Alles gelingt Philippe Coutinho dieser Tage dann doch nicht. Durch die Beine und per Hacke versuchte Coutinho seinem Spitznamen "Magier" im Spiel bei West Ham United gerecht zu werden - doch Keeper Lukasz Fabianski hatte etwas dagegen.
Frustriert schlug Coutinho auf den Rasen. Insgesamt war es nicht sein Spiel. Die 1:2-Niederlage bei den Hammers am vergangenen Sonntag bedeutete schließlich das Ende einer kleinen Siegesserie von Aston Villa, an der der Brasilianer einen nicht unerheblichen Anteil hatte.
Seit Mitte Februar trägt der Offensivstar das Trikot der Villans. 2018 wechselte er für 135 Millionen Euro vom FC Liverpool zum FC Barcelona, blieb dort jedoch ein unerfülltes Versprechen. Nach der durchwachsenen bis missglückten Leihe zum FC Bayern 2019/20 erfolgt nun der nächste Versuch eines Neustarts. Und vielleicht auch der letzte.
Statt Anfield, Allianz Arena oder Camp Nou heißt Coutinhos Heimat mindestens bis Saisonende Villa Park. Viel Tradition also, aber der Glanz vergangener Tage ist etwas verblasst. Nach Jahren des Misserfolgs und drei Jahren Championship kehrte Aston Villa erst 2019 wieder in die Premier League zurück. Seither kämpfte Villa eher gegen den Abstieg, verlor in Jack Grealish im vergangenen Sommer seinen Schlüsselspieler. Nun füllt Coutinho diese Lücke und sorgt für den gewissen Glamour.
Philippe Coutinho trifft bei Debüt für Aston Villa
Gleich bei seinem Debüt Mitte Januar leitete er gegen Manchester United nach 0:2-Rückstand zunächst den Anschlusstreffer ein und sicherte mit seinem ersten Tor zum 2:2 seinem Team noch einen Punkt. Insgesamt steht Coutinho nach neun Spielen für Villa bei vier Toren und drei Assists. Mit diesen sieben Scorerpunkten zählt er in diesem Zeitraum zu den formstärksten Spielern, nur Harry Kane war noch besser.
"Phil ist in Topform und er wird wieder alle Lorbeeren ernten, weil er in magischer Form ist und die Leute ihm gerne zusehen", sagte sein Coach Steven Gerrard vergangene Woche, nachdem Coutinho mit seinem Tor in Leeds den Weg zum 3:0-Sieg geebnet hatte: "Die Spieler lieben es, mit ihm zu arbeiten und mit ihm zusammenzuspielen. Uns macht es Spaß, ihn zu trainieren. Man kann die Unterstützung hören."
Die Fans haben Coutinho in der Tat auf Anhieb ins Herz geschlossen - und ihrem neuen Star auch schon einen eigenen Song gewidmet: "Er ging zu Barca und gewann in Spanien die Liga, er ging nach München und tat das gleiche dort wieder. Er ist verdammt magisch, wisst ihr das verdammt noch mal nicht? Sein Name ist Philippe, Philippe Coutinho", lautet der Text.
Liverpool-Vergangenheit verbindet Coutinho und Gerrard
Dass Coutinho in Birmingham wieder ein Stück weit zu der Form findet, die ihn einst in Liverpool zu einem der teuersten Spieler der Welt werden ließ, hat auch viel mit seinem früheren Teamkollegen bei den Reds zu tun. "Ich habe ihn immer sehr bewundert", sagte Coutinho kürzlich in einem ESPN-Interview über Gerrard. 80 Spiele bestritten beide zwischen 2013 und 2015 gemeinsam für die Reds, ehe Gerrard seinem langjährigen Klub den Rücken kehrte und in Los Angeles seine Karriere ausklingen ließ.
"Wenn Phil in der Verfassung ist, ist er ein Weltklassespieler. Wegen ihm habe ich meine Karriere ein paar Jahre früher beendet. Er ist der Grund, warum ich Schrauben in meinen Knien und Leisten habe!", scherzte Gerrard kürzlich. Seit November 2021 steht der frühere Mittelfeldregisseur bei Villa als Coach an der Seitenlinie. Unter seiner Regie kletterten die Villans aus dem Keller, aktuell liegt man als Tabellenneunter im gesicherten Mittelfeld. Ins Rennen um die Europapokal-Plätze wird der Traditionsklub zwar nicht mehr eingreifen können, doch Coutinho genießt seine Rückkehr nach England dennoch.
"Ich bin sehr glücklich", sagte er Anfang März bei ESPN. "Es war mein Wunsch, noch einmal in der Premier League zu spielen. Ich habe diese Gelegenheit genutzt und bin sehr glücklich. Es ist das, was ich erwartet habe. Jeder Tag besteht aus harter Arbeit, um gut zu spielen und gute Ergebnisse für den Verein zu erzielen, egal in welchem Spiel."
Coutinho: Keine Zukunft bei Barca - Gerüchte um Arsenal
Wie es im Sommer für ihn weitergeht, ist noch offen. Eine Zukunft bei Barca hat er offenbar nicht, schließlich haben die Katalanen schon im Winter alles versucht, um sein Gehalt einzusparen. Die Villans besitzen laut Medienberichten eine Kaufoption in Höhe von 40 Millionen Euro. Unrealistisch scheint ein Verbleib nicht, schließlich befindet sich der Klub seit 2019 komplett im Besitz der NSWE-Group um die ägyptischen Milliardäre Nassef Sawiris und Wes Edens, die im großen Stil investierten. In den vergangenen drei Jahren trat Villa als Big Spender auf dem Transfermarkt auf, zahlte rund 390 Millionen Euro an Ablösesummen.
"Ich denke, ihr wisst alle, was ich von ihm halte, aber es ist nicht so einfach, wie die Leute denken", erklärte Gerrard vergangene Woche auf einer Pressekonferenz. "Ich weiß, dass die Eigentümer sehr ehrgeizig sind, also werden wir das nach und nach analysieren. Aber wenn es nur an mir läge und ich das Geld hätte, wüssten Sie, was ich tun würde."
Coutinhos Leistungen haben offenbar auch andernorts Interesse geweckt. Laut der spanischen Zeitung Sport soll der FC Arsenal seine Fühler ausgestreckt haben. Sollte Coutinho seine Form auch in den kommenden Wochen bestätigen, dürften die Spekulationen um seine Zukunft sicher noch zunehmen. Es wird sich zeigen, ob Coutinho im Villa Park tatsächlich dauerhaft eine neue Heimat gefunden hat.
Philippe Coutinho im Steckbrief:
Name: | Philippe Coutinho Correia |
Geburtstag: | 12. Juni 1992 |
Geburtsort: | Rio de Janeiro |
Nationalität: | Brasilien, Portugal |
Größe: | 1,72 Meter |
Position: | Angriff, Linksaußen |
Vereine: | Vasco da Gama, Inter Mailand, FC Liverpool, FC Barcelona, FC Bayern, Aston Villa |