Bei seinem ersten Interview als Arsenal-Spieler verglich sich Pierre-Emerick Aubameyang gleich mal mit dem wichtigsten Spieler der jüngeren Vereinsgeschichte. "Ich bin auch schnell und schieße Tore", sagte er: "Ein bisschen wie Thierry Henry." Passenderweise hat er auch dessen alte Rückennummer übernommen, die 14.
Und in seinem ersten Premier-League-Spiel mit der Nummer 14, mit der Henry-Nummer, schaffte Aubameyang gleich etwas, was Henry einst nicht geschafft hat: Er traf. Zwar aus Abseitsposition, aber das Tor zählte. In der 37. Minute steckte Mkhitaryan den Ball in den Lauf von Aubameyang und er chippte ihn locker-lässig über den heranstürmenden Everton-Keeper Jordan Pickford. Es war das zwischenzeitliche 4:0, besser hätte Aubameyangs Debüt nicht verlaufen können.
Bis kurz vor dem Spiel war noch unklar, ob Aubameyang überhaupt auflaufen würde. "Er hat Fieber und konnte deshalb nicht viel trainieren", hatte Trainer Arsene Wenger am Vortag erklärt: "Er ist nicht komplett fit." Die Gesundung schritt jedoch offenbar blendend voran. Eine knappe Stunde vor Anpfiff postete Arsenal auf Twitter erst ein Video, in dem Aubameyang grinsend durch die Stadiontore spaziert, und kurz darauf die Aufstellung und somit die Bestätigung: Ja, er beginnt.
Jubel, eine Vor-Vorlage, ein Treffer
Im Stadion wurde Aubameyangs Name bei der Aufstellungsverkündung bejubelt. Eine Huldigung, die er bei Borussia Dortmund zuletzt nicht mehr genießen durfte. Bei strömendem Regen lief Aubameyang dann als Vorletzter aufs Feld, berührte den Boden des Emirates Stadiums, bekreuzigte sich und hatte in der 6. Spielminute seinen ersten großen Auftritt. Er ließ sich etwas zurückfallen, drehte den Ball mit dem rechten Fuß in den Strafraum zu Mkhitaryan, der passte zu Aaron Ramsey, 1:0.
Als einzige Spitze (Alexandre Lacazette saß 90 Minuten lang auf der Bank) trieb sich Aubameyang im 4-2-3-1-System zumeist zwischen den gegnerischen Innenverteidigern und Sechsern herum - und manchmal auch auf dem linken Flügel. In der 14. Minute erzielte er beinahe seinen ersten Treffer für Arsenal. Am zweiten Pfosten hätte er nur mehr einschießen müssen, doch auf einmal flog Laurent Koscielny durch den Fünfer und köpfelte den Ball vor den Augen Aubameyangs zum 2:0 über die Linie.
Etwas später besorgte Ramsey das 3:0, noch etwas später sprintete Aubameyang über den halben Platz relativ unbedrängt auf Pickford zu, scheiterte aber mit seinem Abschluss. Und dann kam jene 37. Minute: Mkhitaryan auf Aubameyang, 4:0.
Aubameyangs Zusammenspiel mit Mkhitaryan
Gekommen für das Ablösepaket Alexis Sanchez plus 64 Millionen Euro, sind die beiden Ex-Dortmunder die großen Hoffnungsträger des Klubs. Sie sollen Arsenal, das aktuell auf Tabellenplatz sechs rangiert, zurück in die Champions League bringen. "Ich hoffe, dass sie ihr perfektes Verständnis füreinander aus Dortmund reaktivieren", hatte Trainer Arsene Wenger vor ihrem ersten gemeinsamen Spiel gesagt und er wurde nicht enttäuscht. "Unser Zusammenspiel war sehr gut", fand Mkhitaryan.
Zumindest effektiv war es: die beiden Pässe, die zu den Toren führten, waren nämlich gleichzeitig die einzigen zwischen Mkhitaryan und Aubameyang. Mit zunehmender Spieldauer war von beiden immer weniger zu sehen, vor allem von Aubameyang. 25 Mal berührte er den Ball, 17 Pässe spielte er, sechs Zweikämpfe führte er.
Für die Geschichte seines Debüts war das aber gar nicht mehr so wichtig, gemeinsam mit dem Dreierpacker Ramsey war Aubameyang durch sein Debüttor ohnehin schon der Held des Abends. Wenger lobte "exzellente Bewegungen und Abschlüsse", sein Mitspieler Alex Iwobi stellte Aubameyangs "elektrisierendes Tempo sowie seinen Torriecher" heraus und sagte dann noch: "Es macht Spaß mit ihm."
Zur Halbzeit startet Arsenal via Twitter eine spontane Umfrage, welches der vier Tore denn das schönste war, und wie sollte es anders sein: Aubameyang war der klare Sieger. "Wird noch mehr von mir kommen?", fragte er dann nach dem Spiel und gab sich die Antwort gleich selbst: "Ich glaube schon."