"Wir sind ja nicht Red Bull!" Machtkampf bei Österreich: Wird Ralf Rangnick vom ÖFB vergrault?

Von Niklas Staiger
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Sportlich ist die bisherigen Amtszeit von Ralf Rangnick als Nationaltrainer von Österreich bisher eine echte Erfolgsgeschichte. Doch hinter den Kulissen soll es alles andere als harmonisch ablaufen - und die ÖFB-Zukunft mit dem Star-Trainer scheint aus mehreren Gründen fraglich.

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Zum einen soll der Teamchef immer mehr genervt von den internen Machtstreitigkeiten der beiden Geschäftsführer Bernhard Neuhold und Thomas Hollerer sein, heißt es in einem Bericht von profil. Diese Konflikte sollen die Entwicklung innerhalb des Österreichischen Fußball-Bundes verlangsamen. Deshalb habe Rangnick bei einem zweitägigen Verbandsmeeting Ende August die bestehenden Probleme offen angesprochen.

Doch weil Rangnick als Vertrauter von Neuhold gelte, stoße dessen Kritik nicht überall auf Freude. Zumal Hollerer aktuell die größere Fraktion des ÖFB hinter sich habe. Deshalb gab es auch Kritik an Rangnicks Anwesenheit über die komplette Dauer des Meetings.

"Ich habe nicht erforderlich gefunden, dass er zwei Tage dort dabei sein muss", erklärte der niederösterreichische Landespräsident Johann Gartner kritisch gegenüber dem Magazin. Dieser hatte Rangnick bereits in der Vergangenheit empfohlen, sich in die Führungskonflikte des Verbands nicht einzumischen.

"Er hat dort einigen die Augen geöffnet", bestätigte derweil eine nicht namentlich genanntes Mitglied des ÖFB-Präsidiums gegenüber dem profil die Tatsache, dass Rangnick die Konferenz mächtig aufgemischt hat.

Ralf Rangnick will offenbar den ÖFB umbauen

Rangnick sei alles andere als glücklich mit der aktuellen Situation. Doch neben den Führungskonflikten gehe es dabei auch um eine "Struktur, die nicht für den modernen Profifußball taugt", wie das Magazin schreibt. Dabei habe es zwar schon einige Änderungen gegeben wie etwa den Rücktritt von U21-Nationaltrainer Werner Gregoritsch, dessen Nachfolger Rangnick dem Bericht zufolge bestimmen soll, doch insgesamt sei das Vorgehen nicht schnell genug für den früheren Bundesliga-Trainer.

Andere Personalentscheidungen seien zuletzt nicht nach Rangnicks Wünschen ausgefallen. So soll Sportdirektor Peter Schöttel offenbar zum Geschäftsführer Sport des ÖFB aufsteigen, Rangnick soll in dieser Rolle allerdings den früheren Nationalspieler Sebastian Prödl bevorzugen. Diese Personalie habe Rangnick ebenfalls bei besagtem Meeting angesprochen.

Gartner kritisierte das Vorgehen des Teamchefs auch in diesem Fall deutlich: "Das ist gar nicht auf der Tagesordnung gestanden", beschwerte er sich über das Prödl-Thema. Dabei kritisierte er auch den generellen Wunsch Rangnicks: "Der Prödl ist auch eine Kostenfrage. Wir können nicht eine Organisation immer und immer wieder verändern", erklärte der Landespräsident mit Hinblick auf Schöttel.

Was Rangnick offenbar gerne ändern würde, glaubt Gartner: "Er hat nicht klar definiert, wofür er ihn braucht. Wenn man es negativ formuliert, wollte er ihn als Ersatz für den Peter Schöttel."

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Zoff um Ralf Rangnick: "Wir sind ja nicht Red Bull!"

Ohnehin missfällt Gartner offenbar die Personalpolitik Rangnicks. Zwar sei dieser selbst nämlich im Gehalt recht günstig - dem Bericht zufolge bezieht er ein Jahresgehalt von etwa einer Million Euro. Doch sein Staff sei extrem teuer. Kürzlich habe er einen eigenen Pressesprecher eingestellt, jetzt soll ein persönlicher Assistent folgen.

"Wir haben schon bei seinem Pressemann nachgegeben. Der Verband muss betriebswirtschaftlich denken, wir sind ja nicht Red Bull!", poltert der Landespräsident.

Viele Konfliktthemen also innerhalb des ÖFB, die Rangnick stören - und mit denen der Teamchef sich wiederum keine Freunde im Präsidium macht. Das gefährdet dem Bericht zufolge die langfristige Zusammenarbeit zwischen Rangnick und der österreichischen Nationalmannschaft. Kürzlich sei dort noch von einem "Projekt 2030" die Rede gewesen, über eine Vertragsverlängerung habe es aber seit dieser Bekundung noch keinerlei Gespräche gegeben, heißt es im Bericht.

Zukunft von Ralf Rangnick noch offen

Rangnicks Vertrag beim ÖFB läuft demnach noch bis Ende 2025 und würde sich bei der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2026 bis einschließlich der Endrunde in Nordamerika verlängern. Danach sei die Zukunft offen.

Das Magazin bringt etwa die deutsche Nationalmannschaft als mögliches Zukunftsziel ins Spiel, sollte Julian Nagelsmann nach der WM gehen. Auch ein Engagement für Norwegens Verband wird angesprochen, bei dem der frühere Frankfurt-Star Jan-Aage Fjörtoft auf X (ehemals Twitter) nach der 1:5-Pleite gegen Rangnicks Österreicher prominent die Werbetrommel für Rangnick rührte.