Am Mittwoch wurde Lionel Messi nach seinem Wechsel vom FC Barcelona zu Paris Saint-Germain offiziell vorgestellt. Während bei PSG dadurch der Druck enorm steigt, bietet sich für Barca auch eine Chance. Der Messi-Transfer aus drei Perspektiven.
Lionel Messi zu PSG: Die Perspektive von Paris Saint-Germain
Binnen Stunden erreichten die Social-Media-Kanäle der Pariser die Drei-Millionen-Marke. Freilich ist damit nicht die Gesamtzahl an Followern gemeint, sondern allein der Zuwachs an Menschen, die dem PSG-Account auf Instagram seit der Anbahnung des Messi-Transfers neu gefolgt sind - allein am Dienstag!
An diesen in heutigen Zeiten immer wichtigeren Kennzahlen kann man bestens ablesen, welch riesiger Imagegewinn Messis Wechsels für PSG bedeutet. Die Welt schaut nun auf den 1970 gegründeten Klub, noch mehr als ohnehin schon. Und man kann jetzt auch bereits sehr gut erahnen, dass unzählige Messi-Trikots und sonstige Fanartikel von ihm verkauft werden.
Es ist der feuchte Traum aller Marketing-Menschen, die der Verein beschäftigt - und auch der von Präsident Nasser Al-Khelaifi: "Wir haben als Erstes auf unsere Zahlen geschaut und geprüft, ob das möglich ist. Wir haben gesehen: Ja, wir können ihn verpflichten. Heute können Sie sehen, was Messi dem Klub bringt. Trikot-Verkauf, Social Media - das ist ein riesiger Gewinn für den Klub. Auch in Sachen Werbung, das ist unglaublich. Sie werden schockiert sein, wenn wir Ihnen die Zahlen präsentieren", sagte er bei Messis Vorstellung.
Die Pariser Kasse sollte ja auch tunlichst klingeln, um zumindest so tun zu können, als wären diese bevorstehenden Millionen-Einnahmen von wirtschaftlicher Dringlichkeit, um sich Messi und all die anderen Starspieler leisten zu können. Klar ist aber auch: Messis Ankunft in der französischen Hauptstadt erhöht den Druck dort enorm.
PSGGerade Trainer Mauricio Pochettino hat nun einen Kader hingestellt bekommen, der die maximale Aussicht auf Erfolg bietet. Und damit ist keineswegs die Rückeroberung des Ligue-1-Meistertitels gemeint, in Paris geht es seit Jahren einzig um den Gewinn der Champions League.
Pochettino muss also mit dieser Truppe liefern, um den ewigen Traum zu erfüllen - und er muss zuvor selbstverständlich die heimischen Trophäen allesamt eingefahren haben. "Es ist ein historischer Moment, aber wir haben noch nichts gewonnen. Es ist nur der Beginn. Jetzt beginnt die harte Arbeit. Ich bin sicher, dass uns Leo mit seinen Kollegen viele Trophäen bringen wird. Wir haben auch einen fantastischen Trainer, einen der besten der Welt. Für mich ist er der Beste der Welt", sagte Präsident Al-Khelaifi.
Ausreden kann es nun garantiert keine mehr geben, weder für den Coach, noch für seine Spieler und den Verein. Doch es wird bei aller Klasse im Kader hart. Schließlich ist gewiss, dass jedes Team, das PSG in der Königsklasse begegnet, alles unternehmen wird, um den Traum platzen zu lassen.
Lionel Messi wechselt zu PSG: Die Perspektive des FC Barcelona
Es gibt kein Vertun: Für jeden "Cule" oder zumindest Barca-Sympathisanten ist Messis Abgang das größtmögliche Desaster. Barcelona ohne Messi, ohne seine Tore und Tricks, das ist im Grunde nicht vorstellbar.
Doch es ist Realität und bald wird man diese Realität noch mehr greifen können, wenn Messi tatsächlich im PSG-Trikot trifft und jubelt. Das mit anzusehen wird diejenigen, die es mit den Katalanen halten, definitiv enorm schmerzen. Doch vielleicht vergeht der Schmerz schneller als gedacht, wenn der Klub das Messi-Desaster als große Chance begreift und entsprechend handelt.
Barca kann sich nun vom übergroßen Messi emanzipieren - und natürlich auch finanziell rehabilitieren, denn der mit mehr als einer Milliarden Euro extrem verschuldete Verein ist den größten Fisch im Teich losgeworden. Ganz seelenlos betrachtet ist dies also nicht die schlechteste Nachricht.
Ohne Messi besteht für den Verein aber vor allem die Chance, sich kurz- wie langfristig neu auszurichten und eine neue, alte Identität wieder aufleben zu lassen: Nämlich nun verstärkter als in den vergangenen Jahren auf Spieler aus der berühmten Jugendakademie La Masia zu setzen und diese häufiger zu fördern.
