Die heimlichen Stars der Premier League

SID
Vom Sündenbock zum Publikumsliebling bei Birmingham City: Der Franzose Franck Queudrue (r.)
© Getty
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Michael Turner (Sunderland)

Nur ein Eigentor von Anton Ferdinand verhinderte am vergangenen Samstag Sunderlands Auswärtssieg bei Manchester United. Es wäre auch Michael Turners persönlicher Triumph gewesen; der Verteidiger hatte gegen die Angriffsmaschine des Meisters 90 Minuten lang eine ausgezeichnete Leistung abgeliefert.

Bescheiden wie er ist, verwies er sofort auf die gute Arbeit seiner Mitspieler Lorik Cana und Lee Cattermole: "Das Mittelfeld hat uns unterstützt", sagte Turner.

Es fällt schwer zu glauben, dass der 25-Jährige vor drei Jahren noch beim (damaligen) Viertligisten FC Brentford Angreifer abkochte.

Sein nationaler Durchbruch gelang ihm bei Hull City, wo er mit Auszeichnungen überhäuft wurde und im vergangenen Jahr der einzige Spieler war, der nach der Winterpause nicht vollkommen unter seinen Möglichkeiten spielte.

Sunderland erlöste ihn mit einem sieben Millionen Euro-Transfer. Ein echtes Schnäppchen.

Aaron Hughes (Fulham)

Hughes ist der Hasan Salihamidzic der Premier League. Der Nordire kann überall in der Viererkette und überall im Mittelfeld spielen und er spielt überall, und zwar immer. Seit der 1:2-Niederlage gegen den FC Chelsea am 1.1.2008 hat der 29-Jährige kein Premier-League-Spiel mehr verpasst.

In einer Mannschaft, die eigentlich nur aus unscheinbaren, aber äußerst widerstandsfähigen Profis besteht, fühlt sich der Vertreter von Kapitän Danny Murphy sehr wohl: bei einer polizeilichen Gegenüberstellung würde ihn selbst ein Großteil der eigenen Fans kaum von anderen Aarons und Hughes' von der Straße unterscheiden können.

Jussi Jääskeläinen (Bolton)

Den Namen kann auf der Insel niemand buchstabieren - das ist einer der Gründe, warum der Finne so gerne übersehen wird. Die ausländischen Torhüter (Cech, Reina, van der Sar) bekommen all die Schlagzeilen, die der gute Jussi seit langem verdient hätte, aber der hütet ja bei Bolton das Tor, einem Team, dem man nur zuschaut, wenn man unbedingt muss.

Seit 1997 gehört der 34-Jährige zu den besten Schlussmännern auf der Insel, es gibt auch keinen Ausländer, der länger als er in der Premier League spielt. Alle Jahre wieder wird er mit einem Wechsel zum FC Arsenal in Verbindung gebracht, aber Jussi hält den Wanderers die Treue - sicher zur großen Freude des Mitarbeiters, der in Lancashire für die Beflockung der Trikots zuständig ist.

Graham Alexander (Burnley)

Das Wort "Routinier" wird der Erfahrung des Schotten nur ungenügend gerecht. Der Mittelfeldspieler hat 765 Profispiele auf dem Buckel und wird am Samstag 38 Jahre alt. 37 Jahre musste er auf sein erstes Spiel in der englischen Premier League warten, doch nach dem Aufstieg hat er diese Saison noch keine Partie verpasst.

Alexander, der in der Nationalmannschaft meistens Innenverteidiger spielte, ist das klassische Kampfschwein, kann aber auch vernünftig mit dem Ball umgehen. Ohne seine Souveränität und Führungsqualitäten wäre Burnley nie aufgestiegen, ohne ihn würden sie mit Sicherheit wieder absteigen.

Ein von Grund auf ehrlicher Kicker für alle Jahreszeiten, dem für die ganz große Bühne das Talent nicht reichte, der aber zum Abschluss zur Belohnung für sein Lebenswerk noch einmal ein paar Weltstars umgrätschen darf.

Sebastian Bassong (Tottenham)

Seit Sol Campbell sich 2001 zu den verhassten Lokalrivalen vom FC Arsenal verabschiedete, war die Spurs-Abwehr im Grunde ein Witz, der keine Pointe mehr brauchte. Doch das scheint sich zu ändern, dank Bassong: der 23-Jährige spielt diese Saison phänomenal stark.

Gemerkt haben das noch nicht viele, weil sich alles wie immer auf die Stürmer und Mittelfeldspieler konzentriert, aber der Franzose, der für Kamerun aufläuft, ist neben Arsenals Thomas Vermaelen bisher die Defensiv-Entdeckung der Saison und dieser Form nicht zu ersetzen.

Eine erstaunliche Entwicklung, wenn man bedenkt, dass Bassong in der vergangenen Saison noch beim unfreiwillig komischen Absteiger Newcastle United in der sogenannten Abwehr dillettierte.

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Raphael Honigstein lebt und arbeitet seit 15 Jahren in London. Für die "Süddeutsche Zeitung" berichtet er über den englischen Fußball und ist Kolumnist für die britische Tageszeitung "The Guardian". Beim Premier-League-Rechteinhaber "Setanta Sports" fungiert Honigstein als Experte für den deutschen Fußball. In Deutschland wurde der 34-Jährige auch bekannt durch sein Buch "Harder, Better, Faster, Stronger - Die geheime Geschichte des englischen Fußballs". Zudem ist er als Blogger bei footbo.com tätig.