Fußballrüpel Gato Sessa: Tritte, Schläge, Beleidigungen und elf Rote Karten

Von Stefano Silvestri
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Gato Sessa verfügte über überschäumendes Temperament. Nicht immer gelang es ihm, das in vernünftige Bahnen zu lenken.

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Rüpel gibt es in der Geschichte des Fußballs viele. Vinnie Jones war so einer, Roy Keane gewiss auch und Sergio Ramos ebenfalls. Einer aber stellt sie alle in den Schatten: Gastón, genannt Gato, Sessa. Der ehemalige argentinische Torhüter spielte für einige der größten Vereine Südamerikas und darf nach einer einzigartigen Karriere mit Fug und Recht als größter Bösewicht bezeichnet werden.

Elf Platzverweise, Beleidigungen gegen Schiedsrichter, Tätlichkeiten gegen Balljungen und noch vieles mehr: Der heute 50-jährige Sessa lief stets mit dem Messer zwischen den Zähnen auf. 2017 führte ein Streitgespräch um den Keeper in einer argentinischen TV-Sendung beinahe zu einer Schlägerei zwischen zwei Journalisten, nur das beherzte Eingreifen des Moderators verhindert hier Schlimmeres.

Seine krasseste Szene liefert Sessa ohne Zweifel am 3. Mai 2007. Im Bombonera von Buenos Aires duellieren sich die Boca Júniors mit Vélez Sarsfield. Ein aufgeladenes Spiel, bei dem Boca mit 1:0 in Führung geht. Sessa steht bei Vélez zwischen den Pfosten und nach einem langen Ball aus der Boca-Abwehr brennen ihm die Sicherungen durch. Er sprintet Richtung Spielgerät und erreicht es etwas eher als Boca-Stürmer Rodrigo Palacio. Statt die Situation zu bereinigen, holt Sessa aus und tritt seinen Gegenspieler mit voller Wucht gegen die Stirn. "Barbarisch" nennt der TV-Kommentator die Aktion, die in einer Roten Karte und einem Strafstoß für Boca mündet.

Jahre später erinnert sich Sessa in einem Interview mit Graphic: "Ich schwöre bei meinen Kindern, dass ich nicht die Absicht hatte, ihn zu verletzen. Die Szene gilt sicher als meine größte Torheit. Tatsächlich habe ich Rodrigo am nächsten Tag angerufen und mich entschuldigt." Der Tritt gegen Palacios ist dabei nur die Spitze des Eisbergs der Sessa-Vergehen. Kostproben gefällig?

Gato Sessa sorgt für jede Menge Ärger

2002 ist Sessa beim Spiel zwischen Vélez und San Lorenzo bereits verwarnt und hat Schiedsrichter Sergio Pezzotta im Visier. Mit erhobener Faust droht er dem Unparteiischen Prügel an und wirft mit dem Ball nach ihm. Folgerichtig sieht der Schlussmann die Rote Karte und reagiert, indem er Pezzotta an die Gurgel geht. Sessas Erklärung: "Ich war aufgekratzt, weil man mir einige Tage zuvor mein Auto gestohlen hatte."

2016 ist er offensichtlich erneut sehr aufgekratzt, diesmal attackiert er in einem Spiel zwischen Tristán Suarez und Villa San Carlos Schiedsrichter Julio Barraza und pöbelt danach im TV: "Barraza ist ein Clown, der in einem Kostüm in der Umkleidekabine herumläuft. Ich entschuldige mich für das, was passiert ist. Aber ich bitte nur Gott um Vergebung, nicht ihn."

Die Schiris bleiben aber längst nicht Sassas einzige Opfer, auch Mitspieler sind vor seiner Impulsivität nicht sicher. Am 30. August 2006 erwischt es Lucas Castromán. Vélez verliert in der Copa Sudamericana mit 0:2 gegen Lanús. Für Sessa ist Castromán der Sündenbock, der spätere Lazio-Profi war beim Stand von 0:1 vom Platz geflogen. Nach dem Spiel ist Gato außer sich vor Wut: Er betritt den Tunnel zur Umkleide, trifft auf Castromán und greift ihn körperlich an. Nur das Eingreifen der Mannschaftskameraden und der Betreuer verhindern, dass es in eine Keilerei ausartet.

Sessa sagt später kleinlaut: "Ich dachte, er sei wegen Schiedsrichterbeleidigung vom Platz geflogen. Das war nicht der Fall, ich habe mich bei ihm entschuldigt. Wir haben uns umarmt, und er hat mir gesagt, wenn er am Sonntag ein Tor schießt, wird er es mir widmen."

