Die Gehalts- und Ablösezahlen auf den Konten eines Profifußballers und dessen Verein sind längst kein Indikator mehr dafür, wie gut ein Spieler in Relation zum Weltfußball ist. Der Wechsel von Paul Pogba zu Manchester United legt das mit einer nie dagewesenen Penetranz nahe.
120 Millionen Euro für einen Spieler auszugeben, macht trotz aller Marktentwicklungen der letzten Jahre sehr nachdenklich. Es grenzt fast schon an Frechheit, vor allem bei Betrachtung des Spielers und der Umstände des Transfers.
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Der 23 Jahre alte Paul Pogba ist nun der teuerste Spieler aller Zeiten. Zugegeben: Komplett überraschend ist eine Summe dieser Größenordnung im Jahr 2016 nicht mehr. Wenn bisher Transfers in einem annähernd großen Umfang getätigt wurden, waren es jedoch Spieler, die zum jeweiligen Zeitpunkt zweifellos zur Top Fünf der Welt gehörten. Cristiano Ronaldo und Gareth Bale waren bei ihren Wechseln zu Real Madrid unbestritten das Beste, was der Markt hergab. Das Duo und - obwohl er nie wechselte - Lionel Messi waren bisher die Namen, die man mit dem Prädikat "teuerste Spieler der Welt" verband.
Viel zu teures Risiko
Pogba sprengt diese Welt komplett. Er gehört vielleicht zu den besten drei Spielern seiner Altersklasse, längst aber noch nicht zu den Allerbesten überhaupt. Alle Spieler umfassend, gibt es genügend, die auf ihrer Position in der Zentrale einen genauso großen Impact auf das Spiel haben wie er.
Zwar verdient sich der Franzose durch seine außergewöhnlichen technischen Veranlagungen und seine enorme Physis zurecht die Aufmerksamkeit der großen Vereine. Das Potenzial, das mit 23 Jahren in ihm schlummert, ist so ausgeprägt wie nur bei ganz wenigen Anderen auf der Welt.
Jedoch muss man relativieren: Pogba hat den endgültigen Schritt zur obersten Weltklasse noch nicht gesetzt. Er scheut noch zu häufig die Verantwortung und ist viel zu selten derjenige auf dem Platz, der das Spiel an sich reißt. Die EM zeigte besonders: Dem ganz großen Druck ist er noch nicht gewachsen. Und genau der erwartet ihn bei so einer Ablöse. Der Transfer birgt also immer noch ein Risiko - bei diesen Summen ein viel zu großes.
Der Gesamtkontext, in dem die Transfers stattfanden, war bei Ronaldo 2009 und Bale 2013 demnach ein anderer. Bei den heutigen Zahlen, die auch überzogene 90 Millionen Euro Ablöse für Gonzalo Higuain bedeuten, hätte Ronaldo vor sieben Jahren 300 Millionen kosten müssen. Für einen Menschen, dessen Leistung irgendwie an so einer Zahl gemessen werden muss.
Doch wo ist beim Pogba-Transfer dieser Maßstab? Es gibt ihn nicht. Und das ist absurd.
Paul Pogba im Steckbrief