Als Falcao am letzten Spieltag der Primera Division in der 88. Spielminute den 1:0-Siegtreffer für Atletico Madrid erzielte, war der Abstieg des FC Villarreal besiegelt. Ganze zwei Mal stand das Team von Trainer Miguel Lotina in dieser Spielzeit auf einem Abstiegsplatz. Am 19. Spieltag und eben nach dem letzten.
"Ich glaube, dass in dieser Saison vieles gegen uns gelaufen ist", sagte Lotina vielsagend. Ganz Villarreal steht unter Schock. Nun geht es für das "gelbe U-Boot" nach zwölf Jahren wieder in die zweite Liga.
Manipulations-Skandal in "La Liga"?
Doch in Spanien mehren sich die Stimmen, dass es im Abstiegskampf nicht mit rechten Dingen zuging. Real Saragossa stand zur Winterpause mit gerade einmal zwölf Punkten auf dem letzten Tabellenplatz. Als Präsident Agapito Iglesias in der Winterpause mit einem potenziellen Trainerkandidaten gesprochen hatte, soll er ihm versprochen haben, dass er sich "um die letzten sechs Spieltage schon kümmere".
Aus den besagten letzten sechs Partien holte Saragossa stolze 15 Punkte und hatte dabei einige dubiose Elfmeter-Entscheidungen und Platzverweise gegen die gegnerischen Mannschaften auf seiner Seite. Auch Enrique Pina, Klubchef des gerade noch geretteten Klubs Granada, mutmaßte schon vor längerer Zeit: "Wir alle wissen, dass es einen Klubführer gibt, der nicht sauber ist."
Ebenfalls neue Nahrung gab Villarreal-Verteidiger Angel den Spekulationen: "Wir sind abgestiegen, weil seltsame Dinge vorgehen, aber wir können niemanden denunzieren. Es gibt seltsame Dinge, wie zum Beispiel die Platzverweise gegen Getafe, aber wir haben den Mund zu halten. Klar ist, dass wir jetzt in der zweiten Liga sind."
Doch Kapitän und Ex-Nationalspieler Marcos Senna will von diesen Verschwörungstheorien nichts wissen: "Wir hatten das Schicksal in unseren Händen, also sollten wir keine Ausreden suchen. Ein Tor hätte uns gerettet und wir haben es nicht geschafft. Wir haben versagt. Ich bevorzuge, dass die Dinge auf dem Feld bleiben, ziehe es vor, nicht irgendwelche Vermutungen zu äußern."
Villarreal in der CL chancenlos
Als die Saison 2011/12 in Spanien begann, erstrahlte das U-Boot noch in vollem Glanz. In der Qualifikationsrunde der Champions League setzte sich das Team locker mit 1:0 und 3:0 gegen den dänischen Vertreter und damaligen Vizemeister Odense BK durch. Jubel, Trubel, Heiterkeit in der ganzen Stadt, doch die Ernüchterung folgte schon bald.
Zum Auftakt der Primera Division kam Villarreal mit 0:5 gegen den FC Barcelona unter die Räder und auch in der Folgezeit lief es mehr schlecht als recht für die Ostspanier.
In der Champions-League-Gruppe A setzte es gegen Bayern München, Manchester City und Neapel nur Niederlagen und man schied mit null Punkten und gerade einmal zwei Törchen sang- und klanglos aus der Königsklasse aus.
Das Trainer-Karussell
Gleich drei Trainer versuchten in dieser Spielzeit ihr Glück in Villarreal. Den Anfang machte Juan Carlos Garrido, der kurz vor Weihnachten 2011 seinen Hut nehmen musste. Da lag der Klub noch auf dem 15. Tabellenplatz und hatte drei Zähler Vorsprung auf den ersten Abstiegsrang.
Seine Ausbeute: 15 Punkte aus 16 Liga-Spielen. Es folgte Jose Francisco Molina, der von 1993 bis 1994 selbst Torwart in Villarreal war. Doch auch er konnte das U-Boot nicht entscheidend auf Vordermann bringen und wurde im März durch Miguel Angel Lotina ersetzt.
