Es muss furchtbar langweilig sein, als Fan von Manchester City morgens die Zeitung aufzuschlagen, um doch wieder nur auf das neueste Transfergerücht zu stoßen.
Mit dem Klub aus dem Nordwesten Englands wird seit der Übernahme des Öl-Titans Mansour bin Zayed al Nahyan im September 2008 fast jeder halbwegs fähige Fußballer in Verbindung gebracht.
180 Millionen für Ronaldo?
Damit eine Spekulation über einen möglichen Neuzugang Citys überhaupt noch auffällig wird, muss schon ein ganz großer Name her: Englische und spanische Medien folgen diesem Ansinnen und bringen in diesen Tagen den Namen Cristiano Ronaldo ins Gespräch.
Das Gerücht: Real Madrid bietet Cristiano Ronaldo zum Verkauf an, weil das Verhältnis zwischen dem Offensivspieler und Trainer Jose Mourinho irreparabel und eine gemeinsame Zukunft nicht mehr möglich ist. Und Manchester City, so heißt es in der spanischen "AS", sei bereit, 180 Millionen Euro für Ronaldo hinzublättern.
Damit würde Ronaldo nach seinem Transfer von Manchester United zu Real Madrid, der die Madrilenen im Jahr 2009 96 Millionen Euro kostete, erneut den Ablöserekord im Profi-Fußball brechen.
City reagiert
Auch in Sachen Gehalt scheint sich der Scheich etwas überlegt zu haben: 17 Millionen Nettogehalt sollen den Weg Ronaldos nach England ebnen. Während es aus Madrid keine Reaktion zu den Gerüchten gab, hat sich City längst gerührt.
"Die Berichte haben absolut keine Substanz", so ein City-Sprecher. Dass Ronaldo für einen wohlhabenden Klub wie Manchester City interessant ist, wäre an sich keine Nachricht wert. Erfolgreich, charismatisch, fähig, teuer: Ronaldo passt ins Muster eines potenziellen City-Spielers.
Die aktuelle Berichterstattung und der Schmuck darum herum erscheinen beim genauen Hinsehen aber wenig sinnvoll.
Ronaldo und "gestörte" Verhältnis zu Mourinho
Dass das Verhältnis zwischen Mourinho und Ronaldo schwer erschüttert ist, geistert seit dem Champions-League-Aus Real Madrids gegen den FC Barcelona durch die Fußball-Welt. Ronaldo beschwerte sich über die destruktive Spielweise und wurde mit den Worten zitiert: "Darauf habe ich keine Lust."
Eine grundsätzliche Abneigung beiderseits besteht allerdings nicht, zumal Ronaldo unter Mourinho alle Freiheiten genießt und eine überragende Saison spielt. Dass Real-Boss Florentino Perez den Mann verkauft, der 2009 sein Königstransfer war und der das Gesicht seiner galaktischen Auswahl darstellt, ist ebenfalls sehr unwahrscheinlich.
Auch aus der Sicht von Manchester City erscheint ein derart monströser Deal derzeit unpassend. Der Klub will seine Transferstrategie stattdessen überdenken: "Es wird nicht wie im letzten Sommer oder wie im Sommer zuvor", sagt City-Boss Khaldoon al Mubarak. City investierte seit 2008 weit über 300 Millionen Euro in neue Spieler.
Financial Fairplay auch bei City?
Khaldoon schließt aus, dass Manchester City erneut Wahnsinnssummen auffährt. Zumal auch das zuletzt viel zitierte Financial Fairplay, das in der neuen Saison erstmals in Leben gerufen werden soll, in Manchester kein Fremdwort ist.
Die UEFA-Order besagt, dass die Klubs nur so viel Geld ausgeben dürfen, wie sie auch einnehmen. Wer mies wirtschaftet, dem droht sogar der Ausschluss aus dem Europapokal. Doch nicht nur wirtschaftliche Gesichtspunkte lassen einen Ronaldo-Transfer nach Manchester unrealistisch wirken. Auch die sportlichen Pläne der Citizens sehen offiziell anders aus.
Tevez will weg
"Wir wollen die Mannschaft punktuell verbessern, die Mannschaftsteile verstärken, wo wir es für nötig halten", so Khaldoon al Mubarak weiter. Anstatt eines Außenbahnspielers wie Ronaldo könnte ManCity im Sommer insbesondere einen neuen Stürmer vertragen.
Denn: Emmanuel Adebayor könnte bei Real bleiben, wenn sich die Königlichen mit City über die Ablöse einig werden. Die aktuelle Forderung soll bei 16 Millionen Euro liegen, Madrid will deutlich weniger bezahlen. Adebayors Berater Darren Dean ist derzeit in Madrid, um die Verhandlungen voranzubringen.
Viel wichtiger ist, dass Carlos Tevez seinen Abschied vorbereitet. "Ich will Manchester City verlassen", bestätigte der Argentinier bei "Radio del Plata" in seiner Heimat. Der Argentinier ist auch in dieser Saison wieder Erfolgsgarant der Citizens. Sein Weggang wäre ein harter Schlag.
Der Traum von Boca
Trainer Roberto Mancini geht zwar vom Verbleib seines Torjäger aus, doch Tevez hat offenbar andere Pläne: "Es geht mir hier sehr gut und ich gebe auch alles für den Erfolg des Klubs, aber ich brauche eine neue Herausforderung."
Mögliche Ziele, so heißt es aus England, seien Italien und Spanien. Doch Tevez denkt auch über eine Rückkehr nach Argentinien nach - auch um noch näher bei seinen zwei Kindern zu leben: "Boca Juniors wäre toll, aber es wäre schwer realisierbar." Die Gehaltsvorstellungen des Top-Verdieners bei Manchester City wären für Boca utopisch.
Ganz aufgegeben haben die Citizens ihren Angreifer noch nicht, zumal er ein wichtiger Baustein im "Masterplan" des Klubs ist, wie es CEO Khaldoon al Mubarak ausdrückt. Dieser sieht vor, dass Manchester City im vierten Jahr des Regimes Scheich Mansour Meister in der Premier League wird. "Diesen Zeitplan hatte er immer im Kopf."
Die große Chance
Der FA-Cup-Triumph gegen Stoke City (1:0) am vergangenen Samstag sei nur "ein Anfang von dem, was wir noch vorhaben", sagt Khaldoon. Die Bosse fordern weitere Titel.
Der "Masterplan", der auch die Teilnahme an der Champions League vorsieht, wird durch die Spekulationen um Ronaldo und Tevez gestört. Denn in Manchester liegt die Konzentration ohnehin auf dem Wochenende.
Manchester City kann sich mit einem Sieg bei den Bolton Wanderers direkt für die Champions League qualifizieren, nachdem man am vergangenen Spieltag den FC Arsenal in der Tabelle der Premier League überholt hat.
"Wichtig ist jetzt nur das nächste Spiel", sagt auch Mancini. "Es liegt alles in unseren Händen und das ist fantastisch. Wir haben uns super entwickelt und ich denke, diese Entwicklung kann auch in der neuen Saison weitergehen."
Der Kader von Manchester City