Die 23. Spielzeit der Premier League und gleichzeitig die 116. Erstligasaison im englischen Fußball steht an - und verspricht Spannung wie lange nicht mehr. Liverpool und Chelsea haben kräftig aufgerüstet. Arsenal konnte seine Transfers frühzeitig erledigen. In Manchester leitet Louis van Gaal den Umbruch ein. Wer steht am Ende oben?
FC Chelsea
Die wichtigstenZugänge: Diego Costa (38 Mio. Euro), Cesc Fabregas (33 Mio. Euro), Felipe Luis (20 Mio. Euro), Didier Drogba (ablösefrei)
Die wichtigsten Abgänge: David Luiz (49.5 Mio. Euro), Romelu Lukaku (35.5 Mio. Euro), Demba Ba (6 Mio. Euro), Frank Lampard (ablösefrei), Ashley Cole (ablösefrei)
Auftakt: Burnley (A), Leicester (H), Everton (A), Swansea (H), Manchester City (A)
Letzte Saison: 3. Platz (71:27 Tore, 82 Punkte)
Mit Felipe Luis, Cesc Fabregas und Diego Costa hat Chelsea ausschließlich Weltklassespieler eingekauft und die Positionen neu besetzt, die in der vergangenen Saison Probleme bereitet haben.
Der Verkauf von David Luiz wird sich nach Aussage von Trainer Jose Mourinho nicht bemerkbar machen. "David war immer professional und hat uns während seiner Zeit hier viel gegeben. Wir werden ihn als fantastischen Menschen in Erinnerung behalten. Aber aus sportlicher Sicht sind wir besser als im letzten Jahr."
Das defensive Mittelfeld ist mit Fabregas, Matic, Mikel und Ramires ordentlich besetzt. Die Innenverteidigung mit Terry, Cahill sowie den Jungen Zouma und Ake wirkt zwar etwas dünn, kann aber bei Bedarf mit Ivanovic aufgefüllt werden.
Dazu kommt mit Courtois die stärkste Nummer zwei der Liga. Costa und Rückkehrer Drogba erhöhen die von Mourinho bemängelte Qualität in der Spitze.
Zusammen mit der Tatsache, dass Mourinho bisher bei jeder seiner Stationen im zweiten Jahr die größten Erfolge eingefahren hat, ist Chelsea einer der heißesten Anwärter auf den Titel.
Einen Spätstart können sich die Blues aber nicht erlauben. Bis Anfang November stehen Auswärtsduelle bei Liverpool, City, Everton und United an. Arsenal kommt dazu an die Bridge.
Der Vorteil des Auftaktprogramms ist, dass nahezu alle Topteams in der Rückrunde nach West-London reisen müssen. Dort gab Chelsea in der vergangenen Saison mit neun verhältnismäßig viele Punkte ab - holte gegen die Topteams aber 18 von möglichen 18.
Manchester City
Die wichtigstenZugänge: Eliaquim Mangala (40 Mio. Euro), Fernando (15 Mio. Euro), Willy Caballero (8 Mio. Euro), Bacary Sagna (ablösefrei)
Die wichtigsten Abgänge: Jack Rodwell (12 Mio. Euro), Javi Garcia (13 Mio. Euro), Joleon Lescott (ablösefrei), Gareth Barry (ablösefrei)
Auftakt: Newcastle (A), Liverpool (H), Stoke (H), Arsenal (A), Chelsea (H)
Letzte Saison: 1. Platz (102:37 Tore, 86 Punkte)
Nachdem in den letzten Jahren immer wieder Kracher-Transfers für die Offensive kamen, schlug City in diesem Jahr vor allem im Defensivbereich zu. Fernando kam fürs defensive Mittelfeld und ersetzt die abgewanderten Jack Rodwell und Javi Garcia.
Bacary Sagna wurde ablösefrei aus dem Emirates gelockt und mit Willy Caballero kam vom FC Malaga ein starker zweiter Mann, um Stammkeeper Joe Hart Druck zu machen.
