SPOX: Auch bei den Fans sind Sie schon absolut beliebt, Sie haben mit #NoFuchsGiven schon Ihren eigenen Hashtag, weil viele Anhänger Ihren Namen falsch aussprechen.
Fuchs: Mittlerweile wissen sie, dass es "Fjuucks" ausgesprochen wird. (lacht) Die Leute lieben das und sind verrückt nach dem Hashtag und was ich damit mache. Ich bekomme wirklich viel Rückendeckung von den Fans und der Vereinsführung, aber auch, weil ich mich sehr wohl fühle und gute Leistungen bringe.
SPOX: Dabei durften Sie erst ab dem 8. Spieltag regelmäßig ran.
Fuchs: Der Trainer hatte es nach der Vorbereitung brutal schwer. Claudio Ranieri hatte ein Luxusproblem und hat sich dann für elf Spieler entschieden. Und: Wir waren ja erfolgreich und haben gut gespielt. Dass man an so einer Mannschaft festhält, versteht auch jeder. Ich habe aber viel Feedback bekommen und hatte viele Gespräche mit ihm. Er sagte, dass die Saison lang sei und ich meine Chance bekommen würde. Die habe ich dann auch genutzt und ich habe den Trainer überzeugt, mich drin zu lassen.
SPOX: Also zusammenfassend: Sie sind rundum glücklich?
Fuchs: Was soll ich groß negativ sagen? Natürlich, wenn man so einen Lauf hat, dann strebt man danach, auch wirklich jedes Spiel zu gewinnen. Und klar ist es schön, gegen Manchester United unentschieden zu spielen - gerade, weil Jamie Vardy sein Rekordtor geschossen hat -, aber wir waren schon traurig, die Partie nicht gewonnen zu haben, weil wir klar mehr Chancen hatten. Wir haben schon auch Punkte liegen lassen.
SPOX: Wie erleben Sie Vardy, was ist er für ein Typ? Er hat ja eine irre Laufbahn hinter sich.
Fuchs: Die Sachen aus seiner Jugend hängen ihm nach und prägen natürlich auch das Bild von ihm, aber Jamie ist ein netter und spaßiger Typ. Ich sitze in der Kabine am Trainingsgelände neben ihm und habe viel Kontakt mit ihm. Er hat keine Allüren, sondern weiß ganz genau, was er für die Mannschaft machen muss, damit wir erfolgreich sind. Er ist unser erster Verteidiger. Was Jamie vorne im Vollsprint an Kilometern frisst, ist phänomenal.
SPOX: Louis van Gaal hat gesagt, Leicester könne Meister werden. Christian Fuchs sagt dazu was?
Fuchs: (lacht) Ne! Wir wären letztes Jahr beinahe abgestiegen, wir wissen also, wo wir herkommen. Unser Ziel bleiben die 40 Punkte, da sind wir auf einem guten Weg. Danach können wir schauen, wie es weiter geht. Von der Meisterschaft reden will aber niemand. Und es wäre auch vermessen.
SPOX: Ein so großer Außenseiter sind Sie mit Österreich bei der EM nicht. Portugal, Island und Ungarn heißen die Gegner. Die Meinung des Kapitäns?
Fuchs: Es hätte uns härter treffen können. Aber wenn du zur EURO fährst, dann ist es im Endeffekt ziemlich egal, wer in der Gruppe ist. Ungarn hat die Norweger in den Playoffs geschlagen, Island hat Holland rausgekickt und über Cristiano Ronaldo brauchen wir eh nicht reden. Auf uns wartet eine schöne Aufgabe. Wir haben auch das Selbstvertrauen, um zu sagen, dass wir hinfahren, um jedes Spiel zu gewinnen. Das ist unser Anspruch.
SPOX: Sehen Sie sich als Favorit der Gruppe?
Fuchs: Nein, überhaupt nicht! Island und Ungarn haben auch eine Euphorie entfacht, die Mannschaften tragen kann und noch einmal extra Kraft verleiht. Favorit auf den Gruppensieg ist nach wie vor Portugal. Das ist eine Top-Mannschaft mit Weltklasse-Spielern.
SPOX: Dennoch erleben wir die beste ÖFB-Auswahl seit langem. Woher kommt die neue Stärke?
Fuchs: Das ging nicht von heute auf morgen. Trainer Marcel Koller hat erheblichen Anteil daran, weil er seit vier Jahren einen klaren Weg vorgibt. Natürlich hatten wir auch Rückschläge, zum Beispiel, als wir bei der WM-Qualifikation gegen Schweden den Kürzeren gezogen haben. Der Weg war nicht immer einfach - aber kontinuierlich. Wie bei Leicester war's auch bei der Nationalmannschaft eine Heidenarbeit. Wir haben uns mit der EM-Endrunde belohnt, mehr aber noch nicht.
SPOX: Was ist der Schlüssel, damit die EURO für das ÖFB-Team zur Erfolgsgeschichte wird? Der Coach? Die Stars wie David Alaba?
Fuchs: Bei uns gibt es keine Spieler, die großartig herausstechen. Klar, David Alaba hat wegen seines Klubs und der Erfolge einen gewissen Status, aber wir haben unsere Spiele in der Qualifikation auch gewonnen, als er verletzt war. Den Erfolg an Einzelnen aufzuhängen, ist falsch. Die Mannschaft funktioniert und ist der Star. So muss das auch bleiben.
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Christian Fuchs im Steckbrief