Abdul Rahman Baba spielt zwar aktuell leihweise für den FC Schalke 04, sein Stammverein ist aber seit 2015 der FC Chelsea. Tatsächlich lief Baba jedoch nur in seiner ersten Saison seit Vertragsbeginn für Chelsea auf, damals unter anderem natürlich auch mit Eden Hazard. In Erinnerung geblieben ist ihm Hazard als Unterhalter.
"Eden ist wirklich ein Clown. Er macht die ganze Zeit nur Blödsinn", sagte Baba kürzlich im Interview mit SPOX und Goal. "Er ist ein witziger Typ, der es einfach immer schafft, die Leute zum Lachen zu bringen." Mit seiner Art abseits des Platzes; mit seinen Dribblings und Toren auf dem Platz. Je mehr Hazard die Chelsea-Fans wegen Zweiterem aber zum Lachen bringt, desto größer wird ihre Angst, dass er sie bald gar nicht mehr zum Lachen bringen wird.
Real Madrid: Traumverein mit Vakanz
Die Lage ist nämlich folgende: während Hazard in blau glänzt, tourt ein Team in weiß durch Spanien, verliert Spiel um Spiel und wartet jetzt schon seit fast sieben Stunden auf einen Torerfolg. Real Madrid. Der Klub, über den Hazard sagt: "Es ist mein Traum, dort zu spielen. Schon als Kind habe ich von diesem Klub geträumt." Und der Klub, dem seit dem Abgang von Cristiano Ronaldo der prägende Offensivspieler fehlt.
Schon im Sommer hatte Real angeblich Interesse, diese Vakanz mit Hazard, der eine überragende WM mit Belgien gespielt hatte, zu füllen. Doch letztlich entschieden die Verantwortungsträger von Real, der Abgang sei statt mit rund 170 Millionen Euro für Hazard auch mit dem vorhandenen Personal zu kompensieren. Mittlerweile haben sie aber wohl umgedacht. Und mit jeder Gala von Hazard denken sie womöglich noch ein kleines bisschen mehr um.
Für Hazard ergibt sich mit 27 Jahren womöglich die einmalige Gelegenheit, zu seinem Traumverein zu wechseln und dort direkt eine tragende Rolle einzunehmen. Er selbst weiß das - aber er weiß noch nicht so genau, was er davon halten will, denn bei Chelsea findet er es ja eigentlich auch ganz gut. Dort, wo Fans an der Stamford Bridge ein Banner mit der Aufschrift "Garden of Eden" aufgehängt haben.
Eden Hazard: überragende Tore und Statistiken
"Manchmal wache ich morgens auf und denke, ich will gehen. Manchmal wache ich morgens auf und denke, ich will bleiben", sagte er nach dem 3:1-Sieg beim FC Southampton am Sonntag. In den 90 Minuten davor war er mal wieder der Beste seiner Mannschaft gewesen. Ein Tor, eine traumhaft herausgespielte Vorlage. Wettbewerbsübergreifend Hazards Scorerpunkte zehn und elf in dieser Saison.
Zwei schöne Scorerpunkte, zweifelsohne. Aber keiner der beiden kann mit seinem Scorerpunkt acht mithalten. Mit diesem hatte der nur 1,73 Meter große Hazard die Messlatte so hochgelegt, wie er selbst nie werden wird. Es war eineinhalb Wochen zuvor, im League Cup erzielte er das späte 2:1 gegen den FC Liverpool und sicherte Chelsea somit das Weiterkommen. Im Vorfeld des Treffers ließ Hazard insgesamt sechs Gegenspieler stehen. Roberto Firmino tunnelte er und Naby Keita spielte er sogar doppelt aus - zwischenzeitlich hatte Hazard etwas abgebremst und sich nochmal einholen lassen.
Womöglich hatte er genau das seinen Kollegen bereits zuvor prophezeit, es wäre nicht das erste Mal gewesen. "Er hat mir vor dem Spiel manchmal gesagt, was er an diesem Tag plant", erinnerte sich Ex-Kollege Baba. "Und er hat es jedes Mal geschafft."
Mit sieben Treffern führt Hazard aktuell die Torschützenliste der Premier League an und das ist nur der offensichtlichste Beweis für seine überragende Saison. Die anderen? Noch nie brauchte er in der Premier League im Durchschnitt so wenige Minute für ein Tor (82) oder eine Torbeteiligung (58), noch nie passte er so präzise (87 Prozent Passquote). "Ich bin gut drauf", untertreibt Hazard.
Eden Hazards Leistungsdaten in der Premier League
Saison | Spiele | Tore | Minuten/Tor | Assists | Minuten/Torbeteiligung | Passquote |
2012/13 | 34 | 9 | 293 | 11 | 132 | 85 Prozent |
2013/14 | 35 | 14 | 207 | 7 | 138 | 83 Prozent |
2014/15 | 38 | 14 | 241 | 9 | 147 | 87 Prozent |
2015/16 | 31 | 4 | 548 | 3 | 313 | 86 Prozent |
2016/17 | 36 | 16 | 188 | 5 | 143 | 84 Prozent |
2017/18 | 34 | 12 | 203 | 4 | 152 | 84 Prozent |
2018/19 | 8 | 7 | 82 | 3 | 58 | 87 Prozent |
Eden Hazard: das Gesicht der Post-Terry-Lampard-Drogba-Generation
Man merkt, dass ihm die Arbeit mit dem neuen Trainers Maurizio Sarri Spaß macht. "Unter ihm spielen wir den besten Fußball seit ich hier bin", sagt Hazard. Im Sommer nach dem Champions-League-Sieg 2012 war Hazard nach London gewechselt. 2015 gewann er unter Jose Mourinho die Premier League, 2017 unter Antonio Conte, nebenbei entwickelte er sich zum prägendsten Chelsea-Spieler der Post-Terry-Lampard-Drogba-Generation.
Als solcher will er auch in Erinnerung behalten werden. Nicht im Streit gehen wie so viele andere, die England eher unsanft Richtung Spanien verließen - im vergangenen Winter etwa Philippe Coutinho (vom FC Liverpool zum FC Barcelona), im Sommer Thibaut Courtois (vom FC Chelsea zu Real Madrid).
"Ich möchte eine Lösung, die nicht nur gut für mich, sondern auch für den Klub ist, weil er mir alles gegeben hat", sagt Hazard. Eine Gratwanderung. Sein Vertrag läuft noch bis 2020. Eine Vertragsverlängerung schloss er nie aus, aber sollte er sich letztlich dagegen entscheiden, blieben Chelsea nicht mehr viele Möglichkeiten, eine hohe Ablösesumme für ihn zu generieren.