Alle drei Trainer können auf eine magere Leistungsbilanz zurückblicken: Garrido holte 0,94 Punkte im Schnitt, Molinas Schnitt lag bei 1,09 und Lotina war mit 1,27 Zählern pro Spiel in dieser Serie noch der erfolgreichste Trainer des Vereins.
Die Gründe für den Abstieg
Vor der Spielzeit musste der finanziell angeschlagene Klub aus der Nähe Valencias seinen Spielmacher Santiago Cazorla an den FC Malaga verkaufen und sicherte durch die eingenommenen 21 Millionen Euro vorläufig die Liquidität.
Auch der Leistungsträger und spanische Nationalverteidiger Joan Capdevila verließ den Verein und wechselte zu Benfica Lissabon.
Durch das große Verletzungspech gerieten die Ostspanier in eine Abwärtsspirale: Stürmerstar Giuseppe Rossi fiel wegen eines Kreuzbandrisses sechs Monate aus und konnte insgesamt nur 14 Spiele in Liga und Champions League bestreiten. Nach einem erneuten Riss des Kreuzbands wird er erst im Februar 2013 wieder eingreifen können. Auch Nilmar fehlte lange Zeit nach einer Knie-Operation verletzt und präsentierte sich im Anschluss formschwach.
Insbesondere die lahmende Offensive ist ein Beleg für den Niedergang des Klubs: Gerade einmal 39 Tore konnte man erzielen - das ist der viertschwächste Wert der Liga. Bester Torschütze war Marco Ruben mit neun Treffern.
Villarreal einst international erfolgreich
Noch 2006 stand die Mannschaft im Halbfinale der Champions League und scheiterte nach einem 0:0 im Hinspiel denkbar knapp mit 0:1 beim FC Arsenal. Auch in der Saison 2003/2004 war im Halbfinale Feierabend für das U-Boot. Im damaligen UEFA-Cup scheiterte man am Lokalrivalen FC Valencia. In der Spielzeit 2010/11 setzte sich der Semifinal-Fluch weiter fort, als sich Porto gegen die Ostspanier in der Europa League durchsetzte.
Es war die Zeit, als der Kader noch mit einigen Hochkarätern gespickt war: Keeper Pepe Reina, der nun in Liverpool das Tor hütet. Oder aber Angreifer Diego Forlan, der 2007 zu Atletico Madrid wechselte und nun bei Inter Mailand die Fußballtreter schnürt. Spieler wie Robert Pires oder Juan Pablo Sorin ergänzen diese illustre Liste von Ex-Spielern.
Auch heute stehen mit dem ehemaligen spanischen Nationalspieler und amtierenden Europameister Marcos Senna und seinen Mittelfeldkollegen Borja Valero oder Bruno Soriano eigentliche Leistungsträger im Kader der Ostspanier.
Ein Ausverkauf droht
Der Abstieg in die Segunda Division trifft den Klub gleich doppelt: Da die Zweitvertretung der Ostspanier ebenfalls in der zweiten Liga ihre Spiele austrägt, muss die Mannschaft nun in die dritte Spielklasse zwangsabsteigen.
Zwar haben laut spanischen Medienberichten die meisten Spieler Villarreals auch ein gültiges Arbeitspapier für die Segunda Division, dennoch ist ein Verbleib der Leistungsträger eher unwahrscheinlich.
Senna wird mit einem Wechsel in die USA in Verbindung gebracht. Nilmar soll bei Galatasaray auf dem Wunschzettel stehen. Auch ein Wechsel zum Lokalrivalen nach Valencia scheint möglich. Gleiches gilt für Soriano. Valero ist beim Champions-League-Qualifikanten Malaga im Gespräch. Es scheint, als stünden dem gelben U-Boot noch stürmische Zeiten bevor.
Die Ergebnisse des FC Villarreal in der Saison 2011/2012