Das Duell FC Liverpool gegen Manchester United ist eine der heißesten Fußball-Rivalitäten der Welt. Heute Abend kommt es an der legendären Anfield Road zum 167. Ligamatch zwischen Englands erfolgreichsten Vereinsmannschaften (21 Uhr live auf DAZN und im LIVETICKER). Vorab diskutieren DAZN-Kommentator Marco Hagemann, Ex-Profi und Co-Kommentator Ralph Gunesch sowie die Redakteure David Kreisl (SPOX.com) und Dennis Melzer (Goal.com) über das Spiel der Spiele auf der Insel.
von DAZN-Kommentator Marco Hagemann
Man spricht ja eigentlich immer nur vom großen Manchester-Duell und von Guardiola gegen Mourinho. Letztlich ist Liverpool gegen United aber wohl das größte englische Derby. Es ist eine riesige Rivalität, die ihre Ursprünge nicht nur im Sport, sondern auch in der Industrie hat. Mit dem Spruch von Jürgen Klopp lässt sich die Situation eigentlich ganz gut zusammenfassen: Es ist "the salt in the soup". Erstmals seit langer Zeit könnte der Kracher mal wieder die Würze besitzen, die in den letzten Jahren fehlte.
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Die Reds haben unter Jürgen Klopp ihr Spiel gefunden und vieles läuft inzwischen unterbewusst ab. Bei United fehlen genau diese Automatismen noch. Die neu zusammengewürfelte Truppe wirkt nicht wirklich ausbalanciert. Im Stadtderby gegen City war das gut zu sehen. Da haben sie sich zu sehr auf den Gegner und zu wenig auf ihre eigenen Stärken konzentriert. Ich könnte mir vorstellen, dass es diesmal ähnlich aussieht. Liverpool wird versuchen, die Musik zu machen. Mit der grundsätzlichen Ausrichtung und der Spielweise von Klopp werden die Reds United vor große Probleme stellen. Gerade wenn sie mit großer Geschwindigkeit vorne drauf gehen. Gegen Chelsea und Leicester haben sie das schon perfekt gemacht.
Unabhängig von Entscheidungen und dem Ergebnis wird der Schiedsrichter im Mittelpunkt stehen. Beide Teams werden auf dem Platz aggressiv drauf gehen und an der Seitenlinie stehen mit Klopp und Mou zwei hoch emotionale Trainer. Hinzu kommt die etwas unglückliche Wahl des Unparteiischen, die einige Liverpool-Fans erzürnt hat. Anthony Taylor lebt nur gut zehn Kilometer von Manchester entfernt. Er ist zwar kein United-Fan, dennoch kann ich den Zorn der Reds gut verstehen.
performvon DAZN-Co-Kommentator Ralph Gunesch
Für mich steht das Spiel ganz klar unter einem Motto: Tempo-Fußball gegen kompakte Defensive. Wir haben auf der einen Seite Liverpool, das vor heimischer Kulisse von der ersten Minute an mit beiden Füßen auf dem Gaspedal stehen wird. Sie werden aggressiv und mit gewohnt hohem Tempo nach vorne spielen und den Gegner früh anlaufen. Genau das will Klopp sehen. Direkt in der ersten Reihe sollen die pfeilschnellen Stürmer Druck auf die Verteidigung aufbauen. Es hat etwas gedauert, aber inzwischen sieht man recht gut, dass die Spieler wissen, was der Coach von ihnen verlangt.
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Manchester United auf der anderen Seite wird extrem defensiv an die Sache herangehen und versuchen, kompakt zu stehen. Interessant wird dabei vor allem die Rolle von Ibrahimovic. Dieser war in allen Spielen an vorderster Front stets der einzige Anspielpunkt, der defensiv von einigen Aufgaben befreit war. Er bleibt vorne und der Rest arbeitet gegen den Ball.
