ManCity: Himmelblaue Großbaustelle

SPOX
04. August 201617:13
Pep Guardiola hat als Trainer von Manchester City freie Hand beim Kaderbaugetty
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Der Trainer ist neu, viele Spieler ebenfalls. Die beiden Klubs aus Manchester haben einen ereignisreichen Sommer hinter sich und hohe Erwartungen an die kommenden Monate. Heute in der Kaderanalyse: Die blaue Edition mit City, Pep Guardiola und Leroy Sane.

Torhüter: Joe Hart, Willy Caballero

Zahlreich sind die Gerüchte rund um einen neuen Torhüter für Manchester City. Marc-Andre ter Stegen hier, Geronimo Rulli dort. Letztlich bleibt aber festzuhalten: Momentan sind die beiden ersten Torhüter im Kader der Citizens noch immer Joe Hart und Willy Caballero.

Nicht stark genug seien diese mit dem Fuß, so der Vorwurf der Medien, den Pep Guardiola bisher nicht bestätigen wollte. Bezüglich der Torhüter hielt er sich bedeckt, was zu großen Teilen wohl auch daran liegen wird, dass Hart nach seiner EM mit England längeren Urlaub als andere Spieler im Kader hatte.

So ergab sich noch keine rechte Gelegenheit, Hart zu testen. Dieser mag vielleicht kein Manuel Neuer mit Ball am Fuß sein, bringt aber doch exzellente Reflexe und eine gute Strafraumbeherrschung mit. Mit Hinblick darauf, dass Hart zudem Engländer ist und somit statistische Wichtigheit hat, dürfte es momentan vielleicht keine bessere Wahl für City geben.

Mit Caballero steht ein solider Ersatzmann zur Stelle. Der Argentinier zeigte sich in den Vorbereitungsspielen hier und dort etwas unsicher, steht aber bereit und übernimmt die Rolle als Nummer zwei, ohne schlechte Stimmung in den Kader zu bringen. Vielleicht werden Erinnerungen an Jose Manuel Pinto wach, den Guardiola zum FC Barcelona holte.

Innenverteidigung: Nicolas Otamendi, Vicent Kompany, Eliaquim Mangala, Jason Denayer

Zweiter Punkt, zweite angebliche Problemstelle. John Stones soll die Innenverteidigung verstärken, das bestätigte Guardiola, und doch scheint er nicht so recht zufrieden zu sein. Schon nach zwei Testspielen philosophierte der neue Trainer darüber, wie man Mittelfeldspieler in letzter Reihe einsetzen könne.

Der Grund dafür liegt nahe. Eliaquim Mangala bekleckerte sich in seinen ersten beiden Jahren in England nur selten mit Ruhm, Vicent Kompany verbrachte mehr Zeit in der Reha als auf dem Platz. Nicolas Otamendi zeigte noch Akklimatisierungsprobleme, dürfte aber der Verteidiger mit den besten Voraussetzungen für Guardiola sein.

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Wie es mit Jason Denayer weitergeht, ist komplett offen. Der Belgier ist nach seinem Leihauftritt bei Galatasaray zurück und soll nach letzten Medienberichten sofort wieder gehen. Ob wieder nur vorübergehend oder ganz, scheint dabei egal - ähnlich soll es laut Telegraph bei Mangala stehen.

Stünde man also bei zwei Innenverteidiger, sollte Stones kommen bei drei. Für Pep aber kein Problem, setzte er doch Fernandinho gegen den BVB schon zentral hinten ein und machte danach bekannt, sich auch Fernando dort vorstellen zu können.

Guardiola testete zudem den 19-jährigen Tasende und den 18-jährigen Adarabioyo ausgiebig. Ob es für einen von beiden reicht, ist jedoch fraglich. Ersterer ist eigentlich eher Linksverteidiger, letzterer hatte in der vergangenen Saison nur unregelmäßige Einsätze in der U21 bekommen.

