Auf den ersten Blick ist Cristiano Ronaldos Wechsel schwer nachvollziehbar. Er hatte bei Real Madrid doch alles. Den schillerndsten Verein der Welt, eine funktionierende Mannschaft, die zuletzt dreimal in Folge die Champions League gewann, in der er aber trotzdem noch als absoluter Star herausstach. Perfekte Voraussetzungen, seiner Sammlung an Weltfußballer-Titeln noch weitere hinzuzufügen.
Warum sollte er wechseln? Sportliche Gründe kann es ja eigentlich gar keine geben. Da deutet doch alles darauf hin, dass er sich nur nicht genug geliebt und gebauchpinselt fühlt und vor seiner Vorstrafe in Spanien wegen seiner Steuervergehen flüchten möchte.
An genannten Gründen ist auch womöglich etwas dran. Wahrscheinlich sogar.
Cristiano Ronaldo: Was sollte bei Real Madrid noch kommen?
Doch auf den zweiten Blick ist der Wechsel auch aus sportlicher Sicht erklärbar. Er ist sogar die logische Entscheidung für einen von Ehrgeiz zerfressenen Spieler wie Ronaldo.
Ronaldo hat in den letzten neun Jahren mit Real alles erreicht, was man individuell und mit der Mannschaft erreichen kann. Er hat alle Titel geholt und alle Rekorde pulverisiert. Er ist eine absolute Legende.
Doch seine Arbeit ist getan. Was sollte denn jetzt bei Real noch kommen? Ein fünfter Champions-League-Titel, der vierte in Folge? Noch ein größerer Vorsprung in der ewigen Torschützenliste? Klar wäre das historisch, aber der große Reiz fehlt. Der Reiz, es an anderer Stelle noch einmal allen zu zeigen, ist ungleich größer. Und diesen hat er gesucht.
Ronaldo entscheidet sich gegen die USA, China oder Katar
Er hat sich dagegen entschieden, mit nun 33 Jahren wie viele seiner Kollegen die Karriere in den USA, China oder Katar ausklingen zu lassen und noch mehr abzukassieren als ohnehin schon. Wenn das überhaupt geht.
Dafür ist Ronaldo noch zu fit und vor allem zu gut. Er läuft nicht vor der sportlichen Herausforderung davon, sondern wagt noch einmal einen Neuanfang. Das spricht für seinen sportlichen Ehrgeiz.
Juventus hat das Zeug zum Champions-League-Sieg
Bei Juventus kann Ronaldo nach seinen Erfolgen in England und Spanien noch einmal in einer neuen Liga etwas reißen, ein neues Land und - nicht unwichtig für die Marke CR7 - einen neuen Markt für sich erobern. Bei einem Verein über seine gesamte Karriere alles auseinander zu schießen, ist das eine. Sich in verschiedenen Ländern zu beweisen, wie es beispielsweise Zlatan Ibrahimovic oder Jose Mourinho in den letzten Jahren vorlebten, ist ein anderer, genauso außergewöhnlicher Ansporn. Sollte Ronaldo in Turin den erwarteten Erfolg haben, würde er beides auf sich vereinen.
Und die Herausforderung ist in Italien allemal da. Die Serie A ist in den letzten Jahren wieder aus der Schmuddelecke herausgekommen und auf dem aufsteigenden Ast.
Vor allem ist Ronaldo mit Juve aber auch in der Champions League konkurrenzfähig. Der Kader ist stark, Massimiliano Allegri ist ein sehr guter Trainer und der Verein hat eine große Strahlkraft. In den letzten Jahren hat nur das letzte Etwas gefehlt, um den letzten Schritt zu gehen. Dieser X-Faktor könnte Ronaldo werden.
Bislang ist es nur Clarence Seedorf gelungen, die Champions League mit drei verschiedenen Vereinen zu gewinnen. Mit Juve hat Ronaldo die realistische Chance, der zweite Spieler zu werden, dem das gelingt. Nichts anderes ist sein Anspruch. Nichts anderes darf sein Anspruch sein. Deswegen ist seine Entscheidung unter dem Strich aus sportlicher Sicht nachvollziehbar, ja sogar logisch.
Cristiano Ronaldo: Statistiken bei Real Madrid
Wettbewerb | Spiele | Tore | Vorlagen |
Primera Division | 292 | 311 | 95 |
Champions League | 101 | 105 | 31 |
FIFA Klub-WM | 6 | 6 | 2 |
Copa del Rey | 30 | 22 | 3 |
Supercopa | 7 | 4 | - |