Als Jürgen Klopp seinen baldigen Abgang aus Liverpool ankündigte, gingen sofort die Gerüchte los: Berichten zufolge wollte Virgil van Dijk gehen. Mohamed Salah würde auf keinen Fall eine weitere Saison bleiben. Selbst die von Klopp verpflichteten Neuzugänge hatten angeblich ein Auge auf die Tür geworfen.
All diese Gerüchte schienen vorschnell und aktionistisch - die üblichen Diskussionen, die mit einem Trainerwechsel einhergehen. Bis jetzt hat der FC Liverpool seinen Kader zusammengehalten.
Doch in den letzten Wochen ist ein neues Gerücht aufgetaucht. Angeblich will Real Madrid Trent Alexander-Arnold. Real sei nicht nur neugierig, sondern beobachte die Situation auch aktiv, heißt es. Los Blancos seien angeblich bereit zuzuschlagen.
Dabei geht es nicht nur um Geld. Um Trent Alexander-Arnold von seinem Heimatklub FC Liverpool loszueisen, müssen Loyalitätsfragen geklärt werden, bei einem solchen Transfer wären viele Emotionen mit im Spiel. Die Liverpooler Fans werden sich zweifellos an die alten Transfersagen erinnern: Auf dem Höhepunkt seiner Karriere schien Steven Gerrard etwa jedes Jahr abwandern zu wollen, und Real Madrid erkundigte sich wiederholt nach seiner Verfügbarkeit - nur um dann abgewiesen zu werden
Und so kommen wir zu Alexander-Arnold, Liverpools Vize-Kapitän und sein Leben lang schon ein "Red". Liverpool wird ihn nicht verkaufen wollen. Unter keinen Umständen. Aber auch Real Madrid wird ihn wohl nicht bekommen, denn Alexander-Arnold ist selbst für die finanzkräftigen Blancos zu teuer, um ihn zu verpflichten.
Was Trent Alexander-Arnold von Real Madrid verlangen würde
Nehmen wir für eine kurze Sekunde an, dass Alexander-Arnold Liverpool tatsächlich verlassen würde, dass er bereit wäre, seine Heimat zu verlassen und die Verbindungen, die er zur Stadt und ihren Fans hat, aufzugeben. Dies ist eine komplexe Angelegenheit. Alexander-Arnold befindet sich hier in einer Machtposition. Er hat bisher kaum Absichten gezeigt, die Loyalität zu wechseln, und hat keinen wirklichen Grund, seine Verhandlungsmacht zu opfern.
Seine Gehaltsforderungen wären beträchtlich. Alexander-Arnold verdient in Anfield 180.000 Pfund (210.000 Euro) pro Woche und wird sicherlich das Gefühl haben, mehr als das wert zu sein. Es wurde noch nicht darüber gesprochen, wie viel genau er wöchentlich verdienen würde, wenn er eine Vertragsverlängerung unterschreibt, aber es ist nicht unvernünftig, dass er mehr als die 200.000 Pfund (235.000 Euro) pro Woche verlangt, die Vereinskapitän Van Dijk bekommt.
Wenn er sich die mutmaßliche Gehaltsliste von Los Blancos anschaut, wird er sicherlich das Gefühl haben, dass ihm ungefähr die 320.000 Euro zustehen sollten, die Federico Valverde derzeit jede Woche erhält - wenn nicht angesichts seiner Qualitäten sogar mehr. Wenn man dann noch einen ansehnlichen Vertragsbonus und alle möglichen Anreize hinzurechnet, wäre das schon ganz schön viel Geld, das Real Madrid investieren müsste.
Was der FC Liverpool verlangen würde
Es ist schwer vorstellbar, dass die Reds Alexander-Arnold gehen lassen würden, selbst wenn er die Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung hinauszögern sollte. Alexander-Arnold ist einfach zu wichtig für diese Mannschaft, als dass man ihn allein aufgrund der Unsicherheit, wie lange er denn noch bleiben würde, gehen lassen könnte. Der Rechtsverteidiger müsste seinen Abschied schon erzwingen, wenn er wirklich gehen wollte. Doch ein streikender Trent?
