0:4 gegen AD Alcorcon! Real Madrid hat sich in der 4. Runde der Copa del Rey bis auf die Knochen blamiert. Das Ergebnis: Fassungslose Spieler, ein ratloser Trainer und eine heimische Presse, die nahezu Amok läuft. Für Coach Manuel Pellegrini wird es zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison schon richtig eng.
Drei Tage nach dem mageren 0:0 in der Liga bei Sporting Gijon und eine Woche nach dem 2:3 in der Champions League gegen den AC Mailand leisteten sich die Königlichen am Dienstagabend in der Runde der letzten 32 im spanischen Pokal eine peinliche 0:4 (0:3)-Niederlage im Hinspiel beim Drittligisten AD Alcorcon und stehen damit vor dem Aus.
Zur Einordnung der Pleite: Alcorcon hat in Spanien noch nie höher als in der 3. Liga gespielt, der Jahresetat ist mit 1,1 Millionen Euro 400-mal kleiner als der von Real. Es wäre in etwa vergleichbar, wenn der FC Bayern im DFB-Pokal mit 0:4 beim 1. FC Heidenheim verlieren würde.
Dementsprechend drastisch war das Presse-Echo. "Das ist die Lachnummer des Jahrhunderts", titelte die "AS" am Morgen danach und die "Marca" meinte sogar drastisch: "Pellegrini, hau ab!"
Pellegrini: "Ich schäme mich"
Die Spieler selbst fanden kaum Worte, die apokalyptische Pleite zu beschreiben. "Sowas darf nicht passieren", meinte Royston Drenthe. "Das war nicht normal. Mit allem Respekt für Alcorcon, aber Real darf nicht auf diese Art verlieren." Raul sagte: "Ich muss mich entschuldigen, denn das Bild, das wir abgegeben haben, ist Real Madrid nicht würdig."
"Wir sind sehr niedergeschlagen, weil dieses Spiel unserem Ruf geschadet hat. Wir müssen jetzt dringend Tacheles reden. Das war nicht entschuldbar", sagte Guti. Trainer Pellegrini sagte hingegen: "Ich schäme mich. Es ist eine Schande. Mir fehlen die Worte. Es gibt keinen Grund und keine Erklärung für eine solche Niederlage."
Zumal Real mit einer schlagkräftigen Truppe beim Drittligisten aufgelaufen war. Die Superstars Cristiano Ronaldo und Kaka fehlten zwar, sowie Keeper Casillas oder Abwehrchef Pepe - das Team war trotzdem gut aufgestellt: Dudek - Arbeloa, Albiol, Metzelder, Drenthe - Granero, Diarra, Guti, van der Vaart - Raul, Benzema.
Zwei-Spiele-Ultimatum für den Real-Coach
Dennoch mussten Pellegrini und Generaldirektor Jorge Valdano auf der Bank hilflos mitansehen, wie das weiße Ballett - salopp gesagt - auf die Fresse flog. Real scheiterte zwar mehrfach am grandios haltenden AD-Keeper Juanma, doch auch Alcorcon hätte noch mehr Tore erzielen können, hätten nicht Jerzy Dudek und das Gebälk im Weg gestanden.
"Ich weiß, wie schlimm das für Real ist und ich bitte die Fans um Vergebung", sagte ein fassungsloser Valdano, der laut "Marca" nach dem 0:3-Pausenstand in die Kabine gestürzt sein und seinem Ärger Luft gemacht haben soll. "Wir müssen aus solchen Nackenschlägen demütig lernen und stärker daraus hervorgehen."
Gut möglich, dass er das bald in Eigenregie machen darf. Laut "AS" und "Marca" darf sich Pellegrini in den folgenden Partien gegen den FC Getafe (Liga) und den AC Mailand (Champions League) keine weitere Niederlage erlauben, sonst werde er gefeuert. Die "Sport" schreibt, dass Valdano in diesem Fall als Interimscoach bereit stünde.
In der Tat hat Pellegrini derzeit wenige Argumente auf seiner Seite. Auch nach 12 Pflichtspielen ist die Handschrift des Chilenen nicht erkennbar und seit Cristiano Ronaldo verletzt ist, hat Real nur eins von fünf Spiele gewonnen.
Valdano vermeidet Trainerfrage
Glaubt man den Spielern, hat nun aber jeder bei Real begriffen, was die Stunde geschlagen hat. "Das Positive an der Niederlage ist, dass wir nicht noch schlechter spielen können. Wenn eine Mannschaft weiß, was es heißt zurückzukommen, dann Real Madrid. Wir haben immer noch das Rückspiel, um das Ergebnis umzudrehen", sagte Raul mit Blick auf die Revanche am 10. November im Bernabeu.
"Wir müssen das Trikot im Rückspiel mit Stolz tragen, um das auszumerzen. Wir wissen, was wir zu tun haben", sagte Guti. Und Drenthe meinte: "Wir sind ein großer Klub. Jetzt müssen wir es auch beweisen."
Worte, die Valdano mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen hat. "Ich bin überzeugt, dass die Spieler mit ihrer professionellen Einstellung wissen, wie sie die Situation ins Gute wenden können", sagte der Generaldirektor, der alle Trainerdiskussionen ausschloss: "Wir müssen jetzt zusammenstehen - und damit meine ich auch den Trainer."
Mit Pokalblamagen hat man in Madrid übrigens Erfahrung: Bereits im Vorjahr scheiterte man aufgrund der Auswärtstorregel in der 4. Runde am Drittligisten Real Union Irun (2:3 und 4:3).
Ergebnisse: Die Copa del Rey im Überblick