Sessas Lieblingsfeind ist Torhüterlegende José Luís Chilavert. Auch der Paraguayer mit der überragenden Freistoßtechnik spielte viele Jahre für Vélez. Er kritisiert Sessa für den angesprochenen Tritt gegen Palacio öffentlich. "Er hat Probleme, es geht ihm emotional nicht gut, und er darf nicht weiter in unserer Mannschaft spielen," sagt Chilavert. Sessa antwortet trocken: "Ich hasse ihn. Wenn ich ihn auf einer verlassenen Straße beim Trampen sehe, überfahre ich ihn".

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Stress mit den Balljungen

Auch Balljungen sind vor Sessas Ausrastern nicht sicher. Da wäre zum Beispiel Pablo Heredia, der am 1. April 2007 zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Der damals 17-Jährige spielt in der Jugendmannschaft Belgranos und ist an jenem Sonntag als Balljunge für den Bereich hinter dem Tor zuständig.

Belgrano führt gegen Vélez und für Sessas Geschmack braucht Heredia zu lange, um ihm das Spielgerät zu geben. Er bewirft Heredia wutentbrannt mit dem Ball und es folgt ein heftiges Streitgespräch.

Sieben Jahre später debütiert Heredia in Belgranos erster Mannschaft beim 3:2 gegen Boca. Im Interview mit Olé wird er auf die Episode mit Sessa angesprochen. Heredia spielt den Vorfall herunter: "Im Spiel wurde es hitzig. Manchmal passiert das auch mir. Er hat mich angerufen, sich entschuldigt, und ich habe seine Entschuldigung angenommen."

2013 wird es dank Sessa erneut hitzig. Er trägt nun das Trikot von Villa San Carlos und wieder ist ein Balljunge sein Opfer. Der 14-jährige Ignacio Rosende braucht zu lange, um ihm die Kugel zu geben, also brüllt er ihn an: "Gib mir den Ball, du H****sohn, ich bringe dich um."

Patzer und ein unglückliches Interview

Sportlich bleibt Sessa eher nicht in Erinnerung. Bei River Plate ist er um die Jahrtausendwende die Nummer zwei hinter dem späteren Barça-Keeper Robert Bonano. Zwischen 2001 und 2007 spielt er für Vélez Sarsfield, unterbrochen von einem kurzen Europa-Intermezzo bei Las Palmas. 2004 kostet sein Patzer Vélez die Meisterschaft, Sessa bittet in jener entscheidenden Partie zur Halbzeit um seine Auswechslung und bekommt sie auch. Pikant: Den Titel schnappen sich die Newell's Old Boys, Erzrivale von Sessas Jugendklub Rosario Central.

Zwischenzeitlich gilt er als Kandidat für die Albiceleste. Fehler und sein Verhalten sorgen aber dafür, dass es für eine Nominierung dann doch nicht reicht.

Eine besondere Beziehung pflegt Sessa zu Gimnasia La Plata. Er ist großer Anhänger des Klubs, spielt in der Jugend aber für den Erzrivalen Estudiantes. Sessa erinnerte sich später an ein unglückliches Interview mit einem Klubfunktionär: "Ich habe ihm gesagt: Ich bin Gaston Sessa, sie nennen mich Gato und ich bin Gimnasia-Fan. Der Typ wurde richtig wütend!"

2009 erfüllt sich sein großer Wunsch, und er heuert tatsächlich bei Gimnasia an. Aus dem Traum wird aber ein Albtraum, denn der Klub steigt zwei Jahre später aus der Primera División ab. Sessa hatte seinen Stammplatz nach einigen Patzern im Laufe der Saison an Fernando Monetti verloren und verließ den Verein Streit um eine Million Pesos Gehalt, die er noch vom Klub forderte.

Als er im Trikot von Boca Unidos als Gegner zu Gimnasia zurückkehrt, hagelt es Beleidigungen von seinen ehemaligen Fans. "Ich bereue es, bei Gimnasia gespielt zu haben", sagt er 2018 gegenüber TyC Sports, "denn ich bin ein Fan des Klubs, und es war eine Qual".

Frösche und Pferde

Sessa beendet seine wilde Laufbahn 2018 nach einem Engagement beim kleinen Atlético Chascomús. Heute hat er mit dem Fußball wenig zu tun, widmet sich lieber der Zucht von Pferden und Fröschen. Er habe sich dieser Tätigkeit zugewandt, sagte er vor einiger Zeit, "um sich nach einer 25-jährigen Karriere abzulenken. Ich möchte nicht in Depressionen verfallen und nicht mehr aus dem Bett kommen."

In der Sendung 90 Minutos de Fútbol führte er über sein hitzköpfiges Auftreten aus: "Ich bin der ruhigste Mensch der Welt. Nur auf dem Spielfeld war ich wie verwandelt. Wenn es nicht von Anfang an gut lief, konnte ich in eine Schlägerei mit einem Fan aus der ersten Reihe geraten. Ich bin ihm dann 200 Meter nachgerannt, um ihn zu erwischen."

Die Ironie dabei: Sessas Schwester ist tatsächlich Psychologin von Beruf.

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