Norwich Citys Abwehrtalent Max Aarons: Tackling-Maschine mit dem etwas anderen Werdegang

Von Daniel Nutz
Max Aarons spielt sich bei Norwich City ins Rampenlicht.
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Max Aarons ist beim BVB offenbar ein Kandidat für die Hakimi-Nachfolge. Der Norwich-Verteidiger hat einen unkonventionellen Weg hinter sich.

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87-Millionen-Euro-Verteidiger Harry Maguire? Nein. Leicesters Shootingstar Caglar Söyüncü? Ebenfalls nicht. Dann aber doch sicher der Zweitplatzierte bei der letzten Ballon-d'Or-Verleihung, Virgil van Dijk vom FC Liverpool? Auch er nicht! Die spektakulärste und vor allem effektivste Tackling-Maschine der englischen Premier League ist ein Youngster von Norwich City!

Laut opta führt Max Aarons vom Aufsteiger aus dem Osten Englands mit 76,92 Prozent erfolgreichen Tacklings diese Liste (mindestens 20 Einsätze) an. Aber wer ist der junge Engländer, der nicht nur bei den Tottenham Hotspur und dem FC Arsenal auf der Liste stehen soll, sondern zuletzt auch als Nachfolger von Achraf Hakimi bei Borussia Dortmund gehandelt wurde?

Aarons Werdegang ist für einen modernen Fußballer ungewöhnlich. Mit neun Jahren schloss er sich dem jetzigen Zweitligist Luton Town an. Mit 14 beschloss er allerdings, in seiner Entwicklung den nächsten Schritt gehen zu wollen.

Max Aarons spielte fast zwei Jahre lang in keinem Verein

"Luton bot mir damals einen neuen Vertrag an, aber ich wollte in eine Jugendakademie der höchsten Kategorie, in der die Spieler mehr Trainingsmöglichkeiten haben", erinnerte sich Aarons im Interview mit dem Guardian. "Ich war beim Probetraining bei Tottenham, aber es klappte nicht."

Doch Luton zeigte sich enttäuscht, zog das Angebot zurück, weshalb Aarons plötzlich ohne Verein dastand. Saul Isaksson-Hurst, ein Bekannter seines Vaters und ehemaliger Jugendtrainer bei den Spurs und Chelsea, der mittlerweile als Personal Trainer arbeitet, trat an Aarons heran und bot ihm einen unkonventionellen Weg an: Einzeltraining statt Zugehörigkeit zu einem Team.

"Es war nicht immer leicht und manchmal wirkte er echt desillusioniert, aber er war immer mit voller Leidenschaft dabei", verriet Isaksson-Hurst Sky Sports. "Wir arbeiteten sehr positionsspezifisch, vor allem ging es um Eins-gegen-Eins-Situationen auf dem Flügel mit Flanken und Abschlüssen."

Denn Aarons war früher auf dem offensiven Flügel zuhause, mittlerweile nimmt er die Rolle des Rechtsverteidigers ein. Fast zwei Jahre lang gehörte der mittlerweile 20-Jährige damals keinem Team an, bezeichnete diese Zeit später jedoch als mitentscheidend für seine Entwicklung.

Mit 16 schloss er sich dann Norwich an, wo er zwei Jahre später sein Debüt bei den Profis feiern durfte. 2018/19 stand der 1,78-Meter-Mann in 41 Zweitligaspielen auf dem Platz und hatte mit zwei Toren und sechs Vorlagen seinen Anteil am Aufstieg der Canaries in die höchste englische Spielklasse.

Max Aaarons feiert 2019 den Aufstieg mit Norwich City.
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Max Aaarons feiert 2019 den Aufstieg mit Norwich City.

Auch in der laufenden Spielzeit ist Aarons aus der Startformation des deutschen Trainers Daniel Farke nicht wegzudenken und stand in 20 von 22 Spielen über die volle Distanz auf dem Platz. Dass die Top-Klubs der Premier League an einem jungen, talentierten Engländer Interesse zeigen, überrascht wenig. Mittlerweile sollen aber eben auch Farkes Ex-Klub Borussia Dortmund und Bundesliga-Spitzenreiter RB Leipzig auf ihn aufmerksam geworden sein.

"Lasst ihn in Ruhe und einfach Fußball spielen", sah sich Farke zuletzt dazu gezwungen, deutlich zu werden. "Er sollte noch nicht über einen Wechsel nachdenken, denn er ist genau am richtigen Ort, hier kann er regelmäßig spielen."

