Was macht Manchester City so stark? Ist es die Brillanz Pep Guardiolas, der seine Mannschaft permanent weiterentwickelt und ihr seinen Drang zur Perfektion immer wieder aufs Neue einimpft? Oder ist es die individuelle Klasse von Superstars wie Kevin De Bruyne, Erling Haaland und Phil Foden? Nun, beides trägt sicher dazu bei, dass es auf der Welt aktuell kein erfolgreicheres Team gibt als den Quintuple-Sieger aus den Eastlands.
Ein Faktor, der in der öffentlichen Wahrnehmung häufig zu kurz kommt, wenn es um Citys Dominanz in England in der letzten Dekade geht, ist die kluge Transferpolitik. Der schwerreiche, aus Abu Dhabi alimentierte Klub scheut sich nicht, für absolute Könner richtig viel Geld hinzublättern. Siehe De Bruyne (76 Millionen Euro Ablöse), Haaland (60 Millionen Euro), Jack Grealish (116 Millionen Euro) oder Kyle Walker (53 Millionen Euro). Wenn man so will ist das nicht wirklich eine Kunst. Was City aber zum Beispiel vom kopflos agierenden Premier-League-Rivalen Chelsea oder den Panikkauf-Experten ManUniteds abhebt, ist die Weitsicht, mit der Guardiolas Kader einer ständigen Blutauffrischung unterzogen wird.
Punktuell werden von den Machern um Manager Ferran Soriano, Sportdirektor Txiki Begiristain und den ausgerechnet zu United abwandernden Head of Football Operations Omar Berrada junge, hungrige Juwele verpflichtet, die dafür sorgen, dass in Guardiolas Kader keine Bequemlichkeit Einzug hält. In der Vergangenheit waren zum Beispiel die Verpflichtungen von Rodri (kam als 23-Jähriger), Bernardo Silva (22), Leroy Sané (20) und Jérémy Doku (21) Transfers dieser Kategorie.
Manchester City: Nach Claudio Echeverri kommt auch Savinho
Und auch jetzt laufen die Planungen für die mittelfristige Zukunft wieder auf Hochtouren. Mit Claudio Echeverri (18) wechselte das größte Talent Argentiniens vor wenigen Tagen für 14,5 Millionen Euro Ablöse von River Plate zu City. Bis zum Ende des Jahres ist der Kapitän der U17-Nationalmannschaft des Weltmeisters bei seinem Ex-Klub auf Leihbasis geparkt, dann soll er auf die Insel kommen.
Echeverri war aber nur der Anfang, denn der nächste spannende Deal soll unmittelbar bevorstehen: Laut Transferexperte Fabrizio Romano haben sich die Klubverantwortlichen auf einen Wechsel des jungen Stürmers Sávio Moreira de Oliveira, genannt Savinho, vom FC Girona zu ManCity verständigt. Der FC Barcelona galt als lose interessiert, auch deutsche Klubs hätten um den 19-Jährigen mitgeboten. Der Transfer zu City solle aber in den kommenden Tagen finalisiert werden.
Dass andere interessierte Vereine wenig Aussicht auf Erfolg im Werben um Savinho hatten und die Verantwortlichen sich "einigen" konnten, ist wenig verwunderlich. Der Linksaußen steht bei ES Troyes unter Vertrag und ist an Girona ausgeliehen. Beide Vereine gehören der City Football Group, deren Aushängeschild eben Manchester City ist. Die Verhandlungen waren also sicher ähnlich zäh, wie man sich jene zwischen Red Bull Salzburg und RB Leipzig vorstellt, wenn es mal wieder einen Spieler aus der Mozartstadt zu den Sachsen zieht.
Manchester City: Savinhos Plan geht voll auf
Für Savinho geht mit dem Wechsel sein Plan voll auf. Noch im September sagte er bei El Periodico über seinen Wechsel nach Troyes im Jahr 2022: "Ich wusste, dass Troyes in der City-Gruppe war, und ich dachte, wenn ich mich anstrenge, könnte ich es eines Tages zu Manchester City schaffen."
Kontakt zu Pep Guardiola, so der Teenager, habe es noch nicht gegeben. Aber "so Gott will, trainiert er mich eines Tages".
