Manchester Citys Defensive mit Laporte: Sicherer als Madagaskar und die Mongolei

Trainer Pep Guardiola beglückwünscht Aymeric Laporte zu seinem gelungenen Debüt für Manchester City.
© getty

Nach der Verpflichtung von Aymeric Laporte belaufen sich Manchester Citys Transferausgaben für Defensivspieler in dieser Saison auf 243,5 Millionen Euro. Trainer Pep Guardiola hat viel Geld zur Verfügung - und gibt es für seine neue Leidenschaft sinnvoll aus.

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Er liebe Mittelfeldspieler, hat der jüngere Pep Guardiola bekanntlich immer und immer wieder gesagt, und hätte am liebsten tausende davon. Gut, er hatte sich einst auch tausende Dantes gewünscht, aber da hat er sicherlich etwas gescherzt. "Thiago oder nix" war stets Guardiolas wahres Mantra: Mittelfeld-Passmaschinen oder nix.

Wie sich die eigenen Vorstellungen ändern können! In seinen eineinhalb Jahren in Manchester hat sich Guardiola nämlich frisch verliebt: der offensivdenkende Defensivspieler ist sein neuer Typ. Am Dienstag ist Guardiola mal wieder schwach geworden und hat sich den nächsten angelacht, Aymeric Laporte heißt er. Für die festgeschriebene Ablösesumme von 65 Millionen Euro kam der 23-jährige Innenverteidiger von Athletic Bilbao und unterschrieb bis 2023.

Zusammen mit den bereits im Sommer getätigten Verpflichtungen der Außenverteidiger Benjamin Mendy (57,5 Millionen Euro), Kyle Walker (51) und Danilo (30) sowie des Tormanns Ederson (40) summieren sich Citys Ausgaben für die Defensive in dieser Saison auf 243,5 Millionen Euro. Das ist mehr Geld als 52 Nationen dieser Welt jährlich für ihre Verteidigung ausgeben, errechneten findige Medien, etwa Madagaskar oder die Mongolei.

Die Lehren aus dem Überfall von Monaco

Kein Jahr ist es her, dass City von einem Fußballverein aus einer Nation ganz ohne militärische Landesverteidigung (dem Fürstentum Monaco) überfallen wurde, sechs Tore kassierte und somit aus der Champions League flog. Daraufhin beschloss Guardiola zu handeln und die Verteidigung aufzurüsten. "Manchester City kauft Verteidiger für den Preis von Stürmern", tadelte ihn deshalb zwar sein ewiger Widersacher Jose Mourinho, aber das war Guardiola egal.

Gelohnt hat es sich jedenfalls: Mittlerweile agiert die Defensive von City genauso beeindruckend wie die immer schon beeindruckende Offensive. Erst 18 Gegentore hat City in dieser Premier-League-Saison kassiert, der beste Wert der eigenen Vereinsgeschichte und gemeinsam mit United aktuell der beste der Liga. Kein Klub lässt weniger Schüsse und weniger Schüsse aufs Tor zu.

Im Rahmen seines Defensiv-Verstärkungs-Kurses überließ Guardiola Mourinhos United sogar den umworbenen Stürmer Alexis Sanchez, der beim Stadtrivalen nun angeblich eine halbe Million Euro pro Woche verdienen soll. "Ihre Gehälter können wir nicht bezahlen", sagte Guardiola und log dabei wahrscheinlich etwas. City könnte diese Gehälter sicherlich bezahlen, will es aber nicht. Auch den Transfer von Flügelstürmer Riyad Mahrez sagte City aus Kostengründen ab. Stattdessen kam mit Laporte eben der nächste Verteidiger von internationalem Niveau.

Laportes Stärke ist sein Aufbauspiel

"Er ist ein Spieler, den wir schon lange bewundern", sagte Sportdirektor Txiki Begiristain bei dessen Ankunft. Laporte stammt aus dem französischen Baskenland und schloss sich mit 17 dem inoffiziellen baskischen Nationalteam sowie spanischen Verein Atheltic Bilbao an. Nur ein Jahr später debütierte er für die Profimannschaft und absolvierte seitdem 222 Pflichtspiele, in denen er sich mit konstant guten Leistungen für größere Vereine empfahl.

"Mit der Qualität seines Aufbauspiels passt Aymeric perfekt in Guardiolas Spielphilosophie", sagt Begiristain. Guardiola lobt die Kopfballstärke seines 1,91 Meter großen Neuzugangs, sein Tempo und vor allem seine gute Passqualität. Gefragt, warum er gekauft wurde, sagte Laporte selbst: "Ich glaube, mein Aufbauspiel ist wichtig."

Bei seinem ersten Spiel für City gegen West Bromwich Albion wies er genau das nach: Laporte spielte 76 Pässe, knapp 95 Prozent davon kamen an. Der Grund für sein Debüt nach nur einer einzigen Trainingseinheit war der krankheitsbedingte Ausfall seines künftigen Konkurrenten John Stones; der Grund für seinen Transfer war es, auf solche Ausfälle entsprechend reagieren zu können.

City kämpft noch in allen vier Wettbewerben um den Titel und verfügt nach dem Kauf von Laporte und der Ausleihe von Eliaquim Mangala zum FC Everton nun über vier Innenverteidigern von internationalem Niveau, die sich bei den zahlreichen wichtigen Spielen abwechseln können.

Stones, Laporte, Otamendi, Kompany: Vier Innenverteidiger, zwei Spezies

Mit den beiden 23-jährigen Stones und Laporte zwei junge, talentierte Passspieler. Ihre große Stärke ist das mutige Aufbauspiel, aber fließend kann es auch zu ihrer großen Schwäche werden: dann nämlich, wenn aus Mut Übermut wird. Schwierige Situationen lösen Stones und Laporte lieber spielerisch als rustikal. Für Guardiolas Philosophie ist das zwar elementar wichtig, bei Spielen gegen internationale Top-Vereine oder englische Pressing-Mannschaften wie den FC Liverpool oder die Tottenham Hotspur aber auch riskant.

Mit Nicolas Otamendi (29) und Vincent Kompany (31) gibt es deshalb zwei ältere, erfahrene Zweikämpfer und Stellungsspieler. Ihre Aufgabe ist es, abzusichern. "No-nonsense player" nennen sie diese Spezies in England gerne. Als nüchtern, sachlich oder geradlinig, könnte man es übersetzen. Oder etwas blumiger: ohne Schnickschnack. Wenn es die Situation erfordert, hauen sie den Ball halt weg oder den Gegenspieler um.

Guardiola wird wohl zumeist auf eine Kombination mit je einem Vertretern der beiden Spezies vertrauen. Einer, der überwiegend bei eigenem Ballbesitz das Aufbauspiel organisiert. Und einer, der bei gegnerischem Ballbesitz den vielzitierten Abwehrchef gibt. Flankiert werden sie von zwei der im Sommer neuerworbenen Außenverteidigern, abgesichert vom Tormann Ederson. Zusammen ist das eine Defensivabteilung zum Verlieben, sogar für den (ehemaligen) Mittelfeld-Fanatiker Guardiola.

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