Özil-Berater Sögüt attackiert Arsenal-Manager Arteta nach Ausbootung: "Nicht fair, ehrlich und transparent"

Von SPOX
Nachdem Mesut Özil (r.) von Mikel Arteta aus dem Arsenal-Kader gestrichen wurde, hat sein Berater den Manager der Gunners scharf attackiert.
© imago images/PA Images

Nach der Ausbootung von Mesut Özil (32) beim FC Arsenal hat sein Berater Manager Mikel Arteta scharf attackiert. Dr. Erkut Sögüt warf Arteta vor, mit seinem Spielmacher nicht fair umzugehen und forderte eine Erklärung.

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Vor wenigen Tagen hatte Arteta Özil zunächst aus dem Kader für die Europa League und wenig später aus dem Kader für die Premier-League-Hinrunde gestrichen. Die Gründe dafür seien einzig allein in der Leistung des Weltmeisters von 2014 zu suchen. Er sei an Özil "gescheitert", erklärte der Spanier.

Diese Erklärung reicht Sögüt nicht. "Arsenal-Fans verdienen eine ehrliche Erklärung, nicht einfach nur, dass er bei Özil versagt hat", sagte er gegenüber ESPN. "Du hast nicht bei Özil versagt, sondern darin, fair, ehrlich und transparent zu sein und jemanden mit Respekt zu behandeln, der unter Vertrag steht und die ganze Zeit über loyal war."

Özil habe unter Arteta keine wirkliche Chance bekommen, betonte Sögüt : "Jeder einzelne da draußen weiß, dass er ihn nicht fair behandelt hat. Wenn er noch Vertrag hat, sollte er auch die Möglichkeit haben, zu bleiben und um seinen Platz zu kämpfen." Schließlich hätte unter anderem auch Per Mertesacker, der mittlerweile die Klubakademie leitet, Özil gute Trainingsleistungen bescheinigt. "Ich habe mit mindestens fünf Teamkollegen gesprochen, die alle sagen, dass er sehr gut trainiert", verriet Sögüt. "Sie sagen, Mesut sei einer der besten Spieler, und verstehen nicht, warum er außen vor ist."

Um fußballerische Gründe könne es sich also nicht handeln, schlussfolgerte Sögüt : "Wenn er schon redet, dann sollte er die Wahrheit sagen, die die Arsenal-Fans verdienen - oder ganz schweigen."

Sögüt erklärte, dass Özil weiter um seinen Platz im Team kämpfen werde, um im Januar wieder in den Kader aufgenommen zu werden. "Vielleicht war es ihr Ziel, bis zum Ende zu warten, damit Özil dann um einen Wechsel bittet", vermutet er. "Wenn Mesut das getan hätte, hätte der Klub, wenn er keinen Abnehmer gefunden hätte, eine Ausrede: Wir können dich nicht nominieren, weil du gehen willst." Der Klub habe aber schon lange gewusst, dass Özil bleiben wolle: "Vielleicht wollten sie, dass er sich nicht ungewollt und nicht willkommen fühlt. Aber er will weiterhin für das Arsenal-Wappen spielen."

Gegenüber ESPN wollte sich Arsenal zu Sögüts Vorwürfen nicht äußern: Die Position des Klubs sei bekannt.

Özils Einsatz für Uiguren in China: "Nicht Politik, sondern Menschenrechte"

Im vergangenen Dezember hatte Özil mit einem Social-Media-Post, in dem er die Behandlung der Uiguren-Minderheit in China verurteilte, für Aufsehen gesorgt. Arsenal hatte sich daraufhin mit einer öffentlichen Erklärung von Özils Post distanziert und betont, sich nicht in Politik einzumischen.

"Man muss das große Ganze sehen", sagte Sögüt darauf angesprochen. "[Die Situation der Uiguren] hat für die gesamte Premier League Probleme geschaffen, nicht nur für Arsenal." Özil habe mehr Unterstützung vom Klub erwartet: "Es geht nicht um Politik, sondern um Menschenrechte. Darum, dass Menschen in Internierungslager gesperrt werden. Wenn nun ein Fußballer kommt und sagt: 'Das ist unmenschlich' - ist das Politik oder Mitgefühl?"

Sögüt: "Özil nicht gestern ein Toffee und heute ein Gunner"

Sögüt verglich Özils Situation zudem mit Artetas Abschied vom FC Arsenal. Der war in der Rückrunde 2016 nur ein einziges Mal zum Einsatz gekommen, bevor er seine Karriere schließlich beendete: in der 88. Minute des letzten Saisonspiels. "Arteta hat in seinen letzten zwei Jahren praktisch nicht gespielt, aber er wurde trotzdem für den Kader nominiert, weil er unter Vertrag stand", sagte Sögüt. "Arsene Wenger hat ihn für die letzten zwei Minuten seines letzten Spiels eingewechselt, um ihm einen schönen Moment zu schenken, dabei war er seit Monaten nicht fit. Schaut euch an, wie er in seinen letzten beiden Jahren bei Arsenal behandelt wurde, und wie Özil in seinem letzten Jahr behandelt wird."

Im Gegensatz zu Arteta, der 2011 vom FC Everton zu den Gunners gewechselt war, könne Özil in der Premier League nur für ein Team auflaufen, erklärte Sögüt: "Mesut ist kein Spieler, der gestern ein Toffee und heute ein Gunner ist. Er spielt für ein einziges Premier-League-Team, und zwar deswegen, weil er davon überzeugt ist, nur für dieses Team spielen zu können. Letzten Endes ist er ein Gunner."

Deshalb sei Özil gegenüber dem FC Arsenal loyal geblieben und habe seinen Vertrag verlängert: "Er hätte zu einem anderen Klub gehen können wie Alexis Sanchez. Er hätte wechseln und 30 Millionen Pfund Handgeld einstreichen können, als vertragsloser Spieler auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Aber er blieb loyal."

Sögüt: DFB entschuldigte sich bei Mesut Özil

Sögüt kritisierte darüber hinaus die Entlassungen des Klubs im Zuge der Corona-Pandemie: "Bei einem Klub mit Klasse würde man nicht erwarten, dass 55 Leute nach dem Sieg im FA Cup plötzlich überflüssig sind, oder ein Maskottchen nach 27 Jahren gefeuert wird, kurz vor einem Transfer über 50 Millionen Euro." Der Klub gebe ein schlechtes Bild ab: "Mesut kann jetzt aufgrund seiner Schweigepflicht nicht offen sprechen. Aber eines Tages wird er das tun. Dann werden wir sehen, was die Leute denken."

Sögüt verriet, dass sich der DFB bei Özil dafür entschuldigt hatte, ihn nicht genügend geschützt zu haben, nachdem aufgrund der Fotos mit Türkeis Präsident Erdogan eine Welle der Kritik über ihn hereingebrochen war. "Vor drei Wochen hat sich der DFB dafür entschuldigt, wie Mesut behandelt wurde."

Özil hatte bei seinem Rücktritt aus der Nationalmannschaft unter anderem bemängelt: "Wenn wir gewinnen, bin ich Deutscher - wenn wir verlieren, bin ich Immigrant."

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