Ihren Humor haben sich die englischen Journalisten auch in dieser Causa behalten. So nannte das Boulevardblatt "The Sun" am Montag die Villas-Boas-Entlassung den "50-Millionen-Pfund-Fehler" - nicht ohne den Zusatz "nicht du, Torres" hinzuzufügen. Ein kleiner Seitenhieb auf den bei Chelsea notorisch torlosen Millionen-Stürmer Fernando Torres.
Dringendstes Problem von Klubeigner Roman Abramowitsch ist aber nicht der spanische Angreifer, sondern die Suche nach dem geeigneten Nachfolger für den glücklosen portugiesischen Ex-Coach.
Klar ist: Geld dürfte dabei wieder einmal keine Rolle spielen. Schon der Wechsel von Carlo Ancelotti zu Villas-Boas hatte den millardenschweren Russen 34 Millionen Euro gekostet - rund 15 Millionen Euro davon für die Ablösesumme des Porto-Trainers.
AVB bereits Trainer Nummer sechs seit 2007
In Villas-Boas verließ seit 2007 bereits der sechste Trainer die Stamford Bridge. Und offenbar scheint es Sehnsucht nach dem im September vor viereinhalb Jahren ebenfalls im Unfrieden geschiedenen Erfolgstrainer zu geben: Zahlreiche englische Medien nennen Jose Mourinho, der bei Real Madrid zwar einen Vertrag bis 2014 besitzt, in der Vergangenheit aber Interesse an einer Rückkehr auf die Insel bekundet hatte.
Der Real-Coach holte in drei Jahren Chelsea sechs Titel, doch an Abramowitschs großem Ziel, dem Gewinn der Champions League, biss sich auch "The Special One" die Zähne aus. Ob sich Mourinho, der mit Real auf den spanischen Meistertitel zusteuert, die Zusammenarbeit mit Abramowitsch erneut antut, ist aber fraglich. Voraussetzung dürfte für Mourinho sein, dass er die völlige Souveränität über sportliche Fragen erhält.
Scolari: "Es wird die Hölle, egal für wen"
Da dem russischen Geldgeber ein Faible für die Einmischung in sportliche Entscheidungen nachgesagt wird, macht ein ehemaliger Chelsea-Trainer dem Neuen wenig Mut. "Es wird die Hölle für den Nachfolger, egal, wer das sein wird", wurde Luiz Felipe Scolari, der sich 2008/09 für ein Dreivierteljahr an der Stamford Bridge versuchen durfte, am Montag unter anderem im "Telegraph" zitiert.
Pep Guardiolas Vertrag läuft indes im Sommer aus, der erfolgreichste Trainer der letzten Jahre zögert bei Barca noch mit einer Vertragsverlängerung. Nicht nur der Londoner "Guardian" spekuliert über Guardiola. Sein Landsmann Rafael Benitez schließlich, derzeit vereinslos, besitzt auf der Insel nach sechs Jahren beim FC Liverpool einen exzellenten Ruf.
Über seinen Berater ließ Benitez am Montag mitteilen, er sei diskussionsbereit. Bislang gebe es aber kein Angebot aus London. Ganz so schnell mahlen die Mühlen dann selbst am hektischen Standort Stamford Bridge nicht.
Luiz Felipe Scolari im Steckbrief