Linksverteidiger: Aleksandar Kolarov, Gael Clichy

Gute Linksverteidiger sind rar gesät im heutigen Fußball, dementsprechend glücklich dürfte Guardiola mit seiner Auswahl sein. Gleich im ersten Testspiel sorgte er für Verwirrung, stellte er Aleksandar Kolarov doch in der Innenverteidigung auf. Der Grund war schnell gefunden: Personalmangel. Pep beschwichtigte: "Wir planen mit Kolarov als Außenverteidiger."

Dort hat er mit Clichy nicht minder starke Konkurrenz. Der Franzose zeigte sich durchaus begeistert von den ersten Wochen mit seinem neuen Trainer: "Er ist einer der Typen, da bist du froh, mit ihnen in deiner Karriere zusammenarbeiten zu dürfen. Er ist wirklich beeindruckend."

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Beeindruckend ist in diesem Fall ein wichtiges Stichwort, streiten sich Kolarov und Clichy doch mit unterschiedlichen Voraussetzungen, aber sehr ähnlichen Chancen um den einen Platz in der ersten Elf. Während Kolarov große Explositivät und Schussgewalt mitbringt, überzeugt Clichy mit großer Endgeschwindigkeit und gutem Timing bei Vorstößen.

Man darf gespannt sein, wie Guardiola mit seinen Außenverteidigern plant, denn davon wird die Besetzung abhängig werden. Nur eines ist sicher: Links hat er definitiv kein vergleichbares Material zum FC Bayern und David Alaba. Beide Spieler sind deutlich geradliniger und fixierter auf das Spiel an der Seitenlinie.

Rechtsverteidiger: Pablo Zabaleta, Bacary Sagna

Diese findet er vielleicht eher auf der rechten Seite. Pablo Zabaleta ist mit seinen 31 Jahren nicht mehr der Dauerläufer auf der rechten Außenbahn, sondern hat sich mit zunehmender Zeit immer mehr zu einem kombinativen Außenverteidiger entwickelt. Zeitweise kam er gar als defensiver Mittelfeldspieler zum Einsatz und könnte somit eine einrückende Rolle ausfüllen.

In der vergangenen Saison sah Zabaleta aufgrund einiger Verletzungen und Formschwankungen kaum Land gegen Bacary Sagna, Guardiola soll ihn allerdings gebeten haben, zu bleiben. Nicht nur als Führungsspieler wird Zabaleta eine wichtige Rolle ausfüllen können, ist er doch auch beliebt bei den Fans der Skyblues.

Spielt Sagna allerdings eine ähnlich konstante Saison, wird es für den Argentinier nicht zu vielen Einsätzen reichen. Der Franzose war zuletzt der vielleicht konstanteste und sicherste City-Verteidiger. Defensiv stets zuverlässig und mit passendem Offensivspiel ausgestattet, dürfte er auch unter Guardiola wieder eine wichtige Rolle spielen.

"In England ist nichts einfach", hatte Sagna noch vor der EM verlauten lassen. Er weiß also um die hohen Anforderungen, die Guardiola an seine Außenverteidiger stellt. Trotzdem freute er sich auf die Zusammenarbeit: "Er ist ein großartiger Trainer, es wird aufregend, wenn er da ist."

Defensives Mittelfeld: Fernando, Ilkay Gündogan, Fernandinho, Yaya Toure

Jeder kennt inzwischen die Mär von den elf Mittelfeldspielern, die Pep Guardiola gerne in jedem Spiel einsetzen würde. Tatsächlich gehen dem Katalanen aber in Manchester die "typischen" Guardiola-Spieler ab. Ein erster Schritt wurde mit Ilkay Gündogan sicher gemacht, ob Fernando und Fernandinho aber die hohen Ansprüche in der Mittelfeldzentrale erfüllen, muss man abwarten.

Beide sah er durchaus in der Innenverteidigung. Eventuell auch ein Zeichen dafür, dass er sie nicht für qualitativ gut genug für seine Schaltzentrale sieht. Dann stellt sich aber die Frage: Wer dann? Yaya Toure kündigte bereits nach Bekanntwerden des neuen Trainers seinen Abgang an.

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Somit stünde nur noch Gündogan bereit, der die zentrale Rolle vor der Abwehr nicht unbedingt als stärkste Rolle ausgeben dürfte. Die Gerüchte um Julian Weigl oder Toni Kroos dürften darin ihren Ursprung haben, ein Spieler aber wohl nicht mehr kommen.