Gottes Wille geschieht also wohl ab dem kommenden Sommer und Guardiola bekommt einen wahrlich aufregenden Neuzugang für sein Starensemble. Savinho gehört zu den herausragenden Offensivspielern in LaLiga in dieser Saison und ist maßgeblich daran beteiligt, dass Girona sich mit Rekordmeister Real Madrid um den Titel duelliert.
Savinho: Dribbelstark wie Vinícius Júnior, "viel besser" als Rodrygo
Der Angreifer ist ein brandgefährlicher Linksaußen, der gerne zur Grundlinie marschiert, um mit seinem starken linken Fuß zu flanken. Erling Haaland dürfte begeistert sein! Savinho kann aber auch nach innen ziehen und selbst abschließen. Diese Kombination macht ihn für seine Gegenspieler schwer ausrechenbar.
Was bei ihm absolut heraussticht, ist die Furchtlosigkeit im Dribbling. Immer wieder sucht er das Duell mit seinen Kontrahenten und ist dabei eine echte Waffe. Gironas Erfolgstrainer Michel zog im Herbst einen gewagten Vergleich, als er bei Cadena SER sagte: "Ich weiß, dass das große Worte sind, aber seit Vinícius' Durchbruch glaube ich nicht, dass ich einen Spieler erlebt habe, der im Eins-gegen-Eins so viel Schaden anrichtet wie er."
Seine starke Technik und die Fähigkeiten im Dribbling eignete sich Savinho zunächst beim Kicken auf einem Bauernhof in der Nähe von São Mateus, wo er seine Jugend verbrachte, an. Später verfeinerte er sie in der Akademie Atlético Mineiros, in die er im Alter von elf Jahren wechselte. Savinho galt als großes Talent und spielte häufig schon im älteren Jahrgang mit, Brasiliens U15 schoss er 2019 mit vier Toren zum Gewinn der Südamerikameisterschaft.
2020 debütierte er mit 16 Jahren bei den Profis seines Vereins. Argentiniens Ex-Nationalcoach Jorge Sampaoli trainierte Savinho in Mineiro mehr als ein Jahr lang und stellte fest, der Youngster sei "viel besser" als Selecao-Star Rodrygo, für den Real Madrid einst 45 Millionen Euro hingeblättert hatte.
Manchester City: Savinho passt perfekt zum Stil von Pep Guardiola
Es überrascht also nicht, dass Savinho 2022 ziemlich begehrt war: Arsenal und Klubs aus dem Red-Bull-Kosmos sollen ihre Fühler nach ihm ausgestreckt haben. Es folgte der eher überraschende Wechsel für 6,5 Millionen Euro Ablöse zum französischen Mittelmaßklub Troyes, der eben durch das City-Geflecht zu erklären ist.
Für Troyes absolvierte er auch tatsächlich noch kein Spiel. Sofort wurde Savinho für die Saison 2022/23 an die PSV Eindhoven verliehen, wo er aber nicht zurecht kam und hinter Johan Bakayoko nur die zweite Geige spielte. Eine dauerhafte Rückkehr nach Troyes kam 2023 allerdings auch nicht in Frage, der Klub war in die Ligue 2 abgestiegen und die City-Bosse wollten, dass ihre Zukunftsinvestition auf höherem Level Spielpraxis sammelt. Die Wahl fiel wenig überraschend auf Partnerklub Girona und der Plan ging diesmal voll auf.
Savinho hat in 27 Pflichtspielen schon 14 Scorerpunkte gesammelt. Vor allem das Zusammenspiel mit Torjäger Artem Dovbyk (14 Treffer) funktioniert hervorragend.
Wenig deutet darauf hin, dass Savinho sich nicht auch in der Premier League und vor allem in einer Mannschaft Pep Guardiolas durchsetzen kann. Vor allem mit seinem Hang, das Spiel breit zu machen und Räume zu öffnen, wirkt er wie ein maßgeschneiderter Spieler für den Startrainer. Und damit auch wie einer jener Transfers, die City weiter an der Spitze halten.
Savinhos Leistungsdaten in der Saison 2023/24
Einsätze | Tore | Assists | Gelbe Karten |
27 | 7 | 7 | 4 |