"Es war großartig, dass Trainer Gareth Southgate mich diese Woche angerufen hat und mich für die kommenden Länderspiele berufen wollte. Aber ich habe ihm nach reiflicher Überlegung gesagt, dass ich entschieden habe, meine internationale Karriere zu beenden", teilte der kantige Stürmer vom FC Everton am Mittwoch mit.
Rooney hat immer ohne Rücksicht auf Verluste seine Knochen hingehalten, für England bis zum letzten Schweißtropfen gekämpft. Erfolgreich - und doch am Ende oft vergeblich. "Das ist mit das einzige, was ich bereue", sagte der beste Torschütze der englischen Fußball-Geschichte: "Dass ich nie Teil einer siegreichen englischen Mannschaft bei einem großen Turnier war."
Rooney erwartet bald viertes Kind
Allerdings kann er sich nun mehrere andere Herzenswünsche erfüllen. Kai, Kit und Klay Rooney bekommen bald ein Geschwisterchen. Zudem will ihr Vater endlich mal ein Länderspiel seiner geliebten Three Lions aus der anderen Perspektive erleben: "Irgendwann wird mein Traum wahr, und ich werde als Fan zu einem Spiel gehen."
14 Jahre lang war das undenkbar. In 119 Länderspielen - bester Feldspieler nach Torhüter Peter Shilton, 125 - erzielte Rooney insgesamt 53 Tore. Sein letzter Einsatz war am 11. November 2016 beim 3:0 gegen Schottland in der WM-Qualifikation. "Es war mir immer eine Ehre, für England zu spielen, ein Privileg", sagte Rooney: "Aber ich glaube, es ist Zeit zu gehen."
Die Knochen schmerzen, doch an seiner Form kann es kaum liegen. Erst am Montag ist der beste Torschütze in der Historie Manchester Uniteds beim 1:1 bei Manchester City zum zweiten Mann mit 200 oder mehr Premier-League-Toren aufgestiegen. Vor ihm liegt nur Alan Shearer (260). Everton, wohin Rooney im Sommer nach 13 Jahren zurückgekehrt war, hat in den ersten beiden Saisonspielen zweimal getroffen - beide Tore erzielte der Routinier mit dem schütteren Haar.
Rooney, der "König von England"
Wayne Mark Rooney, geboren in Liverpool als Sohn eines Preisboxers, hatte sein Länderspieldebüt am 12. Februar 2003 gegen Australien (1:3) gegeben. Sein Aufstieg war kometenhaft: Mit 17 Jahren und 111 Tagen wurde er zum jüngsten englischen Nationalspieler, sieben Monate später war er beim EM-Qualifikationsspiel in Mazedonien (2:1) auch der jüngste Torschütze, danach noch jüngster EM-Torschütze. "König von England", so riefen sie ihn 2004.
Wayne Rooney allerdings ist kein Mann von Adel. Er ist der Prototyp des Kämpfers, weder wahnsinnig elegant noch feinsinnig, weit mehr Stahlarbeiter aus einfachen Verhältnissen als Oxford-Absolvent. Der Boulevard hat das immer geliebt: Es konnte jederzeit passieren, dass Rooney bei einer Prostituierten mit einem Autogramm auf die Brust bezahlte, ein Teamkollege ihn k.o. schlug oder eine Haartransplantation Storys für Wochen liefert.
Auch das wird nun weniger werden.