Wie viel Klopp steckt schon in dieser Liverpooler Mannschaft?
Andreas Lehner (SPOX): In einzelnen Momenten und Spielen scheint der Klopp-Fußball schon durch. Die Ergebnisse gegen die großen Teams passen, das heißt, dass die Underdog-Rolle schon funktioniert. Verteidigen, Pressen, Zweikämpfe gewinnen, Umschalten. In dieser Saison wird das nicht mehr für eine Spitzenposition reichen, aber Klopp bewerte ich vor allem ab der nächsten Saison. Er braucht die Vorbereitung und noch den einen oder anderen Spieler für seine Idee.
Benedikt Treuer (SPOX): Klopps Philosophie basiert auf zwei Dingen: Spielverständnis und Emotionalität. Und in beiden Aspekten ist der Trainer eingeschränkt: Viele seiner Spieler weisen immer wieder grobe taktische Undiszipliniertheiten auf, zu häufig mangelt es an Spielintelligenz. In Sachen Emotion hat es Klopp dahingehend schwer, dass die Sprache offensichtlich doch noch ein größeres Hemmnis darstellt als zuerst gedacht. Die Entwicklung geht daher nur sehr schleppend voran. Bis man wirklich vom Klopp'schen Fußball sprechen kann, wird es mindestens bis zur nächsten Saison dauern - und neue Spieler benötigen.
Christoph Köckeis (Goal): Die Frage müsste eher sein, wie viel Klopp in dieser Mannschaft überhaupt stecken kann: Als er in Liverpool übernahm, lief die Saison auf Hochtouren. Er wurde in ein gemachtes Nest gesetzt, hatte weder Einfluss auf die mangelhafte Transferpolitik, noch Zeit, um sein Leitbild zu implementieren. Natürlich sind die Klopp'schen Elemente nicht zu übersehen. Sie überforderten ManCity beim 4:1 vor einigen Wochen. Die Ansätze lassen hoffen, jedoch sind es bloß Ansätze. Bis zum Sommer ist Klopp eine Art Lückenstopfer. Er wird limitiert, vom Terminkalender und dem eindimensionalen Kader.
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Melissa Reddy (Goal-Liverpool-Korrespondentin): Jeder in Liverpool, egal ob Spieler oder Mitarbeiter, hat gemerkt, dass Jürgen Klopp seit seiner Ankunft im Oktober große Änderungen vorgenommen hat. Das einzige Problem liegt darin, dass die Mannschaft es nicht schafft, den "Kampf-Fußball" von Klopp konstant zu zeigen. Das liegt sowohl an der Verletztenmisere als auch der schwierigen Übergangsphase. Der 4:1-Sieg gegen Manchester City in der Premier League hat verdeutlicht, wozu die Mannschaft unter Klopp im Stande ist.