Update Franck Ribery kann die Entscheidung des französischen Fußball-Verbandes, nur vier Nationalspieler für die Vorkomnisse während der WM in Südafrika zu bestrafen, nicht nachvollziehen. Bei einer Presserunde des FC Bayern sagte Ribery: "Ich verstehe nicht, warum nur einzelne bestraft werden. Was bei der WM passiert ist, haben alle gemacht. 23 Spieler."
Trotzdem will Ribery auch weiterhin für Frankreich auflaufen: "Es ist keine Fage: Ich werde wieder spielen."
Anelka am härtesten bestraft
Der französische Verband hatte nach der Schmach von Südafrika hart gegen die WM-Rebellen durchgegriffen. Die Disziplinar-Kommission verhängte gegen Stürmer Nicolas Anelka vom FC Chelsea nach einer Anhörung am Dienstag in Paris eine Länderspiel-Sperre von 18 Spielen.
Das dürfte für den 31-Jährigen, der 69-mal für Frankreich auflief (14 Tore), gleichbedeutend mit dem Ende der internationalen Karriere sein. Die Qualifikation für die EM-Endrunde in Polen und der Ukraine 2012 umfasst zehn Spiele.
Drei Spiele Sperre für Ribery
"Wir wollten mit der Bestrafung von Anelka ein Zeichen setzen", sagte der Kommissions-Vorsitzende Jean Mazzella. Anelka war ebenso wenig zur Anhörung des Verbandes angereist wie Bayern Münchens Mittelfeldstar Franck Ribery, der vom Verein keine Reiseerlaubnis erhalten hatte.
Ribery, Co-Kapitän der Equipe Tricolore in Südafrika, kam mit einer Sperre von drei Spielen vergleichsweise glimpflich davon, Spielführer Patrice Evra von Manchester United bekam für seine Rolle in der Revolte vor Ort fünf Spiele Sperre.
Eine Begegnung aussetzen muss Jeremy Toulalan vom einstigen Serienmeister Olympique Lyon, mit einem blauen Auge davon kam Eric Abidal vom FC Barcelona; er wurde nicht gesperrt. Dies gab der Verband am Dienstag bekannt.
Anelka als Auslöser der Vorfälle
Anelka war der Auslöser für beispiellose Vorfälle während der WM am Kap. Der Stürmerstar hatte sich im Gruppenspiel der Franzosen gegen Mexiko (0:2) in der Halbzeit einen lautstarken Disput mit Nationaltrainer Raymond Domenech geliefert und wurde auch verbal ausfallend. Anelka war daraufhin nach Hause geschickt worden. Vor dem letzten Spiel gegen Südafrika bestreikte die Mannschaft das Training.
Delegations-Leiter Jean-Louis Valentin war nach dem blamablen Vorfall sofort zurückgetreten. "Die Spieler realisieren jetzt, dass sie so etwas nie hätten tun dürfen", sagte Valentin. Evra, Toulalan und Abidal verließen den Ort der Befragung, ohne einen Kommentar abzugeben. Ex-Nationaltrainer Domenech verschwand unbemerkt.
Das Auftreten der Nachfolger des Fußball-Weltmeisters von 1998 hatte in der Grande Nation hohe Wellen geschlagen. Die Politik forderte harte Sanktionen. "Das Bild, das das französische Team in Südafrika abgegeben hat? Katastrophal! Ich sage: 'Diejenigen, die verantwortlich sind, müssen gehen.' Sie sind mittlerweile gegangen. Die Spieler sollten keine Prämien erhalten. Das werden sie auch nicht", hatte Staatspräsident Nicolas Sarkozy in einem TV-Interview gesagt.
Erinnerungen an Südafrika auslöschen
Als erste Konsequenz aus dem Debakel bei der WM, die sportlich für Frankreich in der Vorrunde mit dem letzten Platz in der Gruppe A geendet war, hatte der neue Nationaltrainer Laurent Blanc auf alle Südafrika-Fahrer verzichtet. Dies war allerdings auch nur ein symbolischer Akt, denn der Weltmeister von 1998 lässt allen Teilnehmern am Weltturnier die Tür zur Nationalmannschaft offen, wenn die Leistung - und das Benehmen stimmt.
"Ich bin Nationaltrainer geworden, weil ich ein Ziel erreichen soll. Ich hoffe, dass ich dafür die richtigen Kräfte zur Verfügung habe. Wir dürfen uns nicht selbst in den Fuß schießen, bevor wir unser Ziel erreichen - die EURO 2012", hatte Blanc gesagt und ergänzte: "Es gibt nur einen Weg, die Erinnerungen an Südafrika auszulöschen, und das ist gewinnen."
Der erste Schuss ging bekanntlich in die Hose. Frankreich verlor vor einer Woche ein Länderspiel gegen Norwegen (1:2). Es ist zu erwarten, dass einige der WM-Versager wieder im Kader für die ersten EM-Qualifikationsspiele gegen Weißrussland in St. Denis (3. September) und gegen Bosnien-Herzegowina in Sarajevo (7. September) zurückkehren.
Nicolas Anelka im Steckbrief