Soll PSG Kylian Mbappe an Real Madrid verkaufen? Das Pro und Contra

Filippo Cataldo
25. August 202115:22
SPOXgetty
Werbung
Werbung

Real Madrid hat nach Informationen von SPOX und Goal ein Angebot über 160 Millionen Euro für Kylian Mbappe abgegeben. Ein Verkauf würde die Chancen auf den Gewinn der Champions League für PSG erhöhen, argumentiert Filippo Cataldo. Gabriel Wonn hält dagegen. Das Pro und Contra.

Pro: Ohne Mbappe steigen Chancen auf CL-Triumph

von Filippo Cataldo

Mit rationalen Argumenten braucht man PSG und seinen Bossen nicht zu kommen. Um Vernunft geht es Nasser Al-Khelaifi nicht. Das wussten wir auch schon bevor der PSG-Boss mal eben Lionel Messi vom FC Barcelona seinem Luxus-Ensemble hinzufügte und und bei dessen Vorstellung unverfroren behauptete, dass man - 'türlich, 'türlich - vor der Verpflichtung als Erstes in die Bilanzen geschaut habe. Financial Fairplay und so. Selten so gelacht.

Klar ist: PSG wird Kylian Mbappe nicht aus wirtschaftlichen Gründen verkaufen. Das Financial Fairplay der UEFA wurde eh nie durchgesetzt, ist wegen Corona gerade sogar offiziell aufgeweicht und interessiert in Paris sowieso keinen.

Dass Mbappe seinen 2022 auslaufenden Vertrag in Paris nicht verlängern will und Real Madrid jetzt dennoch bereit ist, 160 Millionen Euro Ablöse für einen Spieler zu zahlen, der ohnehin zu Real will, dürfte Al-Khelaifi ebenfalls ziemlich egal sein.

Dennoch sollte PSG Kylian Mbappe jetzt verkaufen. Aus emotionalen und sportlichen Gründen.

Al-Khelaifi tut zwar viel dafür, einem das Gefühl zu vermitteln, dass es ihm vor allem darum geht, aller Welt zu beweisen, dass er dank des nötigen Kleingelds und der gütigen Hilfe der notorisch verheerend handelnden Funktionäre des Weltfußballs mit allem durchkommen kann. Doch am allermeisten will der PSG-Boss endlich diese vermaledeite Champions-League gewinnen. Ein Verkauf von Mbappe würde die Chancen auf den Gewinn des Henkelpotts erhöhen.

PSG: Ohne Mbappe sogar besser dran

Daher sollte Al Khelaifi ausnahmsweise auf seinen Sportchef Leonardo hören und Mbappe gehen lassen. Leonardo hat sich für einen Verkauf ausgesprochen. Aber zu "unseren Konditionen", wie er sagte. Sprich: Für deutlich mehr als die gebotenen 160 Millionen Euro. PSG könnte so die Konten ins Gleichgewicht bringen (auch wenn's Al Khelaifi egal ist) und um einen Spieler nachverpflichten, der wirklich ins Gefüge passt.

Trainer Mauricio Pochettinos größte Aufgabe wird es sein, alle Stars bei PSG irgendwie auf das gemeinsame Ziel einzuschwören - was schon so gut wie unmöglich erscheinen würde, wenn nicht einer der drei Megastars eigentlich lieber woanders wäre.

Al-Khelaifi sollte sich die Frage stellen, ob er wirklich auf Biegen und Brechen einem Spieler sehr viel Geld zahlen möchte, der mit dem Kopf schon woanders ist - und der mit jedem Schmollen dem ohnehin fragilen Mannschaftsgefüge bei PSG den Todesstoß versetzen könnte. Und wenn nicht Mbappe schmollt, dann eben einer der anderen Megastars vorne. Es steht zu befürchten, dass der Dreizack Neymar, Messi und Mbappe auf Dauer nur bei FIFA 22 harmonieren wird.

Dazu kommt: Der Gewinn der Champions League würde für PSG auch mit einem glücklichen Mbappe schwer genug werden. Jeder Gegner wird in dieser Saison noch ein bisschen motivierter sein gegen PSG als sonst schon. Würde PSG Mbappe jetzt verkaufen, würde man sportlich vermutlich aus genannten Gründen nicht viel verlieren - und Real zumindest diese Saison auch nicht unbedingt stärken. Nicht, weil Mbappe Real nicht helfen könnte, im Gegenteil. Aber Real muss sich strecken, um Mbappe zu refinanzieren, aktuell scheinen weder Isco noch Eden Hazard unverkäuflich.

