SPOX: Wie groß war die Umstellung auf den englischen Fußball?
Shaqiri: Ich dachte, es wäre einfacher für mich. Anfangs musste ich schon beißen, um hier richtig anzukommen. Es geht anders zur Sache als in Italien oder Deutschland, auch im Training. Das dauert seine Zeit, ist aber auch normal.
SPOX: An mancher Stelle hieß es, der Wechsel zu Stoke City sei ein Karriererückschritt für Sie. Was entgegnen Sie darauf?
Shaqiri: Das ist mir sowas von egal, denn das sagen Leute, die nicht dahinter sehen. So etwas hat mich noch nie beschäftigt. Viele Leute haben wohl auch noch das "alte" Stoke im Kopf, als unter Trainer Tony Pulis viele lange Bälle gespielt wurden und man häufig gegrätscht hat. Mittlerweile steht hier aber eine komplett neue Mannschaft auf dem Feld. Wir haben technisch herausragende Spieler und im Kader herrscht ein großer Konkurrenzkampf. Ein Spieler wie Giannelli Imbula beispielsweise hat fast 25 Millionen Euro gekostet und sitzt momentan auf der Tribüne. Das sagt schon einiges aus.
SPOX: Wie wichtig war Ihnen bei diesem Wechsel auch, etwas weniger im Fokus zu stehen?
Shaqiri: Das wird zwar nie gelingen, aber es war nach den Erfahrungen in Metropolen wie München und Mailand ein wichtiger Punkt für mich. Hier ist alles etwas kleiner und ruhiger. Ich möchte in Ruhe arbeiten und wollte etwas aus dem Rampenlicht.
SPOX: Es gab auch Gerüchte um eine Rückkehr in die Bundesliga. Kam das nie in Frage?
Shaqiri: Einige Bundesligisten waren interessiert, ja. Mir war bei diesem Wechsel das Zwischenmenschliche wichtig. Stoke und Trainer Mark Hughes wollten mich schon, als ich zu Inter gewechselt bin. Dort hatte ich das Gefühl, dass es am besten für mich passen könnte.
SPOX: Wie wichtig ist Ihnen diese Bindung zum Coach?
Shaqiri: Es ist einfach angenehmer. Hughes ist wie Heynckes ein Gentlemen, der aber auch unangenehme Entscheidungen treffen kann, wenn es sein muss. Er war selbst einmal ein großer Spieler und weiß, was mir gut tut und wie er mich behandeln soll. Ich habe dank ihm viele Freiräume. Er kam noch nicht ein einziges Mal zu mir und hat gesagt, ich solle es doch lieber auf diese oder jene Weise probieren.
SPOX: Bislang haben Sie regelmäßig international gespielt. Das könnte mit Stoke in der Premier League schwierig werden, oder?
Shaqiri: Das mag so sein, aber man vergisst, dass ich in einer internen Champions League spiele, weil ich zwei Mal pro Saison gegen Manchester United, Arsenal, Chelsea, Liverpool und Manchester City antrete. Aber klar, es muss einiges zusammenkommen, damit wir eine richtig erfolgreiche Saison spielen können. Wir habe eine gute Mannschaft beisammen, in der alle ambitioniert sind und auf Europa schielen. Die Qualität ist da, das steht außer Frage.
SPOX: Würde es Sie aber nicht enttäuschen, sollten Sie dauerhaft nicht mehr auf europäischer Bühne auflaufen können?
Shaqiri: Ich bin erst die zweite Saison hier und beschäftige mich damit, kontinuierlich meine Leistung abzurufen und mich weiter zu entwickeln. Ich will auch wieder Champions League spielen, aber ich mache mir keinen Druck. Ob das dann mit Stoke oder einem anderen Verein gelingt, wird man abwarten müssen. Ich spiele jetzt in der besten Liga der Welt und möchte gerne einmal richtig langfristig bei einem Verein bleiben und kontinuierlich Leistung abrufen.
SPOX: Sie haben sich in einem Vorort von Manchester niedergelassen, Ihr ehemaliger Mitspieler Bastian Schweinsteiger wohnt in der Nachbarschaft. Wie bewerten Sie seine Situation bei Manchester United?
Shaqiri: Da ich so etwas noch nie erlebt habe, kann ich mich auch nicht hundertprozentig in ihn hineinversetzen. Es ist natürlich schwierig für ihn. In England wird grundsätzlich weniger Rücksicht auf persönliche Befindlichkeiten genommen.