Egal, nehmen wir mal an, Liverpool sähe sich gezwungen, Angebote einzuholen: Es würde teuer werden. Wir reden hier über einen 25-Jährigen, der mit Ausnahme von Kevin De Bruyne wohl der kompletteste Passgeber weltweit ist und zu den talentiertesten Spielern im Fußball gehört. Bei allem Gerede über gewisse defensive Schwächen des Rechtsverteidigers ist Alexander-Arnold Weltklasse.
Für ihn würde eine Ablösesumme fällig, die seiner Qualität entspricht. Liverpool wird vielleicht angesichts eines möglichen Streits nicht die 100 Millionen Pfund (117 Millionen Euro) verlangen können, die er sicherlich wert ist. Aber der Klub könnte immer noch etwas verlangen, das dem nahe kommt.
Wofür Real Madrid schon Geld ausgibt
Und hier muss man auch in Betracht ziehen, was Real Madrid schon vorhat auf dem Transfermarkt. Da wäre natürlich Kylian Mbappé, mit dem des es im dritten Anlauf endlich klappen soll. Alles deutet darauf hin, dass Mbappé einige untypische Opfer gebracht hat, um endlich nach Madrid zu kommen.
Er verlangt dem Vernehmen nach nicht mehr das astronomische Grundgehalt, das ihm noch vor zwei Jahren geboten worden sein soll und das er ablehnte. Aber er ist immer noch teuer. Er wird Madrids bestverdienender Spieler sein und soll eines der höchsten Handgelder der jüngeren Fußballgeschichte erhalten - zwischen 120 und 150 Millionen Euro.
Außerdem soll er bei künftigen Vertragsabschlüssen 80 Prozent der Rechte an seinem eigenen Bild behalten. Madrid wird mit seiner Unterschrift kein Geld verlieren; er ist sowohl eine fußballerische Rarität als auch ein Marketing-Juwel.
Aber er wird unweigerlich eine hohe finanzielle Verpflichtung für einen Klub bedeuten, dessen Kassen auch schon mal voller waren.
Und was ist eigentlich mit Bayerns Alphonso Davies?
Erschwerend kommt hinzu, dass angeblich eine weitere ähnliche Verpflichtung in Arbeit ist in Madrid - jene von Bayern Münchens Alphonso Davies.
Die Verhandlungen über einen neuen Vertrag bei Bayern München sind ins Stocken geraten, Alphonso Davies hat sein Interesse an einem Wechsel nach Madrid nicht verhehlt. Auch sein Vertrag läuft am Ende der nächsten Saison aus.
Max Eberl, der neue Sportdirektor der Bayern, hat angedeutet, Davies bald ein Ultimatum setzen zu wollen. Das Interesse Madrids am Linksverteidiger ist gut dokumentiert. Wenn der Klub noch für einen anderen Spieler als Mbappé viel Geld ausgeben möchte im Sommer, scheint Davies der wahrscheinlichere Spieler.
Es gibt aber auch noch andere Verpflichtungen für Real. Eine Vertragsverlängerung von Joselu wird auch nicht billig. Und laut The Athletic haben die Blancos die Möglichkeit, Take Kubo von Real Sociedad recht günstig zurückzuholen.
Möchte Alexander-Arnold überhaupt weg?
Es wird viel über junge Akademiespieler gesprochen, die sich in die erste Mannschaft hocharbeiten und daher ihren Klubs besonders verbunden seien. Diese vermeintliche Loyalität wird oft überbewertet. Aber im Fall von Alexander-Arnold scheint die Saga zuzutreffen.
Die Verbundenheit mit der Stadt ist tief: Er hat Akademieprogramme ins Leben gerufen, macht lokale Wohltätigkeitsarbeit und vieles mehr. Ein Abgang aus England scheint unwahrscheinlich zu sein - allen Gerüchten zum Trotz.
Dennoch ist die Angst im Umfeld Liverpools sehr deutlich zu spüren. Immerhin ist Real Madrid einer der größten Klubs der Welt - und erlag einst nicht auch Michael Owen den Lockrufen der Königlichen?
Madrid hat allerdings andere Prioritäten, muss dringendere Kaderbaustellen lösen und hat sein Geld anderweitig eingeplant. Die Scouser sollten sich also erst einmal sicher fühlen können. Ihr Lokalheld wird wahrscheinlich noch lange in Anfield bleiben.