Spätestens seit 2014 blieb Barcas eigener Nachwuchs mehr und mehr auf der Strecke. Gerade Richtung England verabschiedeten sich mehrere Eigengewächse, weil sie dort größere Aussicht auf besser dotierte Verträge und vor allem mehr Spielzeit sahen.
Schon während seiner Wahlkampagne betonte daher der heutige Präsident Joan Laporta im Gespräch mit SPOX und Goal, mit dem Klub wieder zu den Wurzeln zurückkehren zu wollen: "Cruyff, La Masia, Katalonien, UNICEF und eine professionelle Organisation - dafür muss Barca wieder stehen."
Nun kann Laporta zeigen, wie sehr es ihm darum bestellt ist. Der Klub steht vor einem Neustart, bei dem künftig Spieler wie Frenkie de Jong oder Pedri sportlich mehr Verantwortung tragen werden und idealerweise zu absoluten Weltstars reifen. Gelingt er und blickt man von dieser Seite auf die Medaille, dann ist ein Barca ohne Messi gar nicht mehr so schwer vorstellbar.
Lionel Messi: Seine Titel mit dem FC Barcelona in der Übersicht
Wettbewerb | Anzahl Titel | Saisons/Jahre |
Primera Division | 10 | 2004/05, 2005/06, 2008/09, 2009/10, 2010/11, 2012/13, 2014/15, 2015/16, 2017/18, 2018(19 |
Copa del Rey | 7 | 2008/09, 2011/12, 2014/15, 2015/16, 2016/17, 20217/18, 2020/21 |
Supercopa de Espana | 8 | 2006, 2009, 2010, 2011, 2013, 2016, 20218, 2019 |
UEFA Champions League | 4 | 2005/06, 2008/09, 2010/11, 2014/15 |
UEFA Super Cup | 3 | 2009, 2011, 2015 |
FIFA Klub-WM | 3 | 2009, 2011, 2015 |
Lionel Messi wechselt zu PSG: Die Perspektive von La Pulga
Kennen Sie schon den? Die Mannschaft von Pochettino hat nun den weltbesten Spielgestalter, den weltbesten Dribbler und den weltbesten Torjäger in ihren Reihen - und dann hat sie ja auch noch Neymar und Kylian Mbappe, hihi!
Doch nicht nur diese beiden Könner, auch der Großteil von Messis neuen Mitspielern agiert auf einem herausragenden Niveau. Das war zuletzt bei Barcelona nicht mehr so häufig der Fall, so dass Messi durch den Wechsel noch einmal die Chance hat, in einer Ansammlung reiner Top-Spieler aufzulaufen.
Mit Neymar trifft er zudem auf einen seiner besten Freunde, die Eingewöhnung sollte also klappen - oder etwa nicht? Denn genau das könnte auch der Haken an der Sache sein: Messi befindet sich erstmals nach über 20 Jahren an einem neuen Ort, das Umfeld und die Umgebung von PSG sind ihm zunächst einmal gänzlich unbekannt. Das könnte für den als sensibel geltenden Messi eine große mentale Herausforderung werden - vor allem, nachdem er bis vor kurzem keinen Gedanken daran verschwendete, einmal für einen anderen Klub als Barca aufzulaufen.
"Alles, was in der letzten Woche passiert ist, war verrückt. Es war alles so schnell und emotional. Ich kann nicht vergessen, welche Erfahrungen ich in Barcelona gemacht habe. Die ganze Woche war ein Auf und Ab. Gemeinsam mit meiner Familie gehe ich durch diesen Prozess", sagte Messi am Mittwoch.
Dazu kann als sicher gelten, dass ihm ein längerer Anpassungsprozess wohl kaum zugestanden wird. Stattdessen erwartet man von Messi auf Anhieb Leistung und eben jene Extraklasse, die man seit Jahren gewohnt ist. Messi muss direkt liefern, PSG muss mit ihm direkt liefern - viel Platz für ein organisches Wachstum eines in vielen Teilen neu zusammengestellten Teams ist da nicht.
Nicht unerwähnt bleiben sollte auch die Tatsache, dass Messi in Paris noch einmal richtig abkassiert. Kolportierte 40 Millionen Euro netto soll er pro Jahr verdienen, davon wäre er in Katalonien weit entfernt gewesen. Dass es ihm lieber gewesen wäre, dort zu geringeren Bezügen zu unterschreiben, steht fest. Nun hat sich Messi mit der Herausforderung auseinanderzusetzen. Er muss den Beweis erbringen, auch an einem anderen Standort als Barcelona zu außergewöhnlichen Dingen imstande zu sein.