FC Liverpool: Die Schlüsselspieler schwächeln
Wenn es für das Team nicht optimal läuft, braucht es Führungsspieler, die mit ihrer Leistung vorangehen. Bei all dem Gerede über die Verletzungsmisere und die Notwendigkeit von Neuverpflichtungen darf nicht übersehen werden, dass einige von Liverpools Starspielern im bisherigen Saisonverlauf weit unter ihren Möglichkeiten geblieben sind.
Virgil van Dijk macht beispielsweise ungewohnt viele Fehler. Beim Gegentor blieb er einfach stehen, statt Jadon Sancho aggressiv unter Druck zu setzen. Auch andere Spieler waren in der Nähe, aber diese bizarre Trance, in der sich der Niederländer zu befinden schien, war sinnbildlich für die Probleme des FC Liverpool. Was lange selbstverständlich schien, muss sich der Klub nun Schritt für Schritt wieder erarbeiten.
Auch Trent Alexander-Arnold, Jordan Henderson, Alisson Becker und Roberto Firmino waren zuletzt außer Form. Fabinho saß gegen Manchester United nur auf der Bank und Andy Robertson spielt nicht mit derselben Energie wie sonst. Vielleicht ist das schon das große Kernproblem, an dem Klopp priorisiert arbeiten muss: Die Schlüsselspieler wieder in Form zu bringen. Die Achse ist wichtiger als alles andere.
Sadio Mané fehlt dem FC Liverpool
Ein großer Teil des Erfolgs, der die Reds ausgezeichnet hat, beruhte auf den einzigartigen Fähigkeiten, die diese Achse aus individueller, aber auch aus ganzheitlicher Perspektive hat. Wenn auch nur einer dieser Spieler temporär durch Leistungsschwankung oder Verletzungen wegbricht, ist es schon schwer genug. Mit Sadio Mané ist nun aber einer der wichtigsten Akteure dauerhaft gegangen.
Er vereint Dynamik, Physis und Mentalität. Diese Mischung machte es nahezu unmöglich, ihn direkt zu ersetzen. Aus diesem Grund entschied sich Liverpool, einen anderen Weg einzuschlagen und Darwin Núñez als "echte" Nummer 9 zu holen. Er soll einen natürlicheren Mittelpunkt in der Offensive darstellen.
Der 23-Jährige wird erst noch in diese Rolle hereinwachsen müssen. Während der letzten Wochen wurde das ziemlich deutlich. Vermutlich hätte Klopp gegen Manchester United gern jemanden wie Mané gehabt, der meist eine zuverlässige Konstante im Angriff war - unabhängig davon, wie gut es für das Team insgesamt lief.
FC Liverpool: Hangover aus der letzten Saison?
In der vergangenen Saison lief es lange gut - und dann doch nicht. Es war eine sehr intensive Spielzeit. 63 Spiele, die alle wichtig waren und die oft genug sehr eng waren. Liverpool tat alles dafür, am Ende die Premier League oder die Champions League zu gewinnen - und scheiterte jeweils denkbar knapp.
Sie gewannen zwar die beiden nationalen Pokale, aber das Ende war bitter. Ein Punkt Rückstand auf Manchester City, die sich erst in den letzten Minuten am letzten Spieltag auf spektakuläre Art und Weise den Titel sicherten. Hinzu kommt die Niederlage gegen Real Madrid im Champions-League-Finale, obwohl man über weite Strecken überlegen war.
Es wäre nur menschlich, würde das Team an einer Art Hangover leiden. Es sieht oft so aus, als würde diese letzte Saison noch im Kopf der Spieler stecken. Als wäre das derzeitige Loch aus den Enttäuschungen kurz vor der Sommerpause entstanden. Ob an dieser Vermutung etwas dran ist, können nur die Beteiligten beantworten. Aber es wäre nachvollziehbar. Gleichzeitig hat Liverpool oft genug bewiesen, dass sie in der Lage sind, sich aus einem solchen Loch herauszuziehen.
Droht dem FC Liverpool die ganz große Krise?
Das Spiel gegen Bournemouth wird am kommenden Wochenende eine große Bedeutung haben. Gewinnen die Reds auch dieses Spiel nicht, droht eine tiefe Krise. Denn einher mit all den genannten Problemen geht auch eine Stimmung, die zunehmend ins Negative rutscht.
Lange war beim FC Liverpool alles gut. Im Moment ist das nicht mehr so. Auf dem Spielfeld gibt es Spieler, die sich streiten, Klopp spricht mit einem Augenzwinkern von einem Hexenfluch und in der Gerüchteküche gibt es erste Erzählungen von Spielern, die den Verein noch verlassen könnten.
Nichts davon ist außergewöhnlich. Alles gehört zu einer schwächeren Phase eines Top-Klubs dazu. Nach drei Spieltagen gibt es noch keinen Grund für Drama. Und doch wird das BVB-Szenario aus der Saison 2014/15 immer präsenter, je häufiger Liverpool Federn lässt. Bei den Fans ist schon jetzt eine gewisse Unruhe zu beobachten, weil man Angst hat, dass eine Ära zu Ende gehen könnte. Noch ist genug Zeit, um dieses Szenario abzuwenden.