Auch im wichtigen Stadtderby gegen City ist Mourinho nicht von dieser Taktik abgewichen. Ich bin gespannt, ob sich das nun erstmals ändert und der Schwede mehr in die Defensivarbeit einbezogen wird. Ansonsten werden sie den Reds nicht den Gefallen tun, ihnen Räume zu geben. Optisch ist auch deshalb eine äußerst einseitige Partie zu erwarten. Ob es das Ergebnis dann aber auch widerspiegelt, steht auf einem ganz anderen Blatt.
von SPOX-Redakteur David Kreisl
Dass das im Vorfeld gerade von allen Seiten zum größtmöglichen Fußballevent der Welt aufgeblasene Spiel ein richtig geiler Kick wird, steht für mich außer Frage. Auf einen brutalen Schlagabtausch samt nervenzerreißender Schlussphase stelle ich mich aber nicht ein - dazu ist United, sorry, einfach zu mies.
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Dazu braucht es nicht einmal das aktuelle Formbarometer. Die Defensive der Red Devils ist mit der Ausnahme von Eric Bailly für die eigenen Ansprüche ein Witz und die großen Superstars Paul Pogba und Zlatan Ibrahimovic stolpern seit Wochen durch die Gegend. Das Theater um Wayne Rooney und zu allem Überfluss Coach Jose Mourinho, der gerade einen Nebenkriegsschauplatz nach dem anderen aufmacht, runden für mich das derzeitige Bild der Red Devils ab: wacklig, uneingespielt, nicht fokussiert. Zu viel auf jeden Fall, um in so einem Spiel zu bestehen.
Auf der anderen Seite Jürgen Klopps Jungs, die beim Hassduell vor heimischer Kulisse ein Feuerwerk abbrennen werden. Genau solche Spiele kann Kloppo, emotional wie spielerisch. Es muss kein Schützenfest werden, doch werden sich die Red Devils gegen Pools Pressing und die fußballerisch sensationelle Angriffsreihe nicht ansatzweise schadlos halten können. Zwei, drei Tore Unterschied werden's am Ende zugunsten der Reds.
von Goal-Redakteur Dennis Melzer
Liverpool gegen United: Wohlklingender kann ein Fußballspiel kaum sein. Jürgen Klopp ist es nach einem Jahr gelungen, seiner Mannschaft alle Werte einzuimpfen, die er einst erfolgreich beim BVB implementierte. Die Reds haben sich zu einer lauffreudigen Pressingmaschine entwickelt und im Sommer an den richtigen Stellschrauben gedreht.
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Bei United hingegen scheint die Euphorie, die am Anfang der Saison die Runde machte, etwas verflogen. Der zusammengekaufte Luxuskader sah sich in den vergangenen Wochen enormer Kritik ausgesetzt. Rekordeinkauf Paul Pogba beispielsweise wurde besonders durch die mediale Mangel genommen, schien sich allerdings auch selbst in der Rolle des defensiven Mittelfeldspielers nicht zu gefallen.
Beide Teams geben aktuell ein recht konträres Bild ab. Auf der einen Seite die harmonierenden, dynamischen Jungs von der Mersey, auf der anderen ein bisweilen behäbig wirkendes Gebilde voller prominenter Namen, das sich noch nicht gefunden hat.
Aus meiner Sicht gibt es den Schlüsselspieler für die "Mutter aller Spiele", wie Klopp die Begegnung zwischen dem Ex- und dem amtierenden Rekordmeister einst bezeichnete, nicht. Vielmehr gehe ich davon aus, dass der Fokus auf der sich in bestechender Form befindenden Offensivabteilung Liverpools liegen wird.
Roberto Firmino, Philippe Coutinho und besonders Sadio Mane werden die nicht immer sattelfeste Abwehr der Red Devils vor große Probleme stellen.
Aus Klopps Arbeit in der Hafenstadt, die als zarte Knospe begonnen hat, ist eine Blüte gewachsen. Verinnerlicht das Team die Marschroute des Trainers weiter, dauert es nicht mehr lange, bis die leidenschaftlichen Fans des Traditionsklubs die ersten Früchte ernten können. Womöglich schon mit einem Sieg gegen den Erzrivalen.