Klose: "Hätte nie gedacht, ein Idol zu werden"

SID
Schoss Lazio Rom im vergangenen Rom-Derby zum Sieg: Miroslav Klose
© Getty

Kann Klose spielen? So lautete in Lazio-Kreisen die alles überlagernde Frage vor dem 170. römischen Derby am Sonntag, nachdem der 33-Jährige angeschlagen vom DFB-Test gegen Frankreich zurückgekehrt war. "Bleibt ruhig, das ist bloß eine kleine Blessur. Für die Partie bin ich fit", entschärfte Klose in seinem bereits äußerst passablen Italienisch.
 
 

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"Der Deutsche aus Stahl vertreibt die Albträume der Laziali", schrieb daraufhin die "Gazzetta dello Sport".

Und da sich unter der Woche Kapitän Francesco Totti vom Stadtrivalen AS Rom ebenfalls gesund meldete, titelte die römische Zeitung "Il Messaggero" erleichtert: "Klose und Totti sind dabei! Was wäre das auch für ein Derby ohne die beiden gewesen".

Mit der AS-Ikone nach wenigen Monaten schon in einem Atemzug genannt zu werden, gilt für Klose als ultimativer Ritterschlag, der nach zwölf Treffern und fünf Vorlagen in der Serie A freilich kaum verwundert.

"Klose muss Papst werden!"

Sein erstes Ligator vor heimischem Publikum gelang Klose im Hinspiel des Derbys zum 2:1-Sieg in der Nachspielzeit und einige Tifosi im Delirium forderten damals: "Jetzt kann Benedikt abdanken - Klose muss Papst werden!"

Zuvor hatte Lazio fünf Stadtduelle hintereinander verloren. Im Hinblick auf das Rückspiel spielte Klose seinen Kultstatus jedoch herunter: "Ich hätte nie gedacht, ein Idol zu werden. Diese enthusiastische Unterstützung der Leute ist beeindruckend. Ich fühle mich geehrt, bin aber kein Star, sondern jemand, der seriös seine Arbeit erledigt und bezahlt wird, um zu treffen."

Gegen ein erneutes Siegtor von Miro, den man längst in "Mito" (Mythos) umgetauft hat, hätten die Laziali nichts einzuwenden.

Sieben verletzte

Trotz des Trainerchaos' der vergangenen Woche und sieben verletzter Spieler versprach Klose eine zusammengeschweißte Elf, die alles für ein weiteres denkwürdiges Derby geben werde.

"Auch wenn ich schon viele Tore erzielt habe, war das im Hinspiel eines der wichtigsten meiner Karriere", sagte er. "In den Tagen danach verstand ich erst, welch immense Bedeutung diese Partie für die Stadt besitzt."

Meisterschaft? Lieber ein Derby-Sieg

In der Tat ist der römische Vergleich das hitzigste Derby Italiens, denn am Calcio führt in einer der fußballverrücktesten Städte überhaupt kein Weg vorbei.

Mehrere lokale Radiosender palavern nahezu 24 Stunden über die Geschicke der Teams - selbst das Parlament stellt offizielle Fanklubs beider Vereine. Derbysiege führten zu Striptease auf dem Campo de' Fiori oder ließen Trainer mitten in der Nacht in den Gianicolo-Brunnen hüpfen.

Anders als in Mailand oder Turin kann der Sieg im "Derby della Capitale" eine Saison retten. Anstelle der Meisterschaft wählen viele einen Erfolg im Stadtduell.

"Ich habe als Spieler und Trainer viele der wichtigsten Derbys erlebt", sagte der ehemalige AS- und englische Nationalcoach Fabio Capello einmal. "Doch das römische Duell ist in seiner tagelang aufgeladenen Atmosphäre unvergleichbar."

Keine neidischen Blicke mehr auf die Roma

Für die Ordnungskräfte bedeutet die Partie deshalb erhöhte Alarmbereitschaft - wie auch für die Klubs, die die Machtdemonstrationen der Ultras ein ums andere Mal zu spüren bekamen.

Erst auf der Zielgeraden der Saison 2009/10 drohten Lazio-Ultras ihren Spielern mit Prügel, falls die Heim-Partie gegen Inter Mailand nicht verloren gehen sollte, denn Inter rang mit der Roma um die Meisterschaft.

In einer surrealen Atmosphäre wurde jeder Angriffsversuch der eigenen Mannschaft ausgepfiffen, unter Johlen des Stadions siegte Inter gegen ein völlig verunsichertes Lazio 2:0.

Trotz pompöser Investitionen auf Rang sechs

Die Stadt adoptierte die Gelbroten der Roma schon immer als genuinen Hauptstadtvertreter, während man die weiß-himmelblauen Laziali als Provinzler diskreditierte.

Nach rund zehn Jahren der auch sportlich zweiten Stadtgeige muss Lazio momentan nicht mehr neidisch auf die Erfolge des Konkurrenten blicken. Die Roma verbringt trotz pompöser Investitionen auf Rang sechs eine mittelmäßige Saison.

Lazio hingegen kokettiert sieben Zähler voraus mit der Champions-League-Qualifikation. "Das Wichtigste ist, dass wir alle selbstbewusst damit umgehen, dieses Ziel erreichen zu können", sagt Klose. Die Laziali werden indes sagen, das Wichtigste ist, dass Klose am Sonntag spielen kann.

Miroslav Klose im Steckbrief

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