Mit Ralf Rangnick und der österreichischen Nationalmannschaft schienen sich lange zwei gesucht und gefunden zu haben. Nach seinem erfolglosen Intermezzo bei Manchester United konnte Rangnick der Mannschaft seinen Stempel aufdrücken, führte das Team mit teilweise begeisterndem Fußball zur Europameisterschaft und schlug zugunsten des ÖFB sogar ein Angebot des FC Bayern München aus. Doch nicht nur sportlich lief es zuletzt nicht mehr ganz so rund, auch atmosphärisch gibt es Probleme.
Auf der Pressekonferenz nach dem 1:1-Unentschieden gegen Slowenien hat Österreichs Nationaltrainer deutliche Kritik an Klaus Mitterdorfer, dem Präsidenten des österreichischen Fußballverbandes ÖFB, geübt. "Ich habe kein Verhältnis zu ihm", sagte Rangnick. Er machte deutlich, dass zwischen beiden derzeit Funkstille herrsche. "Es gab null Kontakt - zero", betonte der 66-Jährige.
Grund für den Streit ist offenbar die bevorstehende Ablösung von ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold. Diese war auf einer Präsidiumssitzung des ÖFB Ende August entschieden worden. Im Rahmen einer von Mitterdorfer angestoßenen Strukturreform soll Neuhold seinen Posten zum Jahresende räumen. Damit ist Rangnick aber überhaupt nicht einverstanden.
Ralf Rangnick will Geschäftsführer halten: "Sehe derzeit keinen besseren Ersatz"
Der ehemalige Bundesliga-Trainer machte noch einmal deutlich, dass er sich keinen geeigneteren Kandidaten für den Posten vorstellen könne. Neuhold mache einen "richtig guten" Job, er "sehe derzeit keinen besseren Ersatz". Er plane mit diesem auch das anstehende Fußballjahr 2025. "Denn sonst wüsste ich nicht, mit wem ich darüber reden soll."
Angesichts des schwelenden Konflikts hat Präsident Mitterdorfer für Freitag eine außerordentliche Präsidiumssitzung in Wien einberufen. Dort könnte die Ablösung Neuholds bestätigt werden. Möglich ist aber auch eine Kehrtwende: Denn nicht nur Rangnick hatte sich für einen Verbleib des Geschäftsführers stark gemacht, auch die Nationalmannschaft hatte sich in einem offenen Brief an das Präsidium gewandt.
Sportlich gab es für die Österreicher zuletzt ebenfalls wenig Grund zum Jubeln. Trotz deutlicher Überlegenheit kam die Rangnick-Elf in der Nations League gegen Slowenien nicht über ein 1:1-Unentschieden hinaus und verpasste somit den direkten Aufstieg in die Liga A.