FA-Cup-Achtelfinale, West Ham United gegen den FC Burnley: 23 Minuten sind in einer mäßig interessanten Partie gespielt, in der zwischen dem Premier-League-Klub West Ham und dem Zweitligisten aus Burnley kein Klassenunterschied festzustellen ist.
35 Meter vor dem Tor von Burnley-Keeper Lee Grant kommt der Ball zu Thomas Hitzlsperger. Der macht ein paar Schritte Richtung Tor, schlägt einen Haken und legt dabei den Ball auf seinen starken Linken. Aus ungefähr 23 Metern hält der Deutsche drauf, als hätte er eine Riesenwut auf den Ball. Sekundenbruchteile später schlägt die Kugel im Burnley-Gehäuse ein. Torwart Grant liegt mit ungläubigem Blick am Boden.
Am Ende feiern die Hammers einen souveränen 5:1-Triumph und Hitzlsperger wird am folgenden Tag von der englischen Presse mit Lob überschüttet. "Thomas Hitzlspergers Rakete leitet West Hams Triumph gegen Burnley ein", titelt der "Guardian". "Daily Mail" und "Sun" überbieten sich gegenseitig mit Wortspielen: "Hitz a knockout!" und "Hitz a happy return for Thomas", ist da zu lesen. Von einem brillianten Schuss ist die Rede, von einer Pistolenkugel oder sogar von einem Blitz.
"Es ist fantastisch"
Hitzlsperger selbst hatte schon große Sorgen, ob sich die Öffentlichkeit überhaupt noch an ihn erinnern würde: "Ich habe das nicht erwartet, weil ich dachte, die Fans hätten mich vergessen. Es war eine harte Zeit für mich, aber ich habe mich immer auf diesen Tag gefreut und es ist fantastisch", so der Gefeierte selbst.
Rückblick: Die drei Stationen, die der 28-Jährige vor seinem Engagement bei West Ham als Fußballprofi durchlaufen hat, lassen sich in sehr knappen Worten zusammenfassen. Toll, im Wesentlichen toll und grausam. Bei Aston Villa genoss er eine hervorragende Ausbildung und avancierte zum Publikumsliebling. 2005 wechselte er zum VfB Stuttgart und sein Aufstieg ging weiter. 2007 deutscher Meister, 2008 VfB-Kapitän, nebenbei noch eine feste Größe in der deutschen Nationalmannschaft
Ab Ende 2009 geht es allerdings bergab. Hitzlsperger wird bei den Stuttgartern als Kapitän entmachtet, bei der Nominierung des DFB-Kaders für die WM 2010 von Joachim Löw übergangen.
Fehlentscheidung Lazio Rom
Der gebürtige Münchner flüchtet noch in der Winterpause zu Lazio Rom - keine kluge Wahl. In der Rückrunde der Serie A kommt Hitz nur zu sechs Einsätzen, wird von den oftmals brutalen italienischen Gazetten und Lazio-Coach Ballardino von Beginn an geschmäht, wo es nur geht.
Die WM in Südafrika verfolgt er vor dem Fernseher und trifft seit Langem wieder eine logische Entscheidung. Der in Italien viel Gescholtene kehrt dahin zurück, wo er als Fußballer seine glücklichste Zeit hatte, in die englische Premier League zu West Ham United. The Hammer zu den Hammers, das musste doch einfach passen.
Als Wunschspieler von Hammers-Coach Avram Grant angeheuert, spielt Hitzlsperger eine gute Vorbereitung. Alle sind zufrieden mit dem Neuzugang. Leider sollte die Misere des Deutschen noch nicht vorbei sein. Kurz vor Saisonbeginn verletzt sich Hitzlsperger so schwer am Oberschenkel, dass er in der gesamten Hinrunde nicht eingesetzt werden kann.
The Hammer übersteht aber auch diese Auszeit, läuft im FA Cup gegen Burnley in der Startformation auf und tut das, was er mit am besten kann: den Ball unbarmherzig Richtung Tor hämmern.
In England zu Hause
"Hitzlsperger war einer unserer besten Spieler vor dem Start der Saison und ist in unserem System sehr wichtig. Er hat gezeigt, wie er verteidigen kann und wie er Tore schießen kann", lobte auch Grant. Bleibt er gesund, kann Hitzlsperger ab sofort mit regelmäßigen Einsätzen rechnen.
Vielleicht hat er seine Pechsträhne jetzt wirklich hinter sich gelassen und kann mit den Hammers wieder nach vorn blicken. West Ham liegt in der Premier League momentan auf Tabellenplatz 19, punktgleich mit dem Letzten aus Wolverhampton - es gibt also genug zu tun.
"Dieser Sieg wird uns Selbstbewusstsein geben und das ist wichtig für die Spiele, die vor uns liegen", sagte Hitzlsperger nach der Begegnung. Im Viertelfinale des FA Cup trifft West Ham auf Stoke City und Hitzlsperger damit auf einen anderen Deutschen, der in der Premier League sein Glück gefunden hat: Robert Huth.
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