er benahm sich absichtlich schlecht, um schnell wieder zurück zu dürfen. Und das klappte: Nach einem Jahr kehrte er schließlich wieder nach England zurück.

"Mit sechs Jahren wurde ich von einem Freund meiner Mutter sexuell belästigt, der oft bei uns zu Hause war. Mit sieben fing ich an zu rauchen, mit acht begann ich, mit Drogen zu dealen", berichtete er. "Ein Älterer erklärte mir, dass sie ein Kind auf einem Fahrrad nicht anhalten würden, also bin ich mit meinem Fußball auf dem Gepäckträger herumgefahren und hatte dann die Drogen dabei. Das war mit acht. Mit elf wurde ich von einem Mann aus der Nachbarschaft auf einer Brücke über das Geländer gehängt."

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Adoptivfamilie verhilft Dele Alli zum großen Glück

Im Alter von zwölf Jahren erkannte seine Mutter schließlich, dass es das Beste für alle Beteiligten sei, ihn zur Adoption freizugeben. Für Dele Alli ein Glücksfall.

"Ich wurde von einer wunderbaren Familie adoptiert. Ich hätte mir keine besseren Menschen wünschen können", ist der Mittelfeldmann dankbar.

"Als ich bei ihnen eingezogen bin, fiel es mir schwer, mich ihnen gegenüber wirklich zu öffnen, weil ich das Gefühl hatte, dass man mich einfach wieder abschieben konnte", erklärte er.

"Ich habe versucht, mich für sie so gut wie möglich zu benehmen. Ich kam mit zwölf Jahren zu ihnen und fing dann mit 16 an, in der ersten Mannschaft zu spielen, als Profi. Von da an nahm alles seinen Lauf."

Dele Alli: Prinz William reagiert

Für seine offenen Worte erhielt Alli am Donnerstag viel Zuspruch. Prinz William nannte die Aussagen "mutig und inspirierend".

Über psychische Gesundheit zu sprechen, sei "kein Zeichen von Schwäche. Wir sind alle bei Ihnen", schrieb William, der sich als Präsident des Verbandes FA auch für mentale Gesundheit im Sport einsetzt, bei Twitter.

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