Somit wird sich Guardiola aus dem vorhandenen Material etwas zusammenschustern müssen. Dass er kein großer Fan von einer Doppelsechs ist, machte er schön des Öfteren deutlich. Vielleicht werden dann doch Fernando oder Fernandinho die tiefste Rolle einnehmen - wenn sie sich entsprechend entwickeln, denn Verbesserungspotenzial im Positionsspiel ist vorhanden.

Offensives Mittelfeld: Fabian Delph, Bruno Zuculini, Kevin de Bruyne, David Silva, Oleksandr Zinchenko

Ebenfalls im zentralen Mittelfeld könnten Fabian Delph und Bruno Zuculini eingesetzt werden. Echte Optionen für die einzige Position vor der Abwehr sind sie aber nicht, sondern tendieren eher zu den Achtern oder Halbpositionen in Guardiolas Grundordnung.

Während Fabian Delph gute Chancen hat, als Kaderspieler zu funktionieren und immer wieder Einsätze zusammeln, stehen die Chancen bei Bruno Zuculini dagegen schlecht. Nach seiner Rückkehr von der wenig versprechenden Leihe bei AEK Athens scheint im Fall des jungen Argentiniers ein Abgang am wahrscheinlichsten.

Schließlich wird auch einfach die Konkurrenz zu groß sein. Inwiefern man dazu Kevin de Bruyne und David Silva zählen sollte, wird die Saison zeigen müssen. Beide fanden sich unter Manuel Pellegrini oft auf dem Flügel wieder, von wo aus sie invers nach innen zogen.

Doch Pep sammelt seine besten Spieler gerne in der Mitte und dazu zählen Silva und de Bruyne ohne Zweifel. Sie dürften die Schlüssel zum Erfolg auf allerhöchstem Niveau werden - zwei Spieler, die den Unterschied machen können.

Diesen Status möchte auch Oleksandr Zinchenko erreichen. Der junge Ukrainer stieß vor kurzem dazu und sah in den Testspielen gleich einiges an Spielzeit. Wirklich herausstechen konnte er nicht, der Trainer war dennoch zufrieden: "Er ist so intelligent und hat große Qualität."

Angriff: Samir Nasri, Nolito, Jesus Navas, Leroy Sane, Raheem Sterling, Sergio Agüero, Wilfried Bony, Kelechi Iheanacho

Vielleicht sollte man beim Angriff eine weitere Unterteilung vornehmen, diese ließe sich aber nicht wirklich an Positionen festmachen. Guardiola steht auf Spieler, die das Eins-gegen-Eins beherrschen. Spieler, die sich gegen einen oder mehrere Gegenspieler durchsetzen, Kreativität mitbringen und somit das Unvorhersehbare umsetzen, sind essentiell wichtig für seinen Spielstil.

Stürmer wie Sergio Agüero, Wilfried Bony oder Kelechi Iheanacho fallen nicht in diese Kategorie, Jesus Navas und Samir Nasri nur bedingt. Dafür kamen Leroy Sane und Nolito, dazu ist Raheem Sterling schon im Kader.

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Sie werden auf den Außen für Action sorgen, um aus dem Ballbesitzkonstrukt heraus für Torgefahr zu sorgen. Abschließen sollen in der Mitte dann Agüero oder Iheanacho. Inwiefern Bony zu den Planungen zählt, ist fraglich, er soll unter besonderer Beobachtung von Guardiola stehen. Ein Interessent ist in Galatasaray gefunden worden, so die türkische Hürriyet.

Bleibt noch Samir Nasri, der sich schon Ärger mit Guardiola einhandelte, nachdem er zu beleibt aus dem Urlaub zurückkehrte. Die Regel ist einfach: Wer zu viel wiegt, trainiert nicht mit der Mannschaft. Kann Guardiola aus dem Franzosen sein volles Potenzial herausholen, ist Nasri ein Kandidat für die erste Elf. Wenn nicht, dann einer für den baldigen Abschied.