Es gibt zwei Sprüche, die sich über Jahre beim FC Arsenal verfestigt haben. Beide stehen für die Ära Arsene Wenger bei den Gunners und beide stehen im Widerspruch zueinander. "Arsene knows" war das geflügelte Wort, als Arsenal die großen Triumphe unter dem Franzosen feierte, den schönsten Fußball auf der Insel spielte und beinahe die Champions League gewonnen hätte.
"Spend some fucking money" steht für die Zeit, in der Arsenal den Anschluss an die Spitze der Premier League verlor und international zu einer Randerscheinung verkommen ist. Die Fans haben den Abstieg eher kommen sehen als ihr Manager, der die Schlagzahl der Konkurrenten aus Manchester oder London nicht mitgehen wollte.
In den letzten Jahren hat sich der 68-jährige Franzose in seiner harten Haltung etwas erweichen lassen. Er hat viel Geld ausgegeben - allerdings auch für mittelmäßige Spieler, so dass die Gunners in diesem Jahr erneut Gefahr laufen, die Champions League zu verpassen.
Löst Aubameyang Lacazette als Rekordtransfer ab?
Jetzt steht Wenger vor der größten Investition in seiner über 20-jährigen Amtszeit bei Arsenal. Eine Ablöse zwischen 60 und 70 Millionen Euro Ablöse steht im Raum für Pierre-Emerick Aubameyang von Borussia Dortmund. Der Gabuner würde nochmal ein stattliches Sümmchen mehr kosten als Alexandre Lacazette, der vor der Saison für über 50 Millionen Euro von Olympique Lyon ins Emirates gewechselt ist.
An dieser Stelle offenbart sich auch gleich die große Krux am Transfer Aubameyangs. Lacazette ist Stürmer, Mittelstürmer um genau zu sein. Der 26-jährige Franzose fühlt sich im Zentrum des Angriffs am wohlsten, er weicht ebenso wie Aubameyang nur ungern auf den Flügel aus, seine große Stärke ist der Torabschluss.
Mit neun Toren und drei Vorlagen in 24 Premier-League-Spielen hat Lacazette eine ordentliche Bilanz in seiner ersten Saison auf der Insel vorzuweisen. Seinem fünf Jahre älteren Landsmann Olivier Giroud (4 Tore, 0 Vorlagen), der im Tausch für Aubameyang zum BVB wechseln soll, hat Lacazette den Rang abgelaufen.
Die Rolle von Alexis Sanchez und der Tausch mit Henrikh Mkhitaryan
Es stellt sich also die Frage: Was will Arsenal mit Aubameyang? Wenger ist bisher nicht als großer Freund des Doppelsturms aufgefallen. Und wenn, dann hat er dem bulligen Lacazette den umtriebigen Alexis Sanchez zur Seite gestellt.
Der Chilene war ebenfalls Teil der Frage, wie Arsenal zukünftig ausgerichtet werden soll. Und nun wurde er spektakulär verrechnet: Sanchez wechselt zu United, die Gunners erhalten im Gegenzug Mkhitaryan.
Wengers unglückliche Aussagen über Aubameyang
Die "fehlende Klarheit" im Fall Sanchez hat Wenger zuletzt als Problem für die Mannschaft ausgemacht und damit auch einen Faktor, den er sich jetzt bei Aubameyang zu Nutze macht. Wie sehr den BVB-Kollegen das Theater um den Gabuner auf die Nerven geht, zeigten spätestens die Aussagen nach dem 1:1 in Berlin.
Wenger hat in diesem Deal ohnehin eine mindestens unglückliche Rolle eingenommen, als er schon letzte Woche sehr ausgiebig über Aubameyangs Vorzüge referierte und sich prompt den öffentlichen Zorn der BVB-Verantwortlichen zuzog.
Dieser Rauch dürfte aber schnell verflogen sein, wenn die Tinte unter den Verträgen getrocknet ist und Wenger die erste Startaufstellung nominieren muss. Dann bleibt die Frage, wie er Mkhitaryan und Aubameyang in seine Elf integrieren will.
Wenig Zeit für große Anpassungen beim FC Arsenal
Lacazette und Mesut Özil sind in der bisherigen Saison die offensiven Fixpunkte und scheinen gesetzt, Danny Welbeck und Alex Iwobi sind nur Ergänzung. Mit Aubameyang kommt ein Spieler, der in Dortmund erst aufgeblüht ist, als er von der Position am Flügel befreit wurde und ins Zentrum rücken durfte. Mkhitaryan ist dagegen ein Spieler, der seine Aktionen am liebsten am Flügel oder auf der Achterposition startet und dann viele Freiheiten braucht.
Wenger wird an seiner Grundformation schrauben und schauen müssen, ob nun ein 4-3-3, ein 4-2-3-1, ein 4-3-1-2 oder ein 3-4-3 die richtige Ausrichtung für das neue Spielermaterial ist.
Im Streich-Biotop des SC Freiburg würde man wohl sagen, dass es viele schwimmende Neuner, Neuneinhalber und Zehner geben müsse, um aus diesen vier ein funktionierendes Quartett zu formen. Aber während des vollen Terminkalenders mitten in der Saison wird die Abstimmung dafür nicht von heute auf morgen funktionieren.
Und am Ende der Saison steht mit Özil schon der nächste Abgang ins Haus. Wenger wird also reichlich Geld ausgeben, ob er dann auf dem Platz das Richtige damit anzufangen weiß, ist wieder eine ganz andere Frage.