Max Aarons im Steckbrief

geboren04. Januar 2000 in London
Größe1,78 m
Gewicht69 kg
Positionrechter Verteidiger, linker Verteidiger
starker Fußrechts
StationenNorwich City Jugend, Norwich City
Spiele/Tore in der Premier League20/0

Norwich kann Aarons im Falle eines Abstiegs wohl nicht halten

Seinen Vertrag verlängerte Aarons nach dem Aufstieg bis 2024, Sky Sports schrieb außerdem zuletzt, dass Norwich sich erst ab einem Angebot über 35 Millionen Euro mit einem Verkauf beschäftigen wolle.

Noch hat der Klub also alle Karten selbst in der Hand, doch im Falle eines Abstiegs - Norwich hat bereits acht Punkte Rückstand auf das rettende Ufer - dürfte der Außenverteidiger nicht zu halten sein.

Aarons größte Stärke neben seinen Tacklings ist die Geschwindigkeit, welche es ihm erlaubt, im Stile eines modernen Rechtsverteidigers 90 Minuten lang die Seitenlinie rauf und runter zu marschieren. Aufgrund seiner Vergangenheit in der Offensive verfügt er außerdem über die nötige Technik, seine Gegenspieler auszudribbeln, um anschließend den Ball in den Strafraum zu geben.

Bei seiner Spielweise orientiert er sich gerne an Kyle Walker von Manchester City, dem er als Spielertyp sehr ähnlich ist. Aufgrund seiner Größe ist er bei hohen Bällen jedoch anfällig und auch seine Entscheidungsfindung muss der U21-Nationalspieler noch verbessern.

Mit Walker, Trent Alexander-Arnold vom Champions-League-Sieger Liverpool, Manchester Uniteds Aaron Wan-Bissaka oder auch Kieran Trippier von Atletico Madrid hat Aarons in England allerdings große Konkurrenz auf seiner Position, als zukünftiger Nationalspieler wird er dennoch gesehen. Und im Vergleich mit Alexander-Arnold - derzeit möglicherweise der beste Rechtsverteidiger der Welt - muss er sich zumindest statistisch nicht verstecken.

Zwar hat TAA mit 20 erfolgreichen Flanken zwölf mehr als Aarons geschlagen, was natürlich auch am dominanten Spiel der Reds im Vergleich mit Norwich liegt. Bei der Quote erfolgreicher Flanken hat Aarons mit 22,22 Prozent derweil die deutlich bessere vorzuweisen (Alexander-Arnold steht laut opta bei 13,79 Prozent. Dass er der beste Tackler in der Liga ist, wurde bereits erwähnt und auch bei der Zweikampfquote (45,74 Prozent) bewegt er sich auf ähnlichem Niveau wie Alexander-Arnold.

Max Aarons (re.) feiert mit Callum Hudson-Odoi in der englischen U21-Nationalmannschaft.
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Max Aarons (re.) feiert mit Callum Hudson-Odoi in der englischen U21-Nationalmannschaft.

Max Aarons lehnte im Sommer Wechsel zu Top-Klub ab

Natürlich darf man ihn noch nicht auf eine Stufe mit dem Liverpool-Star stellen, aber Aarons bringt die nötigen Voraussetzungen mit, um in den nächsten Jahren zu einem der besten Außenverteidiger Englands zu werden - zumal er auch mental dazu bereit scheint.

"Bereits im vergangenen Sommer haben ihn einige Top-Klubs täglich angerufen", verriet Isaksson-Hurst, der in der fußballfreien Zeit immer noch mit Aarons trainiert. "Viele Spieler folgen dem Ruf der großen Klubs und vor allem dem großen Geld. Er wusste, dass Spielzeit das Wichtigste für seine Entwicklung ist, da muss man einfach die richtige Entscheidung treffen."

Und auch Aarons selbst reibt sich nach seinem kometenhaften Aufstieg manchmal verwundert die Augen. "Manchmal lehne ich mich zurück und denke mir: 'Wow, das waren großartige eineinhalb Jahre.' Aber ich muss besonnen bleiben und weiter arbeiten", erklärte er im Herbst.

Vielleicht sieht er ja schon bald den BVB als richtigen Karriereschritt an und lehrt den Flügelspielern in der Bundesliga mit seinen Tacklings das Fürchten.

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