Am Super Sunday konnte man in der Premier League gleich zweimal dieses Phänomen bestaunen, dramaturgisch wertvoll in den beiden Spitzenspielen.
Die besten Bilder vom Super Sunday!
Im einen Fall, beim Spiel Manchester United gegen den FC Liverpool, war es eine Unbeherrschtheit eines jungen, heißblütigen Argentiniers.
Im anderen Fall, beim Londoner Stadtderby zwischen dem FC Chelsea und dem FC Arsenal, war es die Ignoranz (oder vielleicht sogar Brillianz?) eines alten, kauzigen Isrealis.
Benitez schützt Mascherano
Tatort Old Trafford. 43. Minute. Fernando Torres wird wegen Meckerns ermahnt. Dem gemeinen Reds-Fan schwant Böses, als Javier Mascherano zwanzig Meter im Sprint zurücklegt, um Schiedsrichter Steve Bennett energisch zu fragen, was diese Verwarnung denn solle. Manchesters Tore beim SPOX.TV
Der gemeine Reds-Fan weiß zu diesem Zeitpunkt, dass Mascherano bereits mit Gelb verwarnt wurde und sich seitdem noch weitere Fouls leistete. Der gemeine Reds-Fan weiß auch, dass beim Referee der Finger nervös am Abzug sitzt, weil in England in den vergangenen Tagen heftig über das miese Betragen der Premier-League-Spieler und die allgemeine Verrohung der Sitten debattiert wurde.
Das alles weiß Mascherano scheinbar nicht und so ist sein Entsetzen groß, als Bennett in die Gesäßtasche greift und ihn mit Gelb-Rot vom Platz schickt. "Ich habe nur gefragt, was passiert ist", sagte der Argentinier am Montag. "Er weiß, dass er einen Fehler gemacht hat, aber bei so einem Spiel nur wegen einer Frage des Feldes verwiesen zu werden, finde ich sehr schwierig nachzuvollziehen", meinte Mascheranos "Erziehungsberechtigter", Liverpool-Coach Rafael Benitez.
Ferguson hadert mit Chancenverwertung
"Ich habe mit ihm gesprochen und er sagte mir, dass er dem Schiedsrichter nur eine Frage gestellt hat", berichtete der Spanier. Was Mascherano ihm wohl nicht erzählt hatte, war, dass er Bennett schon nach der ersten Gelben Karte aus der Ferne mehrmals mit "Fuck off" bedacht hatte.Alles in allem also eine gerechtfertigte Herausstellung, die den Gästen bei 0:1-Rückstand endgültig den Todesstoß versetzte. ManU spielte sein Pensum konzentriert und spielfreudig runter und haderte nach dem 3:0-Erfolg höchstens mit der Chancenverwertung.
"Das Ergebnis war bestimmt nicht zu hoch, Ronaldo hätte einen Hattrick machen können, Rooney hätte einen Hattrick machen können", sagte ManU-Coach Sir Alex Ferguson. "Dass einzige, was mich missmutig stimmt, ist, dass wir den Sack nicht schon früher zugemacht haben."
Das blieb schließlich dem Ausnahmespieler der Saison überlassen. Mit seinem 25. Saisontor traf Cristiano Ronaldo elf Minuten vor dem Ende zum zwischenzeitlichen 2:0 und sorgte dafür, dass ManU der Titelverteidigung ein weiteres Stück näher kam. Liverpool wartet hingegen unter Benitez weiter auf den ersten Sieg gegen die Red Devils.
Grant bleibt cool
Tatort Stamford Bridge. 71. Minute. Der FC Chelsea liegt gegen den Erzrivalen Arsenal 0:1 zurück, die erste Heim-Niederlage nach 78 Liga-Spielen droht, und an der Seitenlinie schickt sich Coach Avram Grant an, neben Claude Makelele auch Michael Ballack, einen der besten seines Teams, vom Platz zu nehmen.
Kopfschütteln beim deutschen Nationalmannschaftskapitän. Von den Rängen sind "Jose Mourinho"-Sprechchöre und "You don't know what you're doing" ("Du weißt nicht, was Du tust")-Rufe zu hören.
Grant stellt durch die Auswechslungen das System auf 4-4-2 um und 13 Minuten später führt Chelsea dank zweier Drogba-Tore mit 2:1 - an beiden Treffern hatten die eingewechselten Juliano Belletti und Nicolas Anelka entscheidenden Anteil.
"Ich habe das Publikum gar nicht gehört", log der Isreali später. "Ich konzentriere mich immer darauf, was ich zu tun habe. Das ist wichtiger als alle andere - und das werde ich auch weiterhin so handhaben."
Der Erfolg gab ihm in diesem Fall einfach recht - genauso wie Didier Drogba. Der Ivorer war einmal mehr zur Stelle, als sein Team ihn am dringendsten brauchte. "Es war an der Zeit, dass er mal wieder so eine Leistung zeigt", meinte Grant. "Dieses Ergebnis gibt uns den Glauben zurück, dass wir es schaffen können", sagte Drogba.
Wenger hat ausgeträumt
Auf der Gegenseite muss sich Arsenal-Manager Arsene Wenger nach dem fünften sieglosen Spiel in Folge damit auseinandersetzen, dass es wohl im vierten Jahr nacheinander nicht zum Titel reichen wird.
Zu ängstlich agierten seine Gunners nach dem Ausgleich, zu wenige Alternativen hatte der Franzose auf der Bank, um das Ruder noch mal rum zu reißen.
"Wir hatten es in unseren Händen", haderte Wenger. "Das ist wirklich ein herber Rückschlag. Ich glaube nach wie vor, dass wir stark genug für den Titel sind. Aber die Realität ist, dass wir jetzt sechs Punkte hinter Manchester liegen."
Wengers Devise lautet deshalb: "Wir müssen erstmal wieder Spiele gewinnen, bevor wir vom Titel träumen können."