Der Königstransfer erfolgte vergangenen Montag: Eliaquim Mangala kam für 40 Millionen Euro vom FC Porto. Nach dessen Transfer haben die Sky Blues Spieler für zwei Mannschaften, deren Potential jeweils für die Top-5 der Liga reichen würde.
Durch die Verpflichtung von Frank Lampard bekommt Trainer Manuel Pelligrini bis Ende des Jahres einen erfahrenen Mittelfeldspieler hinzu, der Yaya Toure ein paar Verschnaufpausen verschafft. Dies wird, gerade nach dem Hammerauftakt und der Belastung in der Champions League, auch nötig sein.
ManCity zählt mit diesem Kader erneut zu den Topfavoriten auf den Titel. Auch, weil die wichtigste Personalie vorerst gehalten werden konnte: Toure. Das City-Spiel und somit der Erfolg steht und fällt mit dem 31-Jährigen.
Dazu befinden sich die meisten Schlüsselspieler (Silva, Nasri, Kompany, Toure, Fernandinho, Dzeko, Navas, Zabaleta) im goldenen Fußballalter um die 30 Jahre. Viel wichtiger als der nationale Titel wird für die Verantwortlichen allerdings ein erfolgreicheres Abschneiden im internationalen Wettbewerb sein.
Eine Tatsache, die einer erneuten Titelverteidigung im Weg stehen könnte.
Seite 1: Die beiden Topfavoriten
Seite 2: Schwergewichte in Lauerstellung
FC Arsenal
Die wichtigstenZugänge: Alexis Sanchez (38 Mio. Euro), Mathieu Debuchy (15 Mio. Euro), Calum Chambers (20 Mio. Euro), David Ospina (4 Mio. Euro)
Die wichtigsten Abgänge: Thomas Vermaelen (10 Mio. Euro), Bacary Sagna (ablösefrei), Lukas Fabianski (ablösefrei)
Auftakt: Crystal Palace (H), Everton (A), Leicester (A), Manchester City (H), Aston Villa (A)
Letzte Saison: 4. Platz (68:41 Tore, 79 Punkte)
Durch die neuen Sponsorenverträge war beim FC Arsenal nach langer Zeit wieder Geld da, das ausgegeben werden konnte, noch bevor die Qualifikation für die Champions-League-Gruppenphase sichergestellt wurde.
Die Abgänge der beiden Verteidiger wurden bislang aber nur zum Teil aufgefangen: Debuchy ersetzt Sagna, kennt die Liga und stellt daher kein Sicherheitsrisiko dar. Die Lücke, die Vermaelen hinterlässt, können Miguel und Chambers aber nicht auf Anhieb schließen. Dort und im defensiven Mittelfeld besteht noch Handlungsbedarf.
Mit Alexis Sanchez gewinnt die Offensive aber noch einmal an Qualität. David Ospina erhöht den Druck auf den nicht immer fehlerfreien Wojciech Szczesny. Chambers ist ein typischer Zukunftstransfer von Trainer Arsene Wenger, der 19-Jährige kann im Defensivbereich nahezu alle Positionen ausfüllen.
Die Nachwirkungen der WM werden auch im Norden Londons zu spüren sein. Die interessanteste Frage ist dabei die Form und Fitness von Mesut Özil, der erneut keine komplette Vorbereitung absolvieren konnte. Mit den Neuverpflichtungen und Rückkehrern versuchte man diesem Problem entgegen zu steuern. Kaum ein Premier-League-Klub hat für die offensive Mittelfeldreihe solche Auswahlmöglichkeiten wie die Gunners.
Ein großes Manko könnte dagegen der Spielplan sein: In den ersten sieben Spielen trifft Arsenal auf vier direkte Konkurrenten um die vorderen Plätze (Tottenham, Chelsea, City, Everton) und muss zudem die Champions-League-Playoffs gegen Besiktas überstehen. Des Weiteren warten nach den acht internationalen Spielen sieben Auswärtsduelle in der Liga auf die Nord-Londoner.
Manchester United
Die wichtigstenZugänge: Luke Shaw (38 Mio. Euro), Ander Herrera (36 Mio. Euro)
Die wichtigsten Abgänge: Alexander Büttner (5 Mio. Euro), Patrice Evra (1.5 Mio. Euro), Rio Ferdinand (ablösefrei), Nemanja Vidic (ablösefrei)
Auftaktprogramm: Swansea (H), Sunderland (A), Burnley (A), Queens Park Rangers (H), Leicester (A)
Letzte Saison: 7. Platz (64:43 Tore, 69 Punkte)
Vom erneuten Chaos bis hin zur Meisterschaft ist den Red Devils unter Louis van Gaal alles zuzutrauen. Auch taktisch ist beim Holländer vom 3-5-2 bis zum 4-3-3 alles möglich. Die bekannte harte Hand und die ausbleibende internationale Belastung nährt die Hoffnungen auf ein erfolgreicheres Abschneiden als unter David Moyes.
Vor allem die Art und Weise, wie die Mannschaft beim internationalen Champions Cup in den USA vor einigen Wochen gespielt hat, zeigte, was sich van Gaal vorstellt. Einst abgeschriebene Spieler wie Ashley Young blühen in neuer Rolle auf. Ein Phänomen, für das der Holländer bereits bei seinen Stationen in München, Barcelona und Amsterdam stand.
Insgesamt verließen mit Evra, Vidic, Ferdinand und Giggs 2097 Spiele und 80 Titel das Old Trafford. Diese Erfahrung und Verantwortung muss nun von van Persie und Rooney aufgefangen werden.
Das zentrale Mittelfeld, in den vergangenen Jahren die Problemzone der Red Devils, wurde mit Ander Herrera verstärkt. Für die Defensive sucht man nach den Abgängen von Ferdinand und Vidic und aufgrund der möglichen Umstellung auf eine Dreierkette noch nach frischem Blut. Benatia, Rojo und Blind stehen weiterhin auf der Liste potentieller Neuzugänge.
Bei seinen bisherigen Stationen benötigte van Gaal stets eine längere Anlaufzeit, bis das Team seine Idee umzusetzen wusste. Die können sich die Red Devils im Rennen um die Meisterschaft aber eigentlich nicht genehmigen. Der Spielplan meint es im Vergleich zum letzten Jahr (Chelsea, City und Liverpool in den ersten fünf Spielen) allerdings gut mit United. Erst Anfang Oktober wartet mit Everton ein echter Härtetest.
FC Liverpool
Die wichtigstenZugänge: Adam Lallana (31 Mio. Euro), Dejan Lovren (25 Mio. Euro), Lazar Markovic (25 Mio. Euro), Emre Can (12. Mio. Euro), Rickie Lambert (5.5 Mio. Euro)
Die wichtigsten Abgänge: Luis Suarez (81 Mio. Euro), Pepe Reina (3 Mio. Euro)
Auftakt: Southampton (H), City (A), Tottenham (A), Aston Villa (H), West Ham (A)
Letzte Saison: 2. Platz (101:50 Tore, 84 Punkte)
Nach langer Abstinenz ertönt endlich wieder die Champions-League-Hymne an der Anfield Road.
Bei der Kaderplanung setzte man folgende Schwerpunkte: Die Defensive musste verstärkt, gleichzeitig ein Ersatz für Topstürmer Luis Suarez gefunden und die Breite im Kader erhöht werden. Ob Markovic, Lallana, Lovren, Lambert und Can den Ansprüchen auf Anhieb genügen, wird sich erst im Verlauf der Saison zeigen.
Der spektakuläre und intensive Offensivfußball der letzten Saison wird aufgrund der kommenden Vierfachbelastung schwer aufrecht zu erhalten sein. Die Ziel der Reds sind dennoch klar formuliert: In der Champions League, wo man aus Topf drei kommend eine Hammergruppe wohl nicht vermeiden kann, bestehen und den Erfolg in der Liga erneut bestätigen.
Interessant wird sein, wie Liverpool diesmal gegen vermeintlich schwächere Teams antritt. Ergebnisse und Spielverläufe wie gegen Swansea (4:3), Cardiff (6:3) oder Stoke (5:3) kosteten viel Kraft, die man sich jedoch nach fast einer Woche Regeneration wieder holen konnte. Dies fällt nun weg.
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FC Everton
Die wichtigstenZugänge: Romelu Lukaku (35.5 Mio. Euro), Muhamed Besic (4 Mio. Euro), Gareth Barry (ablösefrei)
Die wichtigsten Abgänge: Magaye Gueye (ablösefrei)
Auftakt: Leicester (A), Arsenal (H), Chelsea (H), West Brom (A), Crystal Palace (H)
Letzte Saison: 5. Platz (61:39 Tore, 72 Punkte)
Am Ende der vergangenen Saison sprachen Kritiker vom "geliehenen" und daher wohl einmaligen Erfolg der Toffees, weil die drei Leistungsträger Barry, Lukaku und Delofeu nur auf Leihbasis im Goodison Park spielten.
Doch Barry, der ablösefrei von ManCity kam, und Lukaku, für den Everton die Rekordablöse von 35 Millionen Euro hinlegte, konnten gehalten werden. Dazu kam mit Besic eine Ergänzung für den Defensivbereich, Ross Barkley verlängerte seinen Vertrag.
Entscheidend wird sein, wie Everton mit der Zusatzbelastung zurecht kommen wird. Erstmals seit fünf Jahren werden die Toffees wieder in Europa dabei sein.
Der Kader gibt in der Breite nicht die Qualität her, um die Gruppenphase ähnlich wie zuletzt Tottenham mit der zweiten Garde zu überstehen. Gerade einmal 23 Spieler stehen Coach Roberto Martinez momentan zur Verfügung - selbst für eine reine Premier-League-Saison wäre dies zu wenig.
Tottenham Hotspur
Die wichtigstenZugänge: Ben Davies (13 Mio. Euro), Michel Vorm (6 Mio. Euro), Eric Dier (5 Mio. Euro)
Die wichtigsten Abgänge: Gylfi Sigurdsson (10 Mio. Euro), Jake Livermore (10 Mio. Euro), Iago Falque (5 Mio. Euro)
Auftakt: West Ham (A),Queens Park Rangers (H), Liverpool (H), Sunderland (A), West Brom (H)
Letzte Saison: 6. Platz (55:51 Tore, 69 Punkte)
Die Spurs konnten den Abgang von Gareth Bale im vergangenen Jahr nicht adäquat auffangen. Christian Eriksen zeigte von den Neuzugängen noch die konstantesten Leistungen. Roberto Soldado und Erik Lamela müssen bislang als Fehleinkäufe bezeichnet werden.
Mit Ben Davies, Eric Dier und Michel Vorm wurde bislang günstig und clever eingekauft.
Hauptaufgabe des neuen Trainers Manuel Pochettino wird sein, die taktischen Missverständnisse der letzten Saison auszubessern und seine Gruppe auf eine gemeinsame Linie zu trimmen.
Realistisches Ziel der Spurs muss das Erreichen der Europa League sein, egal auf welchem Weg.
Wird Pochettino ähnlich wie Brendan Rodgers in Liverpool die nötige Zeit gegeben, um mit seiner neuen Mannschaft zu arbeiten und den Kader nach und nach seinen Vorstellungen anzupassen, scheint Höheres in Zukunft möglich. Der Grundstein sollte dazu allerdings bereits in diesem Jahr gelegt werden.
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