Sollte Al-Khelaifi jetzt auf einen Verbleib von Mbappe bestehen, würde er am Ende nur dafür sorgen, dass der Spieler nächsten Sommer noch reicher wird (Handgeld!) und Real mit dem Differenzbetrag aufrüsten kann.

Contra: PSG muss Mbappe nicht verkaufen - warum also sollte es?

von Gabriel Wonn

Man stelle sich vor, man hat einen Spieler mit nur noch einem Jahr Restvertrag, der den Klub sehr wahrscheinlich nächstes Jahr ablösefrei verlassen will - und jemand ist tatsächlich so "verrückt", trotz seiner finanziell mehr als angespannten Situation rund 160 Millionen Euro Ablöse für den Mann zu bezahlen. Ein No-Brainer, oder? Nein. Denn bei diesem Spieler handelt es sich nicht um irgendwen, sondern um Kylian Mbappe.

Laut den Gesetzen des Marktes müsste PSG Real Madrid das angebotene Geld binnen Sekunden aus der Hand reißen, schließlich hat Mbappe konstant jedes der sechs (!) Angebote zur Vertragsverlängerung abgelehnt und will offenbar eher heute als morgen nach Madrid. Doch dieses PSG funktioniert nicht nach den Gesetzen irgendeines Marktes.

Für die Pariser spielt Geld sehr offensichtlich keine Rolle. Die UEFA lässt den Scheich-Klub ohnehin gewähren, schließlich haben die Hauptstädter für die meisten ihrer unfassbaren Transfers in diesem Sommer keinen Cent Ablöse bezahlt. Dass man aber astronomische Gehälter zahlen darf, bei denen kein Konkurrent mitgehen kann, fällt unter den Tisch. PSG will Mbappe nicht abgeben, PSG muss Mbappe auch nicht abgeben, PSG hat es schlicht nicht nötig - warum also sollte es?

Die PSG-Scheichs haben sich gerade ein so hübsches Spielzeug gebaut, dass man damit ja auch zumindest eine Saison lang spielen möchte. Messi, Neymar und Mbappe - auf dem Papier ist das schon jetzt eines der besten Angreifer-Trios, die je einen Fußballplatz betreten haben. Paris will unbedingt die Champions League gewinnen und diese Kombination klingt, falls sie harmonieren sollte, fast schon wie ein Versprechen, dass das dann in diesem Jahr auch klappen wird.

PSG: "Die Besten sind wir"

Die wichtigsten Gründe, die gegen einen Verkauf Mbappes sprechen, sind allerdings Stolz und Macht. Klubboss Al-Khelaifi hat sich weit aus dem Fenster gelehnt und selbstbewusst verkündet, man werde den Franzosen schlichtweg nicht verkaufen. Basta. Der entgegengesetzte Fall ließe sich ohne Eingeständnis von Schwäche nur noch so rechtfertigen, dass man Real dazu zwingen würde, eine gigantische Summe im Bereich der 200-Millionen-Grenze zu zahlen - und nicht nur die aktuell wohl gebotenen 160 Millionen.

Diese wären unter Einberechnung von Leihgebühr und Ablöse sogar weniger als die 180 Millionen, die PSG insgesamt an Monaco überwiesen hat. Für einen 22-jährigen Mbappe in Zeiten, in denen Jack Grealish über 100 Millionen wert sein soll? Nicht mit PSG, dem Klub der neuen Galacticos. Allein aus Prinzip schon nicht. Da passt es ins Bild, dass Sportdirektor Leonardo das Vorgehen Real als "inakzeptabel" und aufgrund der Kontaktaufnahme zum Spieler als "illegal" bezeichnete. Der Brasilianer präsentierte den Klub in der Rolle des Mächtigen: Man wolle Mbappe definitiv halten, würde ihn aber ziehen lassen, wenn er dies unbedingt wünsche - jedoch nur zu den von PSG geforderteten Konditionen.

Es dürfte den Pariser Bossen hinsichtlich ihrer Machtspielchen besondere Genugtuung bereiten, dass Real ihre astronomischen Forderungen vermutlich nicht erfüllen kann. Ausgerechnet Real Madrid, der größte Klub der Welt, der doch eigentlich fast immer bekommt, was er will. But a new player is in town. "Ich glaube, wir könnten aktuell nicht wettbewerbsfähiger sein. Es gibt keine Rechtfertigung dafür, dass man jetzt etwas anderes machen möchte als hierzubleiben", sagte Al-Khelaifi. In Klartext übersetzt: "Vergesst Real und die Anderen. Die Besten sind jetzt wir."