Mit einem fürstlich entlohnten Dreijahresvertrag ausgestattet, soll Jürgen Klopp den in Lethargie siechenden Reds eine neue sportliche Identität verleihen. Der Klub erhofft sich vom ersten deutschen Teammanager in 123 Jahren einen starken Impuls, der eine Wende einleitet.
Seit Wochen hatten die Reds Klopp den roten Teppich ausgerollt - am Donnerstag ging der deutsche Meistertrainer den letzten Schritt. Er setzte seine schwungvolle Unterschrift mit dem Querstrich durch das Doppel-p unter einen Vertrag, der ihm pro Jahr zehn Millionen Euro einbringen soll.
Klopp folgt in Liverpool auf den entlassenen Brendan Rodgers, am 17. Oktober bei Tottenham Hotspur wird er an der Seitenlinie zum ersten Mal die Geschicke des mythenumrankten Vereins leiten. "You'll never walk alone", den besten Song der Fußballwelt, wird er somit erstmals am 24. Oktober gegen Rubin Kasan an der Anfield Road zu hören bekommen - in der Europa League, in der er bald auf seinen BVB treffen könnte.
Kloppomania an der Anfield
"Hallo and willkommen!", hatte die Tageszeitung Liverpool Echo in ihrem eigens angelegten Liveticker zuvor geschrieben und einen "Jurgen Klopp Day" ausgerufen. Seit Tagen überschlugen sich die Boulevardblätter mit ihren Schlagzeilen: Jurgen Kop, Klopp of the Kops, King Klopp, kein Wortspiel, das es nicht gegeben hätte.
Klopp erstrahlte in den Berichten beinahe hymnisch überhöht als Retter - als "perfect fit", genau der Richtige für die schwierige Aufgabe. Dass er einen Traditionsverein aus der Krise führen und "erwecken" kann, hat er in Dortmund bewiesen.
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Am Donnerstag hatte der FC Liverpool das letzte Hindernis beseitigt - er entließ die bisherigen Assistenztrainer Sean O'Driscoll und Gary McAllister. Somit konnte Klopp sein gewohntes Team mitbringen: Er arbeitete beim BVB erfolgreich mit Co-Trainer Zeljko Buvac und Analyst Peter Krawietz zusammen.
Für die Führung der Reds, die vom US-Sportvermarkter Fenway Sports Group kontrolliert werden, ist Klopps Zusage eine gewaltige Erleichterung. Eine andere Lösung als "Klopp signed" wäre den Fans angesichts des medialen Wahnsinns der vergangenen Tage kaum zu vermitteln gewesen.
Teure Einkäufe - wenig Ertrag
FSG hat viel Geld investiert, allein im Sommer kamen zahlreiche Stars wie Roberto Firmino von 1899 Hoffenheim - die Investition hat sich jedoch nicht ausgezahlt. In der Liga ist Liverpool Zehnter, seit der nur hauchdünn verpassten Meisterschaft 2014 geht es bergab.
Klopp soll diesen Trend stoppen und umkehren. Er kann eine Mannschaft inspirieren, fraglich erscheint nur, ob er seine kraftvollen Ansprachen auch in ungewohnter Sprache an den Mann bringen kann.
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Die Erwartungen an ihn jedenfalls sind gigantisch, sie sind überzogen. Klopp wird trotz der "Sprachbarriere" (der Dialekt Scouse hat mit Englisch wahrlich nicht viel gemein) schnell Erfolge liefern müssen, obwohl ein langsamer Neuaufbau angebracht wäre. Er wird den richtigen Ton treffen und die Emotionen bedienen müssen, alles mit Rücksicht auf die glanz- und schmerzvolle Historie dieses Traditionsvereins, der seit 25 Jahren auf seinen 19. Meistertitel wartet.
Der Klopp-Hype in der Stadt der Beatles war und ist enorm. Allein am Donnerstag boten die Zeitungen Klopps letzten Liverpool-Besuch in 20 Fotos (Daily Mail) an, seine 15 "verrücktesten und wundervollsten Zitate" (Telegraph), seine 7 schwierigsten Aufgaben (Independent) und die Liste, wen er alles zu Weltklassespielern formte (Mirror).
Trotz aller Schwierigkeiten: Der Mythos Liverpool hat eine enorme Faszination. Klopp ist